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Der Kruzifix-Killer

Der Kruzifix-Killer

Titel: Der Kruzifix-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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zehn Gebote? Macht es nicht Sie zu einem Sünder, dass Sie diese Menschen getötet haben?«
    »Nichts ist Sünde, was im Namen des Herrn geschieht. Ich habe nur Gottes Werk getan.«
    »Inwiefern denn? Hatte sich Gott etwa an dem Tag krankgemeldet? Warum sollte er ausgerechnet Sie bitten, in seinem Namen zu töten? Ist er nicht eigentlich ein gütiger Gott?«
    Zum ersten Mal in diesem Verhör zeigte Farloe so etwas wie ein Lächeln, indem er eine Reihe nikotingelber Zähne entblößte. Es war etwas Bösartiges an ihm, etwas … irgendwie anderes, fast Unmenschliches.
    »Ich kriege eine Gänsehaut von dem Kerl. Sollen wir nicht einfach hier abbrechen? Er hat schließlich gestanden – er war es, Schluss, aus«, sagte Wilson ärgerlich.
    »Warten Sie noch. Geben Sie ihm noch ein paar Minuten«, sagte Dr. Martin.
    »Machen Sie, was Sie wollen … aber ich verschwinde, ich habe genug gehört.« Wilson öffnete die Tür und trat auf den Korridor im dritten Stock des Morddezernats hinaus.
    Hunter nahm ein Blatt Papier, schrieb etwas darauf und schob es Farloe hin. »Wissen Sie, was das ist?«
    Farloe richtete den Blick auf das Blatt und starrte es ungefähr fünf Sekunden lang an. An seinen Augenbewegungen und dem kaum merklichen Stirnrunzeln erkannte Hunter, dass Farloe nicht die leiseste Ahnung hatte, was das sein sollte. Hunter bekam keine Antwort.
    »Na gut, dann will ich Sie jetzt eines fragen …«
    »Schluss mit den Fragen«, unterbrach ihn Farloe. »Sie wissen, was ich getan habe, Detective. Sie haben mein Werk gesehen. Sie haben gehört, was Sie hören wollten. Sparen Sie sich Ihre weiteren Fragen. Ich habe alles gesagt.« Farloe schloss die Augen, legte die Hände aneinander und fing an, ein Gebet zu flüstern.
     
    »Stimmt. Ich habe nie geglaubt, dass er unser Killer war«, antwortete Hunter schließlich auf Garcias Frage.
    Obwohl gerade erst kurz nach sechs, war es bereits heiß. Hunter ließ die Fensterscheibe an der Beifahrertür heruntergleiten. Inzwischen hatten sie die luxuriösen Villen von Santa Clarita hinter sich gelassen und fuhren im Verkehrslärm den San Diego Freeway hinunter.
    »Soll ich die Klimaanlage einschalten?«, fragte Garcia und machte sich am Armaturenbrett zu schaffen.
    Hunter fuhr einen alten Buick, der mit keinen der Spielereien moderner Autos aufwarten konnte. Keine Klimaanlage, kein Schiebedach, keine elektronisch gesteuerten Fenster und Spiegel. Dafür war es ein Buick – »pure amerikanische Muskelkraft«, wie Hunter es zu nennen pflegte.
    »Nein, mir ist es so lieber, frische verschmutzte L.A.-Luft. Einfach unschlagbar.«
    »Und weshalb warst du nun so überzeugt davon, den Falschen zu haben? Immerhin gab es da das ganze Beweismaterial im Kofferraum und dazu noch sein Geständnis. Was wolltest du denn noch?«, nahm Garcia den Gesprächsfaden wieder auf.
    Hunter neigte den Kopf zum offenen Fenster hinaus und ließ sich den Fahrtwind durch die Haare wehen. »Wusstest du, dass wir an keinem der sieben Tatorte je irgendwelches Beweismaterial gefunden haben?«
    »Auch davon war damals intern die Rede, aber ich hab mir damals gesagt, dass ihr Jungs euch wohl einfach nicht in die Karten schauen lassen wollt.«
    »Es stimmte aber. Wilson und ich haben jeden Zentimeter dieser Tatorte mit der Lupe abgesucht, die Spurensicherung natürlich auch, aber wir haben nie auch nur irgendwas gefunden – keinen Fingerabdruck, kein Haar, keine Textilfaser … nichts. Die Tatorte waren wie ein forensisches Vakuum.« Hunter schwieg einen Augenblick und hielt erneut das Gesicht in den Wind. »Zwei Jahre lang macht der Killer nie einen einzigen Fehler, lässt nie irgendwas zurück, leistet sich nicht eine einzige Unachtsamkeit. Er war wie ein Geist. Wir hatten nichts, keine Spur, keine Richtung, nicht den leisesten Schimmer, wer der Mörder sein könnte. Und dann, auf einmal, wird er mit diesem ganzen Zeug im Auto aufgelesen? Das passt nicht zusammen. Wieso zum Teufel wird aus dem vermutlich sorgfältigsten Killer der Kriminalgeschichte auf einmal der schlampigste?«
    »Wie hast du ihn denn erwischt?«
    »Ein anonymer Anruf, kurz nachdem das siebte Opfer gefunden worden war. Jemand hatte einen verdächtigen Wagen gesehen, angeblich mit Blutflecken auf dem Kofferraum. Der Anrufer hatte sich das Autokennzeichen notiert, und der Wagen wurde am Rand von L.A. entdeckt.«
    »Und das war Farloe?«
    »Genau. Und sein Kofferraum war das reinste Weihnachtsfest für die Spurensicherung.«
    Garcia runzelte

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