Der Kronrat (German Edition)
schweren Steinen gepflasterte Straße war mit Löchern übersät, Rauchfahnen stiegen von gut zwei Dutzend Feuern auf. Ich hatte schon Schlachtfelder gesehen, die weniger verwüstet waren. Gut drei Dutzend Körper lagen bewegungslos wie Puppen hingeworfen da, und mehr als eine Frau hörte man laut klagen, während Legionäre mit grimmigen Gesichtern umherliefen, um zu helfen, wo sie konnten.
»Götter!«, entfuhr es mir, als wir Asela erreichten. »Was ist hier geschehen?«
»Der Verfluchte«, brachte sie mit schmerzverzerrter Miene hervor. »Götter«, fluchte sie dann, als der Medikus mit einer kleinen Pinzette geschmolzenes Metall von ihrer verbrannten Haut löste. »Sie spürt den Schmerz viel stärker, als ich es jemals tat!« Die anderen blickten verständnislos drein, aber ich nickte nur.
»Ich bin froh, dass Ihr noch lebt«, sagte ich leise
»Ihr seid die Eule Asela, nicht wahr?«, fragte Leandra und musterte Asela neugierig.
»Da ich nicht Desina bin, muss es wohl so sein, Maestra«, antwortete Asela grimmig.
»Wie konnte das geschehen?«, fragte Leandra ratlos. »Ich habe immer nur von Eurer großen Macht gehört. Wie konnte er Euch so zurichten?«
»Der Eid gebietet mir, die Menschen zu schützen, Maestra«, presste die Eule zwischen den Zähnen hervor. »Was hättet Ihr getan, wenn der Verfluchte eine Feuersbrunst entfesselt? Die Leute sterben lassen? Er ließ Dutzende von Häusern aufflammen, und mir blieb nichts anderes übrig, als das Feuer auf mich zu ziehen.«
»Götter!«, entfuhr es mir, als ich so langsam verstand, was hier vorgefallen war. Jetzt ergaben auch die geschwärzten Fassaden der Hauser weiter weg einen Sinn. »Das gesamte Gebiet?«
»Ja. Er war dämonisch stark, und ich konnte nicht alle retten. Es war mein verfluchter Fehler, ich habe nicht aufgepasst!«
»Was ist geschehen, Asela?«, fragte Serafine und kniete sich besorgt vor sie hin, um ihr eine Hand auf das Knie zu legen. »Wie geht es dir? Wirst du es überstehen?«
»Danke, Finna«, sagte Asela mit deutlich weicherer Stimme, »dass du dich um mich sorgst … verflucht! Warum muss ich nur dauernd weinen! Solche Dinge geschehen … kein Grund, hier den Wasserfall zu geben …« Ihre Schultern bebten, und Serafine nahm sie in ihre Arme, während sie weinte.
Ich schaute auf sie herab, die einst Balthasar gewesen war, und stellte fest, dass ich mir Sorgen um sie machte. Die Eule schien meinen Blick zu bemerken und riss sich sichtlich zusammen.
»Aber Ihr habt ihn vernichtet«, stellte ich fest.
»Nein«, sagte sie und hob ihr verbranntes Gesicht. »Ich habe ihn in Stein gefangen, doch besiegen kann ich ihn so nicht, er ist zu mächtig! Deshalb habe ich nach Euch rufen lassen. Wir brauchen ein Bannschwert, um ihn zu zerstören.« Sie hob eine zitternde Hand. »Dort, wo die Soldaten stehen … Ihr werdet ihn dort finden.«
Wir fanden ihn – in geschmolzenen Stein eingefasst, blind und verkohlt, aber immer noch am Leben.
Asela war hier entlanggegangen, vertieft in eine Unterhaltung mit einer der Federn, als Tivstirk den Angriff auf sie eröffnet hatte – mit einer Lanze aus Feuer und Rauch, die im ersten Ansturm schon ein Dutzend Menschen tötete. Der Kampf hatte lange gewährt, Zeugen wussten ihn kaum zu beschreiben, von Blitzen war die Rede, feurigen Gebilden, strahlendem Licht und dunklem Rauch, von Eis und glänzenden Kugeln, von silbrigen Splittern, die durch die steinernen Wände der Häuser drangen, als wären sie aus Seide. Doch unerbittlich hatte Asela den Nekromanten mehr und mehr zurückgedrängt, ihn in schimmernde Wände eingehüllt, dann in eine Kugel, bis Tivstirk als Letztes diese Feuersbrunst herabrief, die in weitem Umkreis alles brennen ließ, aber nur einen Lidschlag lang, dann war der Brand vorbei und schlug als ein Speer aus Licht und Feuer in den Verfluchten ein.
Der Seelenreiter hing nun am Grund einer verglasten Kuhle fest, die gut einen Schritt tief und acht breit war. Er steckte bis zur linken Schulter in dem verglasten Gestein, das unter der Oberfläche in unheilvollem Rot glühte – und Tivstirk lebte immer noch.
Ich zog Seelenreißer, aber Zokora hielt mich zurück, nahm ein verkohltes Stück Holz und stieß es in den Boden. Es sank langsam ein, und als sie es herauszog, zog der Stein Fäden.
»Es ist geschmolzenes Glas, Havald«, warnte sie. »Auch du überlebst das nicht.«
Während der Seelenreiter litt, lösten sich immer wieder Seelen von ihm, die zu Soltar aufstiegen. Und
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