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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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während ich mich vorsichtig anders hinsetzte, »hat mir schon wieder eine Rippe gebrochen!«
     
    Ich begab mich zum Medikus in der Zitadelle, der mir einen festen Verband anlegte und mir riet, mich nicht anzustrengen, was mich beinahe zum Lachen brachte. Der stechende Schmerz belehrte mich eines Besseren.
    »Was habt Ihr gemacht, Lanzengeneral«, fragte der Mann, als ich meine Uniform wieder anzog. »Ihr solltet lernen, besser mit Eurem Körper umzugehen!«
    In den letzten Tagen hatte ich mir eine Menge blauer Flecken eingefangen. Leandras Blitze hatten mir noch am ganzen Körper, wie Sommersprossen großzügig verteilt, eine Menge kleiner Punkte und einige unschöne Narben hinterlassen. Die Wunden und auch die gebrochene Rippe von dem Kampf mit diesem Priester hatte Seelenreißer mir im Kampf geheilt, die blauen Flecken und die kleinen Narben hatte er mir gelassen. In dieser Hinsicht konnte Seelenreißer oft willkürlich sein. Ich musterte mich im Spiegel und knöpfte die Jacke zu. Zum einen sah es nicht so schlimm aus, wie ich dachte, zum anderen gewöhnt man sich an manche Dinge. Aber ich fand es durchaus bemerkenswert, dass es Leandra gewesen war, die mich am meisten gezeichnet hatte. Und Seelenreißer mir ihre Spuren ließ.

49. Die Hinrichtung
     
    Serafine und Ragnar hatten in meinem Amtsraum auf mich gewartet, dort fand ich sie ins Gespräch vertieft vor, der Korporal aus dem Zeughaus und Schwertleutnant Stofisk waren auch dort und schienen sich bestens zu unterhalten.
    »Was ist das eigentlich für eine Rüstung, die Santer trägt?«, fragte ich den Korporal sogleich. »Ist sie nur für die Eulen gemacht?«
    »Nein«, erklärte er. »Ursprünglich wurden diese Rüstungen für Nachtfalken gefertigt, angeblich sind sie auch dafür geeignet, den Träger vor Magie zu schützen.«
    »Ich dachte, du hättest deine Rüstung inzwischen gefunden?«, lachte Serafine.
    »Probierst nicht auch du verschiedene Kleider an?«, fragte ich sie schmunzelnd. »Aber du hast recht, die Rüstung der Drachenreiter ist fast das, wovon ich immer träumte, und ohne sie hätte mich der dunkle Priester wohl noch übler zugerichtet. Nur mag ich es nicht, dass sie so hell glänzt; wenn die Sonne richtig steht, kann mich der Feind darin auf Meilen erkennen!«
    »Das lässt sich ändern, Lanzengeneral«, sagte der Zeugwart dazu. »Ich kann sie euch brünieren.«
    »Dann tut das«, sagte ich. »Und beult sie etwas für mich aus, sie hat ein wenig gelitten.« Sein Blick sagte mir, dass er nicht erfreut darüber war, er nickte steif und ging.
    »Wie war es in Aldar?«, fragte Leutnant Stofisk. »Man hört so allerhand.«
    »Nass«, antwortete Serafine mit einem Lächeln. Was unserem Leutnant wohl nicht genug war, er schien mir vor Neugier fast zu platzen.
    »Erzählt ihm später von Euren Heldentaten«, meinte Ragnar. »Ich will diese Hinrichtung nicht versäumen.«
    »Darf ich Euch begleiten?«, fragte Stockfisch ganz aufgeregt. »Ich will wissen, wie es endet!«
    »Dann kommt mit!«, rief Ragnar und schlug dem Leutnant auf die Schulter, sodass dieser taumelte. »Ihr dürft uns das Bier tragen!«
    Draußen stieß eine Tenet Bullen zu uns, angeführt von einem Lanzenleutnant Toris, der mir erklärte, dass dies bei solchen Anlässen allein schon wegen des Gedränges üblich wäre. »Damit Euch nicht aus der Menschenmenge heraus ein Attentäter angreift.«
    Schon am Tor zum Tempelplatz verstand ich, was er mit »Gedränge« meinte. Die Menschen stauten sich schon vor dem Tor, die ganze Straße herunter, und nur Leutnant Toris’ laute Stimme und die mit Leder überzogenen Knüppel, die sich drohend hoben, machten uns den Weg frei. »Macht Platz für den Lanzengeneral!«, rief er immer wieder. »Aus dem Weg! Macht Platz!«
    Ich hätte erwartet, dass die Leute es übel aufnehmen würden, doch die meisten machten bereitwillig Platz, und viele strahlten, lachten und sahen mich neugierig an. Gelegentlich wurden sogar Kinder hochgehoben, damit sie mich besser sehen konnten. So kamen wir, wenn auch langsam, doch voran.
    »Wir hätten früher aufbrechen sollen«, meinte Stofisk. »Bei solchen Dingen lohnt es sich vorauszuplanen.«
    »Wir waren etwas beschäftigt und brauchten danach eine Pause«, erklärte Serafine dem Leutnant.
    »Es wird die größte Hinrichtung seit Jahrhunderten.« Stofisk strahlte über beide Ohren. »Das letzte Mal, dass ein Verfluchter öffentlich gerichtet wurde, ist über achthundert Jahre her. Wie konntet Ihr da an etwas

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