Der Kronrat (German Edition)
Ihr allein fertigwerden!«
»Ist das Euer letztes Wort?«
»Allerdings«, spie der Marschall aus. »Ich will nie wieder diese Halle sehen und diesen leeren Thron, der uns nur drohen soll.«
»Gut«, sagte der Kommandant. »Geht, wenn Ihr meint, dem Kaiserreich den Rücken zuwenden zu können. Ich werde Euch nicht aufhalten.«
Der Marschall sah den Kommandanten misstrauisch an, dann nickte er. »Kommt!«, rief er seinen Verbündeten zu. »Überlassen wir sie ihrem Schicksal.«
Die anderen standen auf – hier und da nickte einer der Gesandten oder Berater Keralos noch verschämt zu –, dann begann der Auszug. Hergrimm trat vor die Tore – die jedoch verschlossen blieben. Er ballte die Faust und schlug gegen das Metall, der Schlag war kaum zu hören.
Langsam drehte er sich um.
»Was für ein Spiel ist jetzt das?«, rief er. »Ihr sagtet, Ihr wollt uns gehen lassen, also öffnet das Tor.«
»Das ist das Problem«, antwortete Keralos mit einem harten Lächeln. »Wenn der Vertrag gebrochen ist, zählt das Wort des Kaisers. Nur er allein kann diese Tore vor der Zeit öffnen. Habt Ihr es vergessen? Sie sind magisch verschlossen.«
»Die Mär soll ich Euch glauben?«, fragte der Marschall ungläubig. »Woher will die Magie denn wissen, was hier geschieht! Es war schon immer der Kommandant, der entschied, wann die Tore aufgehen. Zieht an einem Hebel, oder sprecht ein Wort. Ihr habt gesagt, Ihr lasst uns gehen!«
»Es ist Magie, Hergrimm. Ich schwöre Euch, dass ich den Toren nicht befehlen kann.« Keralos sah zum Priester des Boron. »Sagt ihm, ob ich lüge.«
»Er spricht die Wahrheit«, meinte der Priester des Boron gelassen. Er und die beiden anderen Priester hatten sich noch immer nicht geregt, und nichts, was sich hier zugetragen hatte, schien sie zu überraschen.
»Wer sagt mir, dass Ihr nicht mit ihm unter einer Decke steckt?«, grollte der Marschall.
»Es steht Euch frei, an Borons Wort zu zweifeln. Wenn Ihr das wagen wollt«, entgegnete Bruder Portus.
Der Marschall sah ihn misstrauisch an, dann richtete er sich wieder an den Kommandanten. »Gut. Was ist nötig, um diese Tore zu öffnen?«
»Das Wort des Kaisers«, antwortete Keralos höflich. »Ich erwähnte es bereits.«
»Und wo ist er?«
»Das ist das Problem«, meinte der Kommandant. »Er ist nicht da. Aber habt etwas Geduld. In sieben Jahren werden sich die Tore wieder öffnen.«
53. Die Tochter des Drachen
»Götter!«, rief Kesler. »Haltet Ihr uns für dumm? Ihr würdet Euch doch nicht selbst hier einsperren!«
»Der Kaiser ist tot«, sagte der Marschall. »Und Kesler hat recht. Ihr werdet hier nicht verhungern wollen.«
»Erklärt es ihnen, Lanzengeneral«, sagte Keralos und nickte mir zu.
Ich holte tief Luft und trat vor. »Es gilt das Wort des Kaisers. Und seine Magie. Ich denke, sie ist sein Ohr und Auge«, sagte ich. »Er wird wissen, was hier geschieht. Und er bestimmte auch, was geschehen soll, wenn der Vertrag bricht. Das Kaiserreich fordert die Kronen zurück. Ihr behaltet das, über das Ihr herrscht, als Lehen, Eure Privilegien werden Euch nicht verloren gehen. Bevor die Reiche ihre Kronen erhielten, waren sie Vasallen und sprachen mit je einer Stimme hier im Rat. Wenn Ihr die Türen offen sehen wollt, dann müsst Ihr vor dem Kaiser die Knie beugen und seine Herrschaft akzeptieren.«
»Vor einem leeren Thron?«, fragte Hergrimm ungläubig.
»Warum nicht?«, fragte ich. »Es ging siebenhundert Jahre gut.« Ich hatte gehofft, gebetet, es mir eingebildet oder eingeredet … Zu diesem Zeitpunkt hatte ich erwartet, dass der Kaiser sich wieder zeigen, dass er sagen würde, was nun zu tun wäre …
»Das ist Schwachsinn«, stieß König Perdis wütend aus. »Wir wollten frei sein vom Joch, wir beugen uns doch nicht einem leeren Stuhl! Selbst wenn, wir wären schlechter gestellt als zuvor!«
»Die Ostmark nicht«, sagte ich ruhig. »Marschall, Ihr mögt in Teilen recht haben mit Eurer Klage. Aber im alten Kaiserreich schützten die Legionen das Reich. Ihr wolltet doch alle, wie Ihr da steht, die Legionen reduziert haben. Und genau so ist es geschehen. Wenn das Kaiserreich erneut ersteht, wird es auch die Legionen wieder geben. Gegen ein geeintes Reich kann Thalak nicht bestehen.«
»Das könnt Ihr nicht wissen«, meinte König Perdis. »Bislang wurden Thalaks Legionen nie geschlagen.«
»Das ist nicht wahr. Bislang hat Thalak drei von ihnen verloren. Wahr ist, dass die Zweite Legion noch nie verloren hat. Und so wird es
Weitere Kostenlose Bücher