Der Kruzifix-Killer
mal bei den Krankenhäusern. Wir müssen rausfinden, ob ihr was zugestoßen ist.«
»Glaubst du, irgendwer hat ihr was angetan?«
»Wenn ja … dann ist das Schwein so gut wie tot.«
Jerome fragte sich, wer wohl so dumm wäre, einem von D-Kings Mädchen was zu tun.
»Wenn bei den Krankenhäusern nichts rauskommt, müssen wir’s bei den Bullen versuchen.«
»Soll ich Culhane anrufen?«
Detective Mark Culhane arbeitete beim Drogendezernat – und stand außerdem auf D-Kings Gehaltsliste. Einer von den schmutzigen Cops.
»Er ist zwar nicht der Hellste, aber ich schätze, dann bleibt uns nichts anderes mehr übrig. Sag ihm aber, er soll nicht rumschnüffeln wie ein streunender Köter. Ich will die Sache erst mal nicht an die große Glocke hängen.«
»Verstanden, Boss.«
»Versuch’s zuerst bei den Krankenhäusern, und erst wenn dabei nichts rauskommt, rufst du ihn an.«
Jerome nickte und überließ D-King seinem Frühstück.
D-King nahm einen Bissen von seinem Eiweiß-Omelett, doch der Appetit war ihm vergangen. In seinen über zehn Jahren als Dealer hatte er einen Riecher für faule Sachen entwickelt, und die hier stank zum Himmel. D-King war in Los Angeles nicht nur wohlbekannt, sondern auch gefürchtet. Nur ein einziges Mal war es vorgekommen, dass ein Kunde eines seiner Mädchen ins Gesicht geschlagen hatte. Der Kunde wurde ein paar Tage später in einem Koffer aufgefunden – zerlegt in sechs Teile: Kopf, Torso, Arme und Beine.
9
C arlos Garcia hatte sich als junger Detective bei der Polizei von Los Angeles fast so schnell emporgearbeitet wie Hunter. Er war der Sohn eines brasilianischen Bundesagenten und einer amerikanischen Geschichtslehrerin, deren Ehe in die Brüche ging, als er zehn war. Daraufhin zog seine Mutter mit ihm nach Los Angeles. Obwohl Garcia den Großteil seines Lebens in Amerika verbracht hatte, sprach er Portugiesisch wie ein Brasilianer. Sein Vater war ein höchst attraktiver Mann mit glatten, dunklen Haaren, braunen Augen und dunkler Haut. Seine Mutter war blond und blauäugig mit einem hellen, europäisch anmutenden Teint. Garcia hatte den dunklen Teint seines Vaters geerbt und ebenso die dunkelbraunen Haare, die er immer etwas länger trug, als seine Mutter es sich gewünscht hätte. Seine Augen waren zwar nicht so hellblau wie die seiner Mutter, doch sie kamen eindeutig von ihrer Seite. Obwohl schon einunddreißig, hatte er noch immer etwas Jungenhaftes an sich. Er war von leichter Statur, eher hager und sehnig als muskulös. Nicht zuletzt infolge jahrelanger Leichtathletik besaß er jedoch mehr Körperkraft, als man ihm zugetraut hätte.
Jennet Liams, Garcias Mutter, hatte mit aller Macht versucht, ihrem Sohn eine berufliche Laufbahn bei der Polizei auszureden. Ihre Ehe mit einem FBI-Agenten hatte sie in dieser Hinsicht einiges gelehrt. Es war ein gefährliches Leben, und nur wenige Menschen waren fähig und willens, den mentalen Druck auszuhalten, den ein solches Leben mit sich bringt. Ihre Familie und ihre Ehe hatten unter dem Beruf ihres Mannes gelitten, und sie wollte nicht, dass ihren Sohn und seine zukünftige Familie einmal dasselbe Schicksal ereilen würde. Doch als Garcia zehn war, stand sein Entschluss bereits fest. Er wollte genauso sein wie sein Vater, sein Held.
Seit der Highschool hatte er eine feste Freundin, und kurz nach ihrem Schulabschluss heirateten die beiden. Anna war ein reizendes Mädchen. Sie war ein Jahr jünger als Garcia, hatte wunderschöne haselnussbraune Augen und kurzes schwarzes Haar. Sie besaß eine eigenwillige, aber faszinierende Schönheit. Kinder hatten sie keine – eine Entscheidung, die sie beide zusammen getroffen hatten, zumindest fürs Erste.
Garcia verbrachte zwei Jahre als Detective im Norden von Los Angeles, bevor man ihn mit einunddreißig Jahren vor die Wahl stellte, entweder im Drogendezernat oder im Morddezernat anzufangen. Er entschied sich für das Morddezernat.
Am Morgen seines ersten Arbeitstags in der neuen Abteilung war Garcia früher als sonst aufgewacht. Er hatte sich bemüht, leise zu sein, aber Anna wachte trotzdem auf. Um acht Uhr dreißig sollte er in Captain Bolters Büro erscheinen, doch um halb sieben stand er bereits fix und fertig in Anzug und Krawatte in seiner kleinen Wohnung im Norden L.A.s und quälte sich damit, die verbleibende Zeit totzuschlagen.
»Wie sehe ich aus?«, fragte er seine Frau nach seiner zweiten Tasse Kaffee.
»Das fragst du mich jetzt schon zum dritten Mal«, antwortete
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