Der Kronrat (German Edition)
fiel. »Wenn es um den Kronrat geht, sind sie alle wie störrische Esel, aber hier finden sie sich einträchtig zusammen. Selbst der Handelsrat ist zufrieden. Es ist ein großes Geschäft für ihn. Und für die Diebesgilde auch.«
Was sollte ich dazu sagen? Der Tod anderer barg schon immer eine schaurige Faszination.
»Wie will man die Verurteilten hierherbringen? Auf einem Leiterwagen durch diese Menge?«
»Sie sind schon da und warten unter der Plattform darauf, dass man sie hinaufholt. Lange wird es nicht mehr dauern, da kommen jetzt auch die Priester unserer Götter.« Er schüttelte den Kopf. »Schaut Euch diesen Auflauf an. Wann sieht man solche erlauchten Gäste sonst? Bei Krönungen, Hochzeiten hoher Herren oder dem letzten Geleit von Königen. Wir hätten die beiden einfach im Hinterhof erschlagen und verscharren sollen! Doch Joakin hat mit seinen Morden das Volk so sehr erzürnt, dass es sogar Pertok notwendig erschien, ihn öffentlich zu richten.«
»Was hat er überhaupt getan?«
»Er ist ein Auftragsmörder und war besonders hinterhältig. Nicht eines der Opfer starb von seiner eigenen Hand.«
Ich sah ihn erstaunt an.
»Er machte sich an die Frauen seiner Opfer heran, schwatzte ihnen ein Mittel auf, das ihre Männer zu besseren Liebhabern machen würde – und brachte so die Seras dazu, ihre Männer mit Gift zu ermorden. Allerdings wurden zwei der Seras wegen Mordes hingerichtet, bevor herauskam, dass es in Wahrheit dieser Joakin gewesen ist. Alleine das war Grund genug, das Volk gegen ihn aufzubringen.«
In der Tat, ein hinterhältiges Verbrechen.
»Hat die Befragung von Helgs noch etwas ergeben?«, fragte ich den Kommandanten.
Der nickte. »Wendet Euch an Orikes, er hat das Protokoll des Verhörs vorliegen … ein paar kleine Dinge nur, ein paar Namen, und dass wir jetzt wissen, dass wir zu früh zugegriffen haben, er hat weitere Anweisungen erwartet, die er noch nicht erhielt.« Er sah zu mir hin. »Er hat noch etwas von einem Raben gefaselt und von einem Anschlag, der Euch gelten soll. Also haltet besser die Augen auf.«
»Den Anschlag gab es schon«, teilte ich ihm mit. »Wie Ihr seht, war er erfolglos.«
»Achtet trotzdem auf Euch«, bat er. »Auch für den Kronrat hat der Feind etwas geplant, es lässt mich nicht schlafen, dass ich nicht weiß, was es sein könnte! Auch, dass dieser Tivstirk hier irgendwo noch ist, gibt mir Bedenken auf!«
Ich nickte und sah mich weiter um. Wenn Kolaron oder Tivstirk eine Möglichkeit fanden, hier zuzuschlagen, dann war der Krieg zu Ende. Kein Wunder, dass es dem Kommandanten nicht gefiel.
Die Trommler hoben ihre Stöcke und ließen sie auf den Fellen tanzen, dann kam eine Prozession die hintere Treppe herauf. Vier Bullen in ihren Rüstungen führten mit fester Hand einen jungen Mann mit Pickeln und einem gewinnenden Lächeln die Treppe herauf, er trug Ketten und festliche Gewänder und warf der grölenden und buhenden Menge mit gefesselten Händen Kusshände zu.
»Noch genießt er seinen Auftritt«, grollte der Kommandant. »Er wähnt sich sicher schon in den Geschichtsbüchern der Stadt, doch ich schwöre Euch, das wird sich ändern.«
Ich nickte nur und begab mich zu Leandra hin.
Sie sah mit großen Augen auf Joakin, der jetzt vor den gekrönten Häuptern einen Kratzfuß tat.
»Leandra«, sagte ich. »Ich rate dir, lass es sein. Es wird dich in deinen Träumen verfolgen, und das brauchst du nicht.«
»Zuvor wolltest du es aber«, sagte sie genauso leise, während Pertok vortrat und die Menge leise wurde, während der Inquisitor die Verbrechen des Delinquenten verlas.
»Das Ziel ist erreicht. Man bewundert dich, du bist die unschuldige Königin, mit der man ein übles Spiel getrieben hat. Überlass es dem Henker, du würdest es sonst bereuen.«
»Er ist ein Verfluchter, und es braucht ein Bannschwert, um ihn zu erlösen. Und Steinherz begibt sich, wie du weißt, nicht gern in andere Hände.«
»Es gibt noch Seelenreißer. Es wäre nicht das erste Mal. Lass es sein, ich bitte dich.«
Sie sah mich an und nickte dann.
Ich atmete erleichtert aus. »Es ist die richtige Entscheidung«, sagte ich.
»Dann lass es mich tun«, bat Zokora. »Ich will ihn meiner Göttin opfern!«
Ich nickte. »Ich werde dir Seelenreißer geben.«
»Das erscheint mir passend, schließlich ist er der Hüter der Schatten.« Sie lächelte und zeigte weiße Zähne. »Er wird mir gute Dienste leisten.«
Pertok trat auf die Plattform und verlas das Urteil, dann ging
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