Der Kruzifix-Killer
Schmiermitteln.«
»Was heißt das?«, fragte Garcia stirnrunzelnd.
»Feuchtigkeitscremes«, warf Hunter erklärend ein.
»Das heißt, sie hat ihre Haut gepflegt. Das tun die meisten Frauen.«
»Davon kann ich ein Lied singen«, bemerkte Dr. Winston schmunzelnd. »Trisha gibt ein Vermögen für irgendwelche Cremes und Lotionen aus, die absolut keinen Effekt haben. Ist alles ein Riesenschwindel, wenn Sie mich fragen, allerdings haben die Tests ergeben, dass die Produkte, die das Opfer verwendete, von sehr hoher Qualität waren. Anders gesagt, sie hat sich das teure Zeug geleistet … genau wie Trisha. Ich würde also darauf tippen, dass sie recht wohlhabend war.«
»Warum? Nur weil sie teure Cremes verwendet hat?«, fragte Garcia.
»Haben Sie eine Ahnung, was das Zeug kostet?«
Garcia zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Einen Haufen Geld, das kann ich Ihnen versichern. Außerdem, sehen Sie sich mal ihre Finger- und Zehennägel an.«
Hunter und Garcia folgten der Aufforderung. Die Nägel sahen bestens gepflegt aus.
»Ich musste ihren Nagellack abnehmen. Gehört zum üblichen Prozedere. Auch hier wieder ein sehr hochwertiges Produkt. Dem Schnitt der Nägel und der Nagelhaut nach zu urteilen, professionelle Arbeit. Nun sind zwar Maniküre und Pediküre keine wirklich teuren Behandlungen, aber zumindest zeigt es, dass die Frau großen Wert auf ihr Äußeres legte. Nach den Ergebnissen der Haaranalyse hat sie die Haare auch mit hochwertigen Pflegeprodukten bearbeitet, und dem Haarzustand nach zu urteilen, hatte sie mindestens einmal im Monat einen Friseurtermin.«
»Sind die Haare gefärbt?«, fragte Garcia.
»Nein, naturblond. Womit sie sich auch immer ihren Lebensunterhalt verdient hat, ich würde sagen, dass ihr Aussehen dabei eine große Rolle spielte.«
»Ein reicher Ehemann vielleicht?«, schlug Garcia vor.
»Es gibt keinen Hinweis auf einen Ehering oder darauf, dass sie je einen getragen hätte«, entgegnete Dr. Winston.
»Das heißt, sie muss selbst so viel verdient haben.«
»So sieht es aus, ja.«
»Wurde sie vergewaltigt?«, fragte Hunter.
»Nein, kein Geschlechtsverkehr seit mindestens achtundvierzig Stunden. Keine Gleitmittel in Vagina oder Anus, womit auch geschützter Geschlechtsverkehr ausgeschlossen wäre. Dem Killer ging es offenbar nicht um sexuelle Lust.«
»Irgendwelche Körpermerkmale, die zur Identifizierung beitragen könnten?«
»Nichts. Keine Tattoos, keine Muttermale, keine Narben.«
»Fingerabdrücke?«
»Die habe ich letzte Nacht schon Captain Bolter gefaxt, das heißt, Sie haben den Abgleich vorliegen, wenn Sie aufs Revier zurückkehren. Allerdings kann ich auch von hier auf die zentrale Fingerabdruck-Datenbank zugreifen, und da hat sich keine Übereinstimmung ergeben. Sie ist also nicht im System, und über die Zähne können wir auch keine Identifizierung mehr vornehmen, wie Sie wissen.« Dr. Winston ging rasch zu seinem Schreibtisch hinüber und suchte in ein paar losen Blättern herum. »Wie vermutet stand sie unter Einfluss von Drogen. In ihrem Magen habe ich Spuren von Gammahydroxybuttersäure gefunden. In Clubs ist das besser bekannt als GHB oder auch Liquid Ecstasy.«
»Davon habe ich gehört«, sagte Garcia. »Die neue Date-Rape-Droge, stimmt’s?«
»Also, neu ist das Zeug eigentlich nicht mehr, Grünschnabel. Manche Leute nehmen es in kleinen Dosen, um high zu werden, aber eine Überdosis ruft einen ähnlichen Effekt hervor wie Rohypnol«, erklärte Hunter.
»So eine Art Blackout?«
»Genau«, sagte Dr. Winston. »Wenn die Person wieder bei Bewusstsein ist, kann sie sich an nichts mehr erinnern, was während der Zeit passierte, als sie unter dem Einfluss der Droge stand.«
»Können wir es zurückverfolgen?«, fragte Garcia.
Hunter schüttelte den Kopf. »Kaum. GHB ist im Grunde nichts weiter als ein Lösungs- oder Abbeizmittel vermischt mit Abflussreiniger. Das kann sich jeder zu Hause anmischen, das richtige Mischverhältnis findet man im Internet.«
»Jugendliche mischen Lösungsmittel und Abflussreiniger und nehmen es als Droge?«, fragte Garcia verblüfft.
»Tja, die Jugend hat sich eben weiterentwickelt seit unseren Tagen, Detective«, bemerkte Dr. Winston und klopfte Garcia auf den Rücken.
»Wie sieht es mit der Todesursache aus?«, fragte Hunter.
»Herz-, Leber- und Nierenversagen. Ihr Körper konnte irgendwann einfach nicht mehr. Eine Kombination aus den immensen Schmerzen, dazu Dehydrierung und Hunger. Wenn sie nicht so fit gewesen wäre,
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