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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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als ich zuerst dachte.
    »Das ist er«, bestätigte ich.
    Dann bitte ich darum, dass er die Schelle nicht verfehlt. Es wäre nach all den Jahrhunderten lächerlich, wenn ein wohlgemeinter Schlag mich mein Leben kosten würde.
    »Das wird nicht geschehen«, sagte Ragnar. »Ich teile einer Fliege die Flügel mit meiner Axt!«
    Dann stelle ich deine Worte mit meinem Leben auf die Probe.
    Mit anmutiger Eleganz senkte sich der schlanke Kopf zu Boden, eine krallenbewehrte Pranke schob die massive Schelle um den Hals zurecht.
    »Was du jetzt siehst«, flüsterte ich Serafine zu, »hat man in diesem Zeitalter noch nie gesehen. Nicht, seitdem die letzten Riesen über die Erde wandelten.«
    »Woher wusstest du es?«, fragte Ragnar, der nun seine Axt fester hielt.
    »Du hast es selbst gesagt. Du stammst von ihnen ab. Aber ich habe es nicht recht geglaubt, bis ich Ragnarskrag in meinen Händen hielt«, entgegnete ich. »Jetzt mach schon, Ragnar, bevor der Nekromantenkaiser noch bemerkt, was hier geschieht.«
    Er sah unsicher drein.
    »Tu es einfach. Es ist eine Sera, die deine Hilfe braucht, willst du sie noch länger warten lassen?«
    Er sah mich an, dann lachte er. »Wohl kaum!« Er hob die Axt und ging den Abhang hinunter.
    »Götter!«, hauchte Serafine erneut, während auch ich hinstarrte, denn mit jedem Schritt, den Ragnar tat, wurde er größer und größer, bis die Erde unter seinem Schritt erbebte. Als er neben der Sera stand, ragte er wie ein Turm empor, der ihr an Größe beinahe gleichkam. Er beugte sich nieder, hob einen Stein an, der größer als zwei Häuser war, und schob ihn unter der Schelle zurecht, die den Drachen band. Dann trat er zurück, sah zu uns, grinste breit und hob seine mächtige Axt zu einem beidhändigen Schlag.
    »Hoar!« , rief er so laut, dass die Erde bebte und die Vögel erschreckt aufstoben. Bis in die Wolken hob er das schwere Blatt empor, und jetzt fuhr es wie das Ende der Welten herab, spaltete Schelle und Stein und den Grund des Bergs mit einem Krachen, das die Welt erschütterte.
    Selbst der Drache schien benommen, doch Ragnar zögerte nicht lange. Mit zwei Händen bog er die Schelle auf, und nicht nur das: Zwischen seinen mächtigen Fingern zerbrachen auch die anderen Manschetten, die ihre drei verbliebenen Beine verunstalteten.
    Aus der Höhe hörten wir einen schrecklichen Schrei. Ich sah hoch und beobachtete, wie einer der kleineren Drachen herabfuhr, direkt auf Ragnar zu, der das Biest fast nachlässig mit einer massiven Hand ergriff, zudrückte und es zerbrochen weg zur Seite warf. Dann drehte er sich um und kam auf uns zugerannt. Noch immer bebte die Erde unter seinen Schritten, und hinter uns stürzten die alten Ruinen ein.
    Während er rannte, wurde er wieder kleiner. Er sprang wie ein Hase über die Spalten, die sich im Boden öffneten, grinste über das ganze Gesicht, während hinter ihm der Drache schimmerte, ein neues Bein aus dem vernarbten Stumpf wuchs und sich mächtige Flügel entfalteten, die eben noch verkrüppelt gewesen waren.
    Wir werden uns wiedersehen , teilte uns die Sera mit, dann erhob sie sich mit einem mächtigen Schwung der Flügel in die Luft und schoss so schnell empor, dass sie kaum noch zu sehen war. Habt Dank für Eure Blumen.
    »Havald!«, rief Ragnar, hechtete auf mich zu und beförderte einen Stein zur Seite, der mich sicherlich erschlagen hätte. »Steh hier nicht so dumm herum! Wir müssen gehen!«
    Wir rannten los, es war nicht weit zum Treppenabgang, doch auch hier unten breiteten sich Risse aus, und Steine fielen von der Decke.
    Wir sprangen in das Tor hinein, während um uns herum schon Brocken von der Decke stürzten. Ich warf mich über Serafine und spürte einen harten Schlag im Rücken. Hastig hob und senkte ich den letzten Torstein – und fand mich im Tor in Askir wieder, während neben mir ein schwarzer Fels über den Boden rollte.
    Ragnar richtete sich auf, schüttelte sein Haupt und lachte, nahm den Brocken und warf ihn achtlos fort. Dann half er Serafine auf die Beine.
    »Raus!«, rief der Leutnant am Tor und hielt die Hand hoch, wo er mit den Fingern zählte. »Schnell!«
    Wenn man nicht auf den Rand achtete, konnte das Portal einen in zwei Teile schneiden. Ich hechtete zur Seite hin, einen Lidschlag später nur tauchte im Tor eine mit Ketten zusammengeknotete Wyvern auf, die mich mit giftigen Augen musterte.
    Auch Ragnar und Serafine hatten es geschafft, jetzt standen wir keuchend an der Seite und sahen zu, wie die Wyvern von

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