Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
letzte Träger dieser Klinge war kurz zuvor erst gefallen und ein neuer Träger noch nicht bestimmt. Die Eule beschrieb genau, was zu tun sei, um diesen Verfluchten hier zu richten, und sprach davon, was es kosten würde, denn in dem Moment, in dem er mit dem Schwert zustieß, müssten die Hüter dieses Verfluchten mit allem, was sie waren, das Wirken der Magie unterstützen. Er forderte das Opfer ein, das Ihr hier seht. Dafür, dass nach ihnen niemand mehr hier wachen musste.«
    Er schwieg, und die Stille war absolut, nur unser Atmen war zu hören und das Rauschen meines Bluts.
    »Nach langer Vorbereitung und Gebeten kam die letzte Wache mit der Eule Erinstor hier an diesen dunklen Ort. Das Ritual wurde abgehalten. Und es gelang, wie Ihr hier sehen könnt. Das Schwert Furchtbann trennte die Seelen aus dem Bann des Verfluchten, und zusammen mit der Macht des Schwerts, dem Willen, Glauben und dem Opfer dieser Wachen, der Macht und dem Wissen dieser Eule, gelang das, was Askannon selbst versagt blieb. Der größte aller Verfluchten, ein Wesen so stark und mächtig, dass es in seiner Macht selbst fast schon einem Gott glich, wurde der Verdammnis zugeführt! Die Eule selbst starb beinahe bei dem Versuch, nur mühsam gelang es Erinstor, sich aus dem Tempel zu retten. Wir fanden und pflegten ihn, während andere hier in diese Tiefen stiegen und das vorfanden, was wir hier sehen.« Er bedachte die toten Hüter, den Verfluchten und den Basaltblock mit seinen goldenen Ketten und Lanzen mit einem langen Blick.
    »Wir ließen alles unberührt, es ist nun ein Grab und kein Gefängnis mehr. Aus dem Fluch wurde durch das Opfer dieser dreizehn etwas Heiliges, und jeder Hohepriester unserer Götter führt seinen Nachfolger hierher, um ihm zu zeigen, welch ein Opfer und welcher Glaube manchmal von uns gefordert wird, und um zu zeigen, warum man niemals wanken darf. Diese dreizehn sind uns seitdem ein Vorbild und eine Erinnerung an eine Pflicht, die wir im Dienst unseres Herrn nicht scheuen dürfen.« Er wandte sich nun an den jungen Priester Gerlon. »Du siehst und fühlst diesen Ort, Gerlon, siehst, wer hier starb. Es ist ein Grab, die letzte Ruhestätte eines Ungeheuers und dreizehn tapferer Seelen. Es ist kein Ort, an den man die Massen führt, den man zur Schau stellt, sondern einer der Ruhe und der Besinnung. Ich hoffe, du verstehst nun, warum ich unwillig war, dir diese Tür zu öffnen, und warum ich wünschte, dass du meinen Worten glaubst, ohne es sehen zu müssen. Und Mircha, ich weiß, dass du hast leiden müssen, dass es dir naheging, was deiner Familie zugestoßen ist, dass du mit der Gnade unseres Gottes haderst, aber das hier ist das Beispiel deiner Pflicht. Wenn du meine Robe tragen willst, musst du dazu bereit sein, ohne Zweifel, ohne Zögern. Denn nicht nur der Gott ist uns Menschen ein Schild gegen die Finsternis, es braucht auch seine Diener, die unerschrocken diesen Schild und sein Licht in die Dunkelheit tragen.«
    »Ja, Herr«, flüsterte Bruder Mircha und fiel auf die Knie. »Ich verstand nur nicht …«,
    Auch Bruder Gerlon schluckte und wischte sich Tränen aus dem Gesicht.
    Serafine und ich waren nicht weniger betroffen und hatten beide damit zu kämpfen, die Fassung zu wahren, während ich meinen Blick über die stillen Gestalten schweifen ließ, die hier ihr Leben gegeben hatten, um diesen einen Verfluchten endlich in die Verdammnis des Namenlosen zu überführen.
    Doch eine unter uns zeigte sich wenig beeindruckt. Aselas Stimme zerschnitt kühl und klar diesen andächtigen Moment.
    »Ihr sagt also, Bruder Jon, dass diese Eule Erinstor mit dem Schwert Furchtbann die Seelen aus dem Griff des Seelenreiters entließ? Demselben Schwert, das dort noch in diesen verbrannten Knochen steckt?«
    »Ja, gewiss«, antwortete der Hohepriester überrascht. »Niemand hat es seitdem berührt.«
    »Vielleicht wäre es besser gewesen, genau das zu tun. Erinstor war keine Eule, aber es stimmt, dass er Balthasars Schüler war. Seine Fähigkeiten zur Magie waren nicht unerheblich, und er hätte das Talent besessen, eine Eule zu werden. Doch sein Charakter ließ zu wünschen übrig.« Asela bedachte Bruder Gerlon mit einem harten Blick. »Wie dieser Priesterschüler gierte Erinstor nach Wissen, das ihm noch verboten war, auch wenn Bruder Gerlon wohl aus unschuldiger Neugier handelte. Bei Erinstor war das nicht der Fall, er suchte nach Macht, um sich zu bereichern. Neben dem Talent zur Magie besaß er noch ein anderes in

Weitere Kostenlose Bücher