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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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während wir dort standen, formte sich seine Haut immer wieder neu, um kochend abzuplatzen. Er schrie vor Schmerzen, um dann kurz wieder zu verstummen, als ihm die Hitze die Stimme nahm.
    »Wir könnten warten, bis ihm die Seelen ausgehen«, schlug ich zweifelnd vor.
    »Besser nicht«, sagte Asela, die, auf Serafine gestützt, zu uns herangetreten war und sich den Verfluchten jetzt ebenfalls besah. »Leiht Ihr mir Euer Schwert, Lanzengeneral?«, fragte sie erschöpft. »Bevor es ihm doch irgendwie gelingt, sich zu befreien?«
    »Nur wenn Ihr auch Seelenreißers Gabe nutzt«, sagte ich leise. »Ihr seht übel aus.«
    »Das werde ich wohl kaum ablehnen«, sagte sie und lächelte mit geschwärzten Lippen, die aufbrachen und rohes Fleisch freilegten. Ich zog Seelenreißer und verlieh das Schwert an diesem Tag zum zweiten Mal.
    Asela nahm es, tat eine Geste und schritt auf das Glas hinaus. Ihre dunklen Stiefel hinterließen Spuren und rauchten, aber es schien ihr nichts anzuhaben. Sie trat vor den Verfluchten und kniete sich vor ihn.
    »Ich hoffe, du hast genug gelitten. War es eine Überraschung, sie nicht wehrlos vorzufinden? Als sie noch einen Willen besaß, hat sie davon geträumt, dass dies geschieht.«
    Ein gurgelndes Geräusch kam von dem Seelenreiter.
    »Ja, ich weiß jetzt, wer du bist und was du ihr angetan hast«, fuhr sie mit rauer Stimme fort. »Spar dir deine Worte. Sie hört sie nicht, und sie können sie nicht mehr verletzen.«
    Sie hob Seelenreißer und stieß dem Verfluchten die Klinge durch den Schädel. Vor meinen staunenden Augen stiegen die Seelen empor, Soltars Gnade entgegen, so viele von ihnen und so dicht, dass sie eine schimmernde Säule bildeten, ein Licht, das auch alle anderen sahen.
    »Das ist für dich«, flüsterte Asela so leise, dass man sie kaum vernehmen konnte und stand auf. Sie trat einen Schritt zurück, während der Verfluchte noch immer Seelen ausspie – und dann innerhalb eines Lidschlags zu Asche zerfiel.
    Ein gleißendes Licht spielte um Asela und breitete sich gleich einer Welle aus, umgab uns und jeden hier im weiten Feld. Sie riss den Mund auf, schrie und zuckte, ließ Seelenreißer beinahe fallen, bevor es nachließ und sie taumelnd den Rand des Glases erreichte, wo sie schwer atmend vor uns stehen blieb.
    Als sie zu mir sah, waren mehr als nur die Wunden des Feuers aus ihrem Gesicht getilgt. Sie schaute mich mit einem Ausdruck des Staunens an und lächelte.
    »Ich hoffe, Ihr wisst, was Ihr da für ein Schwert besitzt«, hauchte sie und brach zusammen.
    Nein, dachte ich, als ich die Klinge wieder aufnahm, offenbar wusste ich es nicht, denn überall um uns herum gab es Staunen und erleichtertes Gelächter, als man das Wunder bemerkte: Die meisten Verletzungen der Umstehenden waren verheilt. Nur die Toten, die lagen noch immer still.
    »Helft mir, sie zum Turm zu bringen«, bat Serafine besorgt. Ich nickte und hob die Eule hoch. Sie war so zierlich, dass sie kaum mehr wog als eine Feder.
    »Ich will gar nicht wissen, was dieser Tag noch bringt«, meinte Ragnar nachdenklich, als wir diesen Ort von Tod, Zerstörung und eines Wunders verließen.
     
    »Also hat Euer Schwert nicht nur sie geheilt«, stellte Orikes fest, während er die stille Gestalt betrachtete. Asela lag bleich auf dem Bett, nur ihr leiser Atem zeigte, dass sie nicht bei Soltar weilte. Schlafend, ohne dass ihr eiserner Wille zu spüren war, kam sie mir sehr zerbrechlich vor.
    »So scheint es«, sagte ich. »Ich wusste nicht, dass es das zu tun vermag.«
    »Wie geht es ihr?«, fragte Serafine.
    »Sie kümmert sich nicht sonderlich um sich selbst«, meinte Orikes leise. »Sie muss sich sehr getrieben haben, ist abgemagert und arg erschöpft. Doch für den Moment schläft sie, ein guter und gesunder Schlaf, es ist keine Ohnmacht.« Er sah zu Serafine hin. »Nichts, das nicht durch eine gute Brühe und viel Schlaf in Ordnung zu bringen wäre. Was auch immer ihr sonst noch fehlte, hat das Schwert des Lanzengenerals geheilt. Was ist mit dem Verfluchten?«
    »Von ihm blieb nicht einmal der Schädel übrig, er zerfiel zu Staub. Er muss uralt gewesen sein«, sagte ich.
    »Er hat Dutzende von Häusern verwüstet, sagt Ihr?«
    »Bis auf den Grund, und viele weitere sind beschädigt.«
    »Dann bin ich nur froh, dass es nicht Desina war, die ihn zu stellen versucht hat. Oder Ihr«, fügte er mit Blick auf uns hinzu. »Oder hättet Ihr gegen eine solche Macht bestanden?«
    Ich sah die zerstörten Hauser, die Feuer, die

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