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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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die, die hinter einem gehen. Man hört nur das Rauschen des eigenen Herzschlags, fühlt die Nässe und den Druck auf den Ohren und alles, was einem Halt und Hoffnung gibt, ist die Schulter, die vor einem die eigene Hand führt. Dort unten, Rekrut, begegnest du deinem Gott. Auf die eine oder andere Weise …«
    Ich hatte das Schwimmen nie erlernt, alleine deshalb hielt das Wasser eine unbestimmte Furcht und Angst für mich. Die Vorstellung, durch diese nasse Dunkelheit zu marschieren, füllte mich mit banger Angst. Dass man von einem Menschen solches erwarten konnte, schien mir schwer zu glauben, und doch waren hier zweiundzwanzig Bullen in das Wasser marschiert.
    Nach viel zu langer Zeit gab es Bewegung am anderen Ufer, die ersten Häupter tauchten triefend aus dem Wasser auf, doch zugleich zeigte sich, dass etwas schiefgegangen war, nur eine der Tenets kam ans Ufer, um der Götter Gnade, was war mit der anderen geschehen?
    Neben mir stöhnte Rellin leise auf, als sich das Drama vor uns abspielte, von den Bullen im Nachen sprangen zwei sogleich ins Wasser … Rellin rannte los, ich folgte ihr, für den Moment die schwere Rüstung vergessend. Doch so lange, wie es mir vorkam, dauerte es dann doch nicht, wir waren noch nicht dort, als die nächsten Helme aus dem Wasser auftauchten.
    Es war die zweite Tenet, auch sie war vollständig, nur dass die ersten beiden Bullen den Leutnant auf den Armen trugen!
    Scharfe Messer kamen zum Einsatz, um die Schnallen der Rüstung zu lösen, bevor wir ankamen lag die Brust des Leutnants auch schon frei, und ein bärbeißiger Soldat presste regelmäßig auf den Brustkorb des Mannes, was einen Schwall von dunklem Wasser hervorbrachte. Der Mann wusste, was er tat, dies war leicht zu erkennen, doch sein grimmiges Gesicht zeigte wenig Hoffnung.
    Ich hingegen hatte nicht die geringste Ahnung, was mich ritt, dort hinunterzueilen, den Mann anzuweisen, zur Seite zu treten und den trotz aller Mühe noch immer wie tot daliegenden Leutnant zu ergreifen, ihn hochzuheben und umzudrehen, seinen Brustkorb zu umklammern und so das Wasser aus ihm herauszudrücken. Was jeder andere sah, war ein Verrückter, der hinstürmte und vielleicht noch dafür sorgte, dass die Rettung misslang. Doch ich bildete mir nicht ein, es besser zu können als der Mann, der sich eben noch als Retter versucht hatte und mich nun sprachlos ansah.
    Denn was ich sah, war etwas anderes, die Seele des Leutnants, der vor mir stand, sich ungläubig umsah, dann mich musterte, und den leblosen Körper, dem ich das Wasser aus den Lungen pumpte. Er sah auch zu Rellin hin, ich bildete mir ein, einen Schmerz in seinen Augen zu lesen. Rellin selbst war bleich, ihre Lippen bewegten sich, sie betete, fast konnte ich ihre Worte hören. Nur eines wollte sie, war ihr ganzes Hoffen: dass dieser Mann gerettet werden würde … und ich fühlte, dass sie mir ihn am liebsten entreißen wollte.
    Bin ich das?, schien er verwundert zu fragen.
    So oft hatte ich in der letzten Zeit die Seelen aufsteigen sehen, vielleicht war es deshalb, dass ich wusste, dass dieser Mann noch die Wahl hatte.
    Gehe zurück, teilte ich dem Soldaten mit. Noch geht es. Gehe zurück und atme, und du wirst leben! Entscheide … dieses Leben oder Soltars Gnade!
    Der Mann schien mich nachdenklich zu mustern, dann nickte er und trat zu mir und in sich hinein … und begann zu husten, erbrach einen letzten Schwall des Wassers.
    So still es eben hier noch gewesen war, umso lauter war der Jubel der Soldaten um mich herum, als ich den hustenden und würgenden Mann sorgsam zu Boden gleiten ließ.
    Eine Hand zerrte an meiner Schulter, es war Rellin. Ich richtete mich auf und trat zurück, während jeder der anderen mich mit großen Augen ansah.
    »Jeder von Euch«, sagte Rellin nun mit leiser, aber tragender Stimme und wies mit einem Nicken auf die zweite Tenet hin, die ihren Leutnant aus dem Wasser getragen hatte, »wird eine Belobigung erhalten für diese Tapferkeit und diesen Mut. Das ist es, was einen Bullen ausmacht«, rief sie. »Gut gemacht, Leute! Für die Götter, den Kaiser und die Dritte, ein Hurra!«
    »Hurra!«, dröhnte es aus den Reihen der Rekruten, dann nickte Rellin großmütig dem keuchenden Leutnant zu, dem es immer noch an Kraft mangelte, sich aufzurichten. »Ihr geht zum Medikus, und lasst nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Doch zuvor, könnt Ihr mir sagen, was geschehen ist?«
    Der Mann hustete ein letztes Mal. »Ich weiß es nicht … ich glaube … ich habe

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