Der Kruzifix-Killer
Mundwinkel zuckte der Hauch eines Lächelns. »Mit Computern kann man heutzutage kleine Wunder vollbringen. Die arbeiten oben schon seit einer Stunde daran, und ich warte jeden Augenblick auf ein wie auch immer geartetes Computerbild. Wer weiß, wenn wir Glück haben, können Sie es gleich mitnehmen.«
»Wenn man bedenkt, wie viel Einsatz sie in die Pflege ihres Äußeren gesteckt hat, würde ich entweder auf ein Model oder eine Möchtegern-Schauspielerin tippen«, sagte Hunter.
»Oder eine Edelprostituierte, womöglich sogar eine Pornodarstellerin. Die können nämlich ganz nett verdienen«, spann Garcia Hunters Ansatz weiter.
»Woher weißt du das denn? Jüngst mit einem Pornostar ausgegangen?«, fragte Hunter grinsend.
»Ach … das ist doch allgemein bekannt.«
»Aber klar. Und, wer ist dein Lieblingsstar?«
»Ich bin verheiratet.«
»Ach soooo. Ja, dann ist natürlich alles ganz anders. Verheiratete Männer sehen sich ja niemals Pornos an, wie konnte ich das vergessen. Ich finde Briana Banks absolut stark.«
»Diese Zungennummer von ihr ist aber widerlich«, sagte Garcia – und erstarrte im nächsten Augenblick.
»Jetzt sind Sie ihm aber schnurstracks in die Falle getappt«, stellte Dr. Winston fest und klopfte ihm auf die Schulter.
Beide Detectives betrachteten eine Weile die Leiche vor ihnen. Sie sah jetzt anders aus als in dem Haus. Ihre Haut wirkte gummiartig und blass, und ihr verstümmeltes Gesicht wie eine Maske – eine perfekt hergerichtete Schauspielerin, die gleich eine Horrorszene in einem Hollywoodstreifen spielen würde, ein geradezu vollkommenes Sinnbild des Bösen.
»Dann sehen wir doch mal, ob dieses Computerbild schon fertig ist. Oder gibt es sonst noch etwas, was Sie uns zeigen möchten, Doc?«
»Nein, Robert, ich fürchte, das war schon alles, was ich Ihnen zu bieten habe.«
»Lassen Sie sie in dem Einzelzimmer hier?«
»Ja, so hat es der Captain angeordnet. Wir haben hier auch eigene Kühlzellen. Hoffen wir bloß, dass kein Mehrbettzimmer daraus wird.«
Hunter und Garcia verließen den Obduktionssaal und gingen schweigend hinauf ins technische Labor.
»Kann ich dich etwas fragen?«, hob Garcia schließlich an.
»Nur zu.«
»Wieso hat dir niemand geglaubt, dass Mike Farloe nicht der Kruzifix-Killer war?«
»Ich habe es nie so klar gesagt. Captain Bolter und mein Ex-Partner Scott kannten meine Argumente. Aber angesichts der ganzen Beweise in Farloes Wagen und dazu noch seines Geständnisses blieb uns nicht viel anderes übrig, als unsere Ermittlungen als beendet zu betrachten. Ab da lag es in den Händen der Staatsanwaltschaft. Und die wollte keine Einwände mehr hören.« Hunter blickte zu Boden und schien zu überlegen, ob er es bei dieser Antwort belassen sollte. »Vielleicht wollten wir einfach alle zu sehr, dass es endlich vorbei war«, entschied er sich schließlich dagegen. »Es hatte schon viel zu lange gedauert. Insgeheim wünschte ich mir wohl, dass Farloe unser Killer war. Und jetzt beginnt der Alptraum von neuem.« Für Garcia begann er zum ersten Mal. Für Hunter war es die schlimmste Sorte: die, die immer wiederkehrte.
12
K inderkliniken und psychiatrische Einrichtungen ausgenommen, gab es im zentralen Stadtbereich von Los Angeles insgesamt acht Krankenhäuser, doch nur vier hatten in den letzten Tagen anonyme Zugänge zu verzeichnen. Jerome gab sich mal als Arbeitskollege, mal als Freund aus, wurde jedoch in keinem der vier fündig. Wenn Jenny in irgendeinem Krankenhaus gelandet war, dann jedenfalls nicht in Downtown L.A.
Jerome hatte überlegt, ob er seine Suche noch auf Santa Monica, San Diego, Long Beach und Santa Ana ausweiten sollte, doch das hätte eine ganze Woche gedauert, und so viel Zeit hatte er nicht. So beschloss er, Detective Culhane zu kontaktieren.
Mark Culhane hasste es zwar, von einem Kriminellen, einem Drogenboss, Geld zu erhalten, doch konnte er die Finanzspritzen gut gebrauchen. Es war mehr als das Doppelte von dem, was er beim Drogendezernat verdiente. Als Gegenleistung wurde von ihm erwartet, dass er bei größeren Drogengeschäften wegschaute, die Ermittlungen ein wenig behinderte und hin und wieder eine Insider-Information herausrückte. Die Welt ist nun mal korrupt, und es hatte D-King nicht allzu viel Mühe gekostet, jemanden wie Mark Culhane zu finden.
Jerome und Culhane trafen sich im In-N-Out Burger Restaurant in der Gayley Avenue, einem von Jeromes bevorzugten Hamburger-Lokalen. Als Culhane eintraf, hatte Jerome
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