Der Kronrat (German Edition)
entgegen.« Ich drehte mich im Sattel um, musterte die Gardereiter, die Baronetta und meine Gefährten. »Keine zwei Dutzend Reiter … ich glaube nicht, dass sie denkt, dass wir ihnen gefährlich werden können.«
Als die Abenddämmerung anbrach, verließ sie uns, zog zur Seite weg und flog davon. Zokoras Meinung nach war es den Wyvern des Nachts immer noch zu kühl.
Die Straße bis zum Eisenpass war gut genug, um auch im Dunkeln schnell zu reiten. Wir hielten Ausschau nach dem Feind, doch zeigte er sich nicht. Erst als es darum ging, den Weg hoch zur Wehrstation zu finden, wurden wir langsamer, wenn auch nicht viel. Zokora ritt voran, wir brauchten uns nur an sie zu halten.
Als die Wehrstation in Sicht kam, fluchte ich leise, denn dort brannten Lichter. Wenigstens sah es nicht so aus, als wären es viele, wahrscheinlich war es nur ein Spähtrupp, der sicherstellen sollte, dass die Wehrstation keine Gefahr darstellte.
»Ich dachte, Ihr hättet es nicht anders erwartet?«, fragte mich der Prinz.
»Ja. Ich hätte es nur gerne anders gehabt.«
»Was tun wir jetzt? Greifen wir sie an?«
»Ihr wartet hier«, teilte Zokora uns mit, drückte mir ihre Zügel in die Hand und war verschwunden.
»Wo ist sie hin?«, fragte der Prinz und sah sich unbehaglich um. Dafür, dass er sonst so schweigsam war, stellte er mir jetzt zu viele Fragen.
»Ich nehme an, sie kundschaftet den Gegner aus«, teilte ich ihm geduldig mit.
»Ihr lasst eine Frau kundschaften?«
»Sie kann es am besten«, sagte Varosch, und obwohl es zu dunkel war, um ihn zu sehen, war das Schmunzeln in seiner Stimme kaum zu überhören.
»Ihr begeht einen Fehler, wenn Ihr die Seras unterschätzt«, meinte Serafine noch.
»Das weiß er«, meldete sich überraschend die Baronetta. »Er darf es nur nicht sagen.«
Der Prinz antwortete nicht darauf, doch ich bildete mir ein, ihn lächeln zu sehen.
Ich zog mein Sehrohr aus und richtete es auf die ferne Wehrstation, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie eine Wache auf dem Wall plötzlich verschwand.
Es blieb ruhig. Ich schaute weiter durch das Rohr, doch es geschah nichts weiter.
Zokora tauchte so plötzlich aus den Schatten auf, dass sie sogar mich erschreckte. Ich fluchte leise und beruhigte Rabenflug, der es auch nicht schätzte, wenn neben ihm die Dunkelheit eine kleine Elfe ausspie.
»Es waren nur zwölf«, informierte sie uns, als sie die Zügel von mir wieder nahm und auf den Rücken ihres Pferdes glitt. »Ein Vorauskommando, dazu noch ein Wyvernreiter.« Sie ritt an.
»Damit wissen wir, dass sie tatsächlich durch diesen Pass kommen wollen. Was ist mit der Wyvern?«
»Ich habe ihn betäubt, er liegt im Stall und schläft. Ich weiß noch nicht, was wir mit ihm machen sollen. Es sind sture Biester, und bei Nacht sind sie mir zu träge. Ich hätte lieber einen Greifen.«
»Fragt sie, was mit den Wachen ist«, meinte der Prinz.
»Was soll mit ihnen sein?«, meinte Zokora. »Sie sind tot, sonst würde ich wohl kaum offen auf die Station zureiten.«
»Sie sind tot?«, fragte der Prinz fassungslos, während Varosch sich die Hand vor den Mund hielt, um nicht laut zu lachen.
»Ja«, sagte Zokora und wandte sich an mich. »Es muss daran liegen, dass ihr Menschen seid: manchmal hört ihr einfach schlecht! Es geschieht auch dir ja immer wieder.«
Hinter uns kicherte Serafine und vielleicht auch die Sera Levin.
Zokora hatte die Toten säuberlich in einer Reihe ausgelegt. Im Stall, nahe bei der Wyvern.
»Sie sind wie Schlangen«, teilte sie mir mit. »Wenn sie sich überfressen, rühren sie sich wochenlang nicht mehr. Geschweige denn, dass sie fliegen können.«
Ich musterte die Toten. »Hättest du nicht einen so lange leben lassen können, bis wir ihn befragt hätten?«
»Ich habe einen befragt. Den hier«, sagte Zokora und wies auf den Mann in der leichten Rüstung eines Wyvernreiters. »Die Feindlegion wird schon morgen durch den Pass marschieren. Am späten Nachmittag, vielleicht auch in der Nacht.«
Ich musterte den toten Wyvernreiter, bis auf die Wunde über seinem Herzen sah ich keine Spuren, doch selbst im Tode wirkte er noch so, als hätte er keinen leichten Tod gehabt.
»Also bleibt noch Zeit«, stellte ich erleichtert fest. »Wenn auch nicht viel davon.«
»Ja. Aber deshalb wollte ich sie dir nicht zeigen«, fuhr Zokora fort. »Hier.«
Ein kleines Licht entstand in Zokoras Hand, was den Prinzen neben mir fluchen ließ, und schwebte zu den Toten.
»Schau dir das Schuhwerk
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