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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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andere Priester und Gläubige in der Halle. Erst schauten sie nur neugierig auf, doch als der Hohepriester uns mit einer Geste anwies, ihm hinter den Altar zu folgen, hörte ich das Gemurmel der anderen Priester, die flugs herbeieilten. Der Priester, der uns in Empfang genommen hatte, war auch dabei, und er stellte sich uns in den Weg.
    »Das dürft Ihr nicht tun!«, protestierte er, doch der Hohepriester hob die Hand.
    »Ich entscheide. Geh. Noch ist es nicht an dir, diese Entscheidungen zu treffen!«
    Mit sichtlicher Mühe hielt sich der Mann zurück und stand nur steif da, während wir der Geste des Hohepriesters folgten, der uns zu einer Treppe führte, die hinter dem Altar in die Tiefen führte.
    Dort gab es einen langen Gang, der zu einem runden Raum führte. In der Mitte befand sich ein rundes Podest, auf dem in einem goldenen Schein ein Lichtball schimmerte, der sich leicht zu bewegen schien und so strahlend hell war, dass er uns blendete. Ich hielt die Hand schützend vor meine Augen und sah nach oben. Über dieser reich verzierten Decke musste das Standbild des Gottes stehen. Wir befanden uns im Allerheiligsten des Tempels.
    »Das«, flüsterte der Hohepriester mit Ehrfurcht in der Stimme, »ist das Buch unseres Gottes. In allen anderen Tempeln findet man nur Abschriften, aber das hier sind die Worte des Gottes selbst.«
    »Es sieht nicht aus wie ein Buch«, meinte Serafine, doch es war kein Zweifel, den sie äußerte. Auch sie klang angesichts dieses schwebenden, feurigen Balls atemlos und ehrfurchtsvoll.
    Es war mehr als der Anblick, es war ein Gefühl des Staunens, der göttlichen Nähe, es war, als ob man ein fernes Herz schlagen fühlte und dieser kleine Raum eine Größe hatte, die sich unsichtbar in unsere Sinne einprägte, als ob sich eine Handbreit entfernt in diesem feurigen Ball eine Welt auftat, die nicht die unsere war. Das hier musste wahrlich das Tor zu Soltars Hallen sein.
    Es war nicht still, tausend Stimmen schienen zu murmeln, und fast meinte man, verstehen zu können, was gesagt wurde. All das zusammen war genug, um mich auf die Knie zu zwingen und in Ehrfurcht meinen Kopf zu senken.
    »Es ist kein Buch, mein Kind«, flüsterte der Priester. »Es ist der Form gewordene Wille unseres Gottes. Wen das Feuer nicht verbrennt, kann in das Herz des Lichts greifen, und es wird ihm die Botschaft des Gottes offenbar.«
    »Ich diene Astarte«, sagte Serafine leise und atemlos, »doch ich fühle mich geehrt.« Auch sie kniete sich nieder und senkte den Kopf. Ich sah hoch zu Jon, der mich nachdenklich musterte, das helle Licht schien ihn kaum zu blenden.
    »Greift hinein«, gebot er mir. »Es ist eine Prüfung. Wenn Ihr versagt, zerfällt Eure Hand zu Asche. Wenn Ihr besteht, offenbart sich Euch das Wirken des Gottes.«
    Ich wollte nicht in diese Flammen greifen, deren Hitze auf meinen Wangen brannte, obwohl ich gut einen Schritt entfernt kniete. Doch ich wollte auch Gewissheit, wollte wissen, ob ich Grund hatte zur Furcht. Also streckte ich die Hand aus.
    Die Flammen waren warm, doch sie verbrannten mich nicht. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, vielleicht den Gott selbst zu sehen. Aber so war es nicht. Ich hörte lediglich eine Stimme. Sie war leise und kam mir sogar bekannt vor, als hätte ich sie schon oft gehört. Doch jedes Wort hatte ein Gewicht von tausend Welten und ließ mich im Inneren erbeben.
    »… am Ende wird einer kommen, den ich auswählte als meinen Engel, um das Schwert des Lichts in die Heerscharen des Feindes zu tragen. Ihm wird folgen die Legion der Toten, an seiner Seite die Götter und die Hoffnung. Man wird ihn erkennen an dem Fluch, den er als Namen trägt, und daran, dass er tausendfach gestorben ist, und sein Zeichen ist die Nacht, die man in seinen Augen finden kann. Der Tod ist sein Begleiter, und wenn er kommt, wird die Erde beben, und die Fluten werden die Menschen verschlingen, die Pest wird seinen Schritten folgen. Unter seinem Banner versammelt er die, die für ihn starben, zur letzten Schlacht. Nur er allein wird vor dem Gott bestehen, doch wird er ihn nicht erschlagen können. Er selbst wird es sein, der auf meiner Klinge stirbt und so die Hoffnung weiterträgt. Das Zeichen seiner Ankunft ist eine reine Seele, die ihn lieben wird und auf meiner Klinge endet. Sein Schild ist nicht mehr als die Hoffnung, aber auch nicht weniger als diese. Sie wird für jene gelten, die er liebt, und für jeden, der ihm einst in den Tod folgte.«
    Die Stimme schien endlos

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