Der Kronrat (German Edition)
bleiben.« Ich fasste die drei Herrscher und ihr Gefolge ins Auge. »Wir werden den Krieg nach Thalak tragen und den Verfluchten besiegen. Er hat schon einmal die Macht des Reichs gespürt, vielleicht sogar öfter. Er ist ein Feigling, der andere für sich kämpfen lässt!«
»Meint Ihr, Euer Gerede öffnet uns dieses Tor?«, fragte Hergrimm. Er schien nicht einmal wütend, sondern nur noch müde. »Wenn der Kaiser noch wäre, würde ich mein Knie vor ihm beugen, weil ich wüsste, dass er gegen Thalak bestehen kann. So aber bleibt mir nichts übrig, als mit Kolaron den Frieden zu suchen.« Er deutete auf Asela. »Fragt sie. Sie hat es mir erklärt. Ob Täuschung oder nicht, es waren nicht nur Ihre Reize allein, die mich zu meiner Entscheidung brachten. Ich bin wahrhaftig des Kriegs müde und weiß, dass wir nicht überleben werden. Niemand will einen Krieg, den er nicht gewinnen kann, also suche ich lieber den Frieden, solange ich ihn noch bekommen kann.«
»Das ist wahr«, sagte Asela ruhig. »Ich ging zu ihm und teilte ihm mit, welche Wahl er hat. Er konnte die Ostmerk retten oder untergehen. Ich bot ihm an, es ihm mit Gold und Wonnen zu versüßen, aber das war seine Wahl: Frieden.«
»Da hört Ihr es«, sagte Hergrimm und wies anklagend auf Asela. »Die Schlange gibt es selbst zu!«
»Es gibt noch mehr«, fuhr Asela fort. »Was ich Euch nicht sagte, war, was Kolarons Plan für Euch ist. Er will die Allianz zerstören und die Reiche dann einzeln nehmen. Tatsächlich habt Ihr ihm Euer Land ja bereits ausgeliefert. Als Erstes wird Rangor fallen. Kolarons Legionen stehen schon innerhalb der Grenzen, er braucht nun nur noch zuzugreifen. Die Barbaren halten still, weil die Kriegsfürsten des dunklen Kaisers ihnen die Ostmark versprochen haben. Der nächste Angriff wird nicht nur mit den Barbaren und Thalaks Legionen, sondern auch mit dunkler Magie geführt werden. Es wird schon alles vorbereitet. Sertina ist in diesem Moment bereits verloren.« Sie wandte sich an den Priester des Boron. »Bruder Portus, spreche ich die Wahrheit?«
»Wahr«, sagte der Priester.
»Ihr habt mich eine falsche Schlange genannt, und das war ich auch. Aber als ich all das zu Euch sagte, war es nicht ich, die sprach, sondern Kolaron, der mir seine Worte in den Mund legte.«
»Wahr«, wiederholte Bruder Portus.
»Prüft auch das, was ich jetzt sage, Bruder Portus: Kolaron duldet neben sich niemanden, er hält keine Versprechen oder Verträge ein, er sieht es nicht als Verrat, sondern als sein Recht. Die Wahrheit?«
»Wahr«, bestätigte der Priester des Boron.
Der Marschall sah Asela fassungslos an. »Es ist wirklich wahr, was sie sagt?«, fragte er den Priester.
»Ja. Der Gott bestätigt es mir deutlich.«
»Also wurden wir verkauft?«, fragte Kesler ungläubig.
»Was habt Ihr gedacht?«, fragte der Kommandant kühl. »Der Nekromantenkaiser hat Dutzende von Reichen erobert. Meint Ihr, er macht vor Eurem Halt, nur weil Ihr hofft, neutral bleiben zu können? Er hat all das getan, um einen Keil zwischen uns zu treiben. Um das Reich zu teilen. Doch es wird ihm nicht gelingen, denn der größte Teil von uns steht noch zusammen und wird Thalak die Stirn bieten.«
»Sertina, Rangor und die Ostmark sind nicht die Kernlande des Kaiserreichs«, erklang jetzt plötzlich die Stimme von Taride. »Es war die Allianz mit Askir, Aldane, Bessarein und den Varländern, die das Reich stark machte. Die Ostmark war damals nur ein Lehen, Rangor und Sertina griffen Aldane an und wurden besiegt. Wir haben euch damals nicht gebraucht und brauchen euch auch heute nicht. Doch ihr braucht uns, wenn ihr weiterleben wollt. Doch dazu müsst ihr das Haupt vor dem Kaiser beugen.«
»Den es nicht mehr gibt«, sagte Hergrimm bitter. »Selbst wenn alles wahr ist, was Ihr sagt, was ist dann noch zu retten?«
»Alles«, sagte ich. »Es wird viel kosten, vielleicht werden die Reiche auch überrannt. Wenn, dann aber nur wegen Eures falschen Spiels, Marschall. Aber ich schwöre Euch, dass Thalak nicht gewinnen wird. Kolaron wird fallen.«
»Und woher wollt Ihr das wissen?«, fragte Perdis.
»Weil die Götter es so bestimmt haben«, sagte der Priester des Boron. »Meine Schwester und mein Bruder hier haben die Worte ihrer Götter gehört, und wir stimmen überein. Kolaron wird besiegt werden.«
»Du sagst, wenn der Kaiser hier wäre, würdest du dich ihm beugen, Hergrimm?«, fragte Zokora.
»Ja. Ich wurde vorgeführt wie ein Esel, aber dennoch habe ich meine
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