Der Kronrat (German Edition)
dass einer von ihnen der Flotte verdorbenes Fleisch lieferte und wusste , dass es verdorben war. Das kann eine ganze Mannschaft töten. Am Anfang, so meinte Orikes, wäre es nicht so schlimm gewesen, aber im Laufe der Jahrhunderte nahm es überhand. Jetzt ist es fast schon so, dass ein Sitz im Rat vererbt wird! Doch so ist es nicht gedacht. Es ist schon so weit, dass der Kommandant es kaum wagen kann, gegen den Rat vorzugehen. Doch ich glaube, ich habe eine Möglichkeit gefunden.«
»Und welche?«, fragte Serafine.
»Ich benutze ihre Methoden.« Ich sah zur Sonne hoch, es war noch nicht ganz Mittag. »Wann soll diese Hinrichtung stattfinden?«
»Zur fünften Glocke.«
»Dann haben wir noch etwas Zeit. Es gibt noch viel zu tun.«
»Was planst du noch?«
»Ich plane nicht, ich schiebe nur die Steine zurecht, damit sie da sind, wenn ich sie brauche«, erklärte ich ihr.
»Also gut. Welche Steine willst du denn noch verschieben?«
»Den Handelsrat. Vrelda, die auch in Wahrheit eine Königin sein sollte. Eine Sera, die Blumen liebt. Dann nimmt alles seinen Lauf.« Ich blieb stehen und ergriff ihre Hand. »Ich weiß nicht, was auf diesem Kronrat geschehen wird. Ich will nur vorbereitet sein. Es ist bald vorbei.«
Sie sah mich an. »Oder es fängt bald alles von vorne an.«
»Ja«, sagte ich. »Oder das.«
»Welche Sera hast du gemeint? Wir lieben alle Blumen.«
»Nicht wie sie«, antwortete ich. »Sehen wir zu, dass wir Ragnar finden. Dann siehst du, was ich meine.«
»Ich hörte, er ist oft in der Silbernen Schlange . Er hat sich dort ein Zimmer genommen«, sagte sie.
»Das erklärt, warum mich sein Schnarchen nicht mehr stört.«
48. Ragnarskrag
»Ihr seht aus, als hättet ihr viel Spaß gehabt«, begrüßte uns Ragnar, als wir uns zu ihm setzten. »Was habt ihr in Aldar getrieben? Euch mit Bären einen kleinen Ringkampf geliefert?«
»So in etwa«, lächelte Serafine. »Havald hat schon wieder eine Rüstung ruiniert.«
»Ich hörte, dass es mit schöner Regelmäßigkeit geschieht«, lachte er und hob die Hand, um Bier für uns zu bestellen.
Wir hatten ihn tatsächlich in der Silbernen Schlange vorgefunden, er saß im Gastraum, der um diese Kerze fast leer war, und sprach einem guten Frühstück zu. Doch Ragnar zeigte wenig Appetit, und seine Augen waren gerötet, er sah übermüdet aus.
»Du siehst nicht viel besser aus«, stellte ich fest. »Lag es an dem Bier?«
»Das war nicht das Problem«, stöhnte er. »Es war der Met. Ich vergaß, wie pelzig er am Morgen schmeckt.« Er sah sich um, bevor er leise weitersprach. »Das Fest war geradezu friedlich. Erlaf und ich schwiegen uns an, und es gab nur vier Schlägereien. Aus allen hielt ich mich heraus. Es brauchte eine Weile, bis ich es einrichten konnte, Vrelda zu sprechen, ohne dass ein Ohr in der Nähe war. Havald«, sagte er, und seine Augen zogen sich grimmig zusammen, »Erlaf hat an ihr Rache genommen für seine Hand. Vrelda hasst ihn mit einer Inbrunst, die selbst mich erschreckt, und sie hat nicht vor, ihn König werden zu lassen. Ihr Plan ist es, ihn im Bett zu ermorden, wenn es ihm gelingen sollte, sie zur Heirat zu zwingen.«
»Käme sie damit durch? Ich meine, sie ist die Königin.«
»Es wäre möglich, doch die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Von Angus hat sie schon gehört, und wie sie sagte, würde sie auch einen Ziegenbock zum König nehmen. Da ist ihr Angus lieber.«
»Stört es sie nicht, dass er ein Werwolf ist?«, fragte Serafine neugierig.
»Nein«, erklärte Ragnar. »Auch wenn die Gefahr besteht, dass ein Kind von ihm sie bei der Geburt tötet. Immerhin sichert es kräftige Kinder, die leichter überleben werden.« Er sah zu ihr. »Es ist ja nicht so, dass er sich jede Nacht in einen Wolf verwandelt. Es ist eine Göttergabe und kein Fluch, wie es die Krankheit sein kann.«
»Und Angus?«
Er seufzte. »Vom eisernen Thron war er nicht begeistert, doch als ich ihm Vrelda beschrieb, war er nicht mehr abgeneigt. Diese Elgata schien er darüber fast zu vergessen. Er ist begierig darauf, sie zu sehen, und tadelte mich, dass ich ihm Vreldas Brüste nicht beschrieb.« Er stocherte in seinem Essen herum. »Als ich ihm sagte, dass sie ihrer Mutter ähnlich sieht, war sein Interesse ganz und gar geweckt. Er erinnert sich noch gut an sie.« Er seufzte. »Ich liebe Angus wie einen Bruder … mehr, wenn man bedenkt, dass drei von ihnen mich ermorden wollten, aber Angus … er braucht guten Rat, wenn er König werden soll.«
»Du
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