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Der Kruzifix-Killer

Der Kruzifix-Killer

Titel: Der Kruzifix-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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starrte Hunter regungslos an. Er brauchte Zeit, um das alles zu verdauen. Es erklärte natürlich Hunters Reaktion auf das eingeritzte Symbol im Nacken der Frau. War es tatsächlich möglich, dass der Kruzifix-Killer nie gefasst worden war? Dass er nach wie vor frei herumlief? Hatte der Staat einen Unschuldigen hingerichtet? Seit Mike Farloes Festnahme und Verurteilung hatte es keine weiteren Morde mehr gegeben – scheinbar eine weitere Bestätigung, dass er der Killer gewesen sein musste. Sogar Hunter hatte irgendwann angefangen, das zu glauben.
    Sie schwiegen eine Weile. Hunter spürte, wie Garcia damit rang, all diese Informationen zu verarbeiten, zu verstehen, warum jemand ein Verbrechen gestand, das er gar nicht begangen hatte.
    »Wenn wir es hier tatsächlich mit dem echten Kruzifix-Killer zu tun haben, werden wir es ziemlich bald herausfinden«, bemerkte Hunter.
    »Ja? Und wie?«
    »Nun, wenn es wirklich derselbe ist, dann wird zunächst einmal die Spurensicherung nichts finden. Wieder ein blitzblanker Tatort … Grün!«
    »Was?«
    »Die Ampel. Wir haben Grün.«
    Garcia legte einen Gang ein und trat aufs Gas. Keiner sagte mehr ein Wort, bis sie Santa Monica erreichten.
    Die Hideout Bar liegt ganz am Ende der West Channel Road, da wo der Strand beginnt. Santa Monica Beach ist praktisch gleich auf der anderen Straßenseite, was die Hideout Bar zu einem der beliebtesten Nachtclubs in der Westside Region macht. Garcia war erst ein einziges Mal dort gewesen. Wehende Vorhänge teilten den mit maritimen Motiven gestalteten Barbereich von der großen Lounge, in der überall Fotos von Santa Monica in den zwanziger Jahren hingen. Das großzügig ausgebaute Dachgeschoss verfügte über eine riesige Terrasse samt Liegestühlen. Das Hideout war vor allem bei jüngeren Leuten beliebt und garantiert nicht die Art von Bar, die Garcia mit Hunter in Verbindung gebracht hätte.
    Hunters Wagen stand nur ein paar Meter vom Eingang entfernt. Garcia parkte direkt dahinter.
    »Ich will noch mal einen Blick in das Holzhaus werfen, wenn die Spurensicherung fertig ist. Was meinst du?«, fragte Hunter und zog seine Wagenschlüssel aus der Jackentasche.
    Garcia schaffte es nicht, Hunter anzusehen.
    »Hey, Grünschnabel, alles okay?«
    »Ja, ja. Alles okay«, antwortete Garcia schließlich. »Ja, gute Idee.«
    Hunter stieg aus dem blitzblanken Honda Civic und öffnete die Tür seines alten, verbeulten Buick. Während er den Motor anließ, ging ihm ein einziger Gedanke durch den Kopf.
    Sein erster Fall sollte nicht ausgerechnet das hier sein.  

8
     
    D -King zeigte wenig Verständnis dafür, wenn eines seiner Mädchen versuchte, sich aus dem Staub zu machen. Seit drei Tagen hatte er nichts von Jenny gehört, seit sie in jener Nacht im Vanguard Club von seinem Tisch aufgestanden und verschwunden war. Im Unterschied zu anderen Zuhältern in L.A. behandelte D-King seine Mädchen vollkommen gewaltfrei. Wenn eine beschloss, dass sie genug hatte, und rauswollte, konnte er damit leben, solange sie nicht für die Konkurrenz arbeitete oder mit seinem Geld durchbrannte.
    Neue Mädchen zu finden war der leichteste Teil in seinem Geschäft. Jeden Tag landeten Hunderte hübscher Mädchen mit der Hoffnung auf ihr ganz persönliches Hollywood-Märchen in Los Angeles. Jeden Tag gingen Hunderte dieser Mädchenträume an der harten Realität zu Bruch. Man musste nur einen Blick dafür haben, welche man ansprechen konnte: die Verzweifelten, die, die völlig pleite waren – und dringend einen Schuss brauchten –, und die, die begierig auf den Lebensstil waren, den D-King ihnen bieten konnte. Wenn eine von ihnen aussteigen wollte, brauchte sie es nur zu sagen. Ihre Nachfolgerin wartete schon an der nächsten Ecke.
    D-King schickte seinen ständigen Bodyguard, Jerome, los, um herauszufinden, was mit Jenny passiert war. Warum hatte sie sich nicht auf seine Anrufe gemeldet? Und vor allem, warum war sie letzte Nacht nicht zu ihrem Termin mit einem Kunden erschienen? Dass man einen Kunden versetzte, duldete D-King nicht. So was war schlecht fürs Geschäft, denn selbst in zwielichtigen Branchen war Zuverlässigkeit Trumpf. D-King wurde den Verdacht nicht los, dass da etwas faul war. Jenny war sein zuverlässigstes Mädchen, und er war sich sicher, dass sie ihn angerufen hätte, falls sie in Schwierigkeiten geraten wäre.
    Er hatte tatsächlich eine Schwäche für Jenny. Sie war ein wirklich nettes Mädchen, hatte immer ein Lächeln auf den Lippen und

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