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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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behalten. Die Frau wartet hier.«
    Er tat einen Schritt und einen zweiten, dann bemerkte er, dass ich nicht folgen wollte.
    »Ich sagte Euch, der Hohepriester wünscht Euch zu sprechen.«
    »Ich habe es beim ersten Mal gehört.«
    »Also?«
    »Ich warte darauf, dass meine Begleitung auch gebeten wird, uns zu begleiten.«
    »Davon hat der Hohepriester nichts gesagt.«
    »Dann fragt ihn«, schlug ich vor. Der Mann sah mich an, als würde ihm ein scharfes Wort auf der Zunge liegen, dann machte er wortlos kehrt und eilte wieder davon.
    »Havald«, sagte Serafine leise. »Ich kann hier warten, es macht mir nichts aus.«
    »Aber mir«, widersprach ich und sah mich in dem prunkvollen Gebäude um. Durch die offene Tür zur Haupthalle sah ich in der Entfernung die Statue meines Gottes. Ich bildete mir ein, dass er hinter seiner tief ins Gesicht gezogenen Kapuze zu uns hinübersah. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass er seine Roben genauso trug wie die Eule.
    Außer den Hohepriestern, die in einer Zeremonie einmal im Jahr dem Gott die Robe wechselten, wenn sie zu verschlissen war, wusste niemand, wie Soltar aussah, vielleicht stand er auch mit geschlossenen Augen da.
    Der Priester kehrte zurück.
    »Der Hohepriester bittet Euch und Eure Begleitung nun zu sich. Wenn es Euch genehm ist und Ihr keine weiteren Einwände habt.« Ich glaubte zu hören, wie er mit den Zähnen knirschte. Er mochte ein Diener meines Gottes sein, doch ich konnte ihn trotzdem nicht leiden.
    Er führte uns an der Statue des Gottes vorbei, weiter in den Tempel hinein, um dort an der Wand eine gut verkleidete Tür zu öffnen. Ein langer Gang folgte, an dessen Ende sich eine weitere Tür befand, die er öffnete und hinter uns schloss, nachdem wir eingetreten waren.
    Der Mann, der sich nun hinter seinem prunkvollen Schreibtisch erhob, war unter seiner kostbar bestickten Robe alt, klein und zierlich und besaß listig funkelnde, aufmerksame Augen.
    »Mein Name ist Jon«, stellte er sich vor. »Nehmt Platz.« Er wies auf die beiden reich gepolsterten Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen.
    Dieser Raum war mit einem Prunk ausgestattet, der eines Kaisers würdig war. Wohin ich sah, erblickte ich Gold, Edelsteine, schwarzes Ebenholz und dunkle Seide. Der Stuhl, der unter meinem Gewicht knirschte, war überaus verziert, an jeder möglichen Stelle mit Blattgold geschmückt und mit goldenen Einlegearbeiten versehen. Er glitzerte und funkelte wie der Thron eines Herrschers – und diente doch nur als Sitzgelegenheit für Besucher. Der wahre Thron stand hinter diesem Schreibtisch, der groß genug war, um dort mit Figuren ganze Schlachtfelder aufbauen zu können.
    »Ihr habt nach mir schicken lassen?«, fragte ich.
    Er lächelte auf eine Art, die ich nicht ernst nehmen konnte, und faltete seine Hände. »Nicht ganz«, sagte er. »Einer unserer Priesterschüler war etwas übereifrig und eilte seiner Stellung und seiner Vernunft voraus. Dennoch ist es gut, dass Ihr nun hier seid.«
    »Also wünscht Ihr nicht, mich zu sprechen?«, fragte ich nach.
    Sein Lächeln war zu geübt, und mir gefiel nicht, wie er Serafine missachtete.
    »Das habe ich nicht gesagt. Nur, dass nicht ich es war, der Euch eingeladen hat. Aber da Ihr nun schon hier seid … Ihr tragt an Eurer Seite etwas, das dem Tempel gehört.«
    »Es ist Soltar geweiht, das ist richtig. Aber es wurde mir von einem Priester des Gottes übergeben.«
    »Er hatte nicht das Recht dazu. Dieses Schwert ging unserem Glauben vor Jahrhunderten verloren. Genauso lange suchen wir nun schon nach dieser Waffe. Sie ist zu machtvoll für einen Sterblichen, und der sicherste Ort für diese Klinge ist hier bei uns, wo wir sie schon lange bewacht haben, bevor sie abhanden kam. Händigt mir die Waffe aus. Dann könnt Ihr im Bewusstsein dessen gehen, dass Ihr ein jahrhundertealtes Unrecht wiedergutgemacht habt. Einen Segen bekommt Ihr auch.«
    Ich blinzelte. »Ihr wünscht keine Unterredung mit mir, sondern nur das Schwert?«, fragte ich ungläubig, um sicher zu sein, dass ich den Mann richtig verstanden hatte.
    »So ist es, mein Sohn«, meinte er freundlich. »Es ist nicht für Euch bestimmt. Es bringt Eure Seele in Gefahr. Ich hoffe, es ist noch nicht zu lange in Eurem Besitz.«
    Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich ihm Seelenreißer ohne zu zögern in die Hand gedrückt, aber inzwischen sah ich es anders. Jede Faser in mir sträubte sich dagegen.
    »Es wurde mir überreicht.«
    »Dies ist der Haupttempel unseres Glaubens, alle

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