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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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… mich verschluckt …«, röchelte er, immer wieder von einem Husten unterbrochen. Er sah zu mir hoch, in seinen klaren grünen Augen ein Ausdruck, der fast an Ehrfurcht grenzte. »Habe ich eben Euch gesehen?«, fragte er dann leise und mit bebender Stimme. Nicht leise genug, denn Rellins Blick schärfte sich.
    »Was nicht verwundert, ich stand ja hier«, antwortete ich ihm. »Aber ich denke, Ihr habt die richtige Wahl getroffen.«
     
    »Ihr seht mich überrascht«, teilte mir Rellin mit, nachdem sie mich wieder zu dem Hügel zurückgeführt hatte. Von dort aus sahen wir, wie die beiden Tenets sich wieder formierten und auf den Weg zurück machten, noch immer wurde der Leutnant gestützt. Mir fiel durchaus auf, dass Rellin auf das vertrauliche Du verzichtete.
    »Was meint Ihr?«, fragte ich unschuldig.
    »Es gibt Menschen«, sagte sie nachdenklich, während sie mich sorgsam musterte, »die ein Talent dazu haben, ein Kommando zu führen. Von diesen Soldaten dort unten kannte Euch niemand und dennoch folgten sie Eurem Befehl, sogar der Korporal, der einen Freund retten wollte und es dann einem Fremden überließ.« Sie zögerte. »Ihr seid mir unheimlich, Roderic von Thurgau.« Trotz ihres Plattenharnischs legte sie die Arme um sich, als ob sie frieren würde. »Ich bin lange genug Soldat, um einen guten Instinkt zu besitzen. Dieser sagt mir, dass Ihr mein Tod sein könntet. Warum, von Thurgau, habe ich jetzt solche Angst vor Euch?«
    »Ich weiß es nicht«, gab ich Antwort. »Ich kann Euch nur versichern, dass ich Euch nichts Böses will, ich bin hier, um zu lernen.« Ich nickte in Richtung des Wasserbeckens. »Dies war eine eindrucksvolle Lektion. Ich könnte das nicht. Noch nicht, vielleicht nie. Seht, ich habe Angst vor dem Wasser und denke auch, es könnte mein Tod sein. Vielleicht ist ein solches Gefühl nicht falsch, denn solange ich das Wasser respektiere, ich mir der Gefahr bewusst bin, die es für mich darstellt, wird es mir wahrscheinlich nicht schaden.«
    »Also sagt mir mein Instinkt, dass ich Euch nicht als Feind haben will, ist es das? Oder liegt es daran, dass Ihr Soltars Engel seid und die Welt und damit auch mich zerstören werdet?«
    Götter, fluchte ich innerlich. Wenn es je etwas gab, das mir die Essera Falah schuldete, dann eine Entschuldigung dafür, dass sie dieses Gerücht in die Welt gesetzt hatte.
    »Es ist Aberglaube, nichts weiter!«, teilte ich dem Generalsergeanten mit. Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass die Eule mir mitteilte, dass es in der Legende nicht um Zerstörung, sondern um Neuordnung ging, aber es war mir jetzt schon zu viel darüber gesagt.
    »Wolltet Ihr mich nicht schleifen?«, erinnerte ich sie.
    Sie schüttelte den Kopf und sah hoch zur Sonne hin. »Heute nicht mehr. In Eurem Sack finden sich die ersten drei Bände der Dienstbücher der Legion. Arbeitet sie durch. Und werdet morgen zur zweiten Glocke bei mir vorstellig. Dann sehen wir, was wir an Euch schleifen können, haben wir die Zeit dazu.«
    Sie hielt mir die Hand hin. »Ich danke Euch, General.«
    »Wofür?«, fragte ich, als ich die Hand nahm … sie hatte einen ordentlichen Händedruck.
    »Ihr habt einem Mann das Leben gerettet. Ist das nicht Grund genug zum Dank? Jetzt geht mir aus den Augen, Rekrut, und seht zu, dass ihr Euch an Eure Studien macht, die Legion lebt und atmet nach diesen Dienstbüchern. Wegtreten, Rekrut!«
    Ich salutierte, sie erwiderte den Salut und stampfte davon, ließ mich auf diesem Hügel zurück, von dem aus man einen guten Blick auf ein Wasserbecken hatte, in dem heute beinahe ein Mann gestorben war, der ihre Augen, Nase und Mund besaß … und die gleichen Sommersprossen. Ihr Bruder vielleicht? Oder gar der Sohn?
    Was brauchte es, um durch dieses Wasser zu gehen?
     
    Ich hatte gehofft, Leandra in unserem Quartier anzutreffen, doch ich hatte sie knapp verpasst. Wie ich erfuhr, war sie auf dem Weg zu einem Ball. Sie hinterließ die Nachricht, dass es spät werden könnte.
    So war es Serafine, die mir aus der Rüstung half, während Sieglinde zusah. Die Wirtstochter hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht und studierte gesiegelte Schriftstücke: Leandras Anweisungen, die sie auswendig lernte, damit sie nicht verloren gehen konnten.
    »Leandra will, dass wir sie zu einem Ball begleiten«, erklärte Serafine.
    »Und welchem?«, fragte ich wenig erfreut.
    »Die aldanische Botschaft ist zur Zeit der Ort, an dem man gesehen werden muss«, informierte mich Serafine und zerrte an

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