Der Kruzifix-Killer
fünf Sekunden später kam eine Antwort.
»Ja, wir haben sechzehn Treffer. Hast du einen Namen?«
»Jenny Farnborough. Aber der erscheint garantiert nicht auf dieser Liste.«
Chris ging rasch die Liste mit den Namen durch. »Nee, stimmt. Der Name ist nicht dabei.«
»Gibt’s irgendwelche nicht identifizierten Frauenleichen?«
Christ schaute erneut nach. »Ja, vier Stück.«
»Dann sehen wir uns die mal an.«
Ein Paar Mausklicks später hatten sie einen Ausdruck in der Hand. »Na gut, sehen wir nach«, sagte Chris und ging auf die Kühlzellen zu. Vor einer Tür mit der Nummer C 11 , der ersten auf Chris’ Liste, blieben sie stehen. Es dauerte vielleicht fünf Minuten, bis sie die vier unidentifizierten Leichen überprüft hatten. Jenny Farnborough war nicht darunter.
»Sind das alle? Oder gibt es noch einen Kühlraum in diesem Gebäude?«, fragte Culhane.
»Ja, es gibt noch einen im Keller, aber zu dem habe ich keinen Zutritt«, antwortete Chris.
»Wieso? Wie kann das sein?«
»Der ist abgeriegelt. Streng geheim.«
»Wie kann es in einem Rechtsmedizinischen Institut einen abgeriegelten Bereich geben?«
Chris freute sich, einem Detective der Polizei von Los Angeles etwas erklären zu können, was dieser nicht wusste. »Es gibt manchmal Fälle, die als zu gefährlich eingestuft werden – verstrahlte Leichen, Giftopfer, hohes Ansteckungsrisiko, solche Sachen. In diesem Fall nimmt der Chef des Instituts die Autopsie persönlich in einem isolierten Bereich vor.«
»Und weißt du, ob da unten im Moment eine Leiche liegt?«
»Dr. Winston hat heute bis spät in die Nacht hinein dort unten gearbeitet. Die Leiche ist nicht raufgeschickt worden, also wird sie vermutlich noch da unten sein.«
»Aber sie muss doch in die Wabe.«
»Wabe?«, fragte Chris stirnrunzelnd.
»Diesen Raum hier … den Kühlraum.« Culhanes Stimme klang eine Spur gereizt.
»Nein, der Obduktionsraum unten im Keller verfügt über eigene Kühlzellen. Die Leiche kann da unten bleiben«, sagte Chris, was die Gereiztheit des Detectives noch erhöhte.
»Und du kannst mich da wirklich gar nicht reinlassen?«
»Unmöglich. Nur Dr. Winston hat einen Schlüssel, und den behält er immer bei sich.«
»Gibt’s nicht noch eine andere Möglichkeit?«
»Nicht dass ich wüsste. Die Tür ist mit einem Alarm und Überwachungskamera gesichert. Wenn man nicht eingeladen wird, kommt man da nicht rein.«
»Wie viele Leichen liegen da unten?«
»Soviel ich weiß, im Augenblick nur eine.«
»Gibt es vielleicht ein Foto von der Leiche oder sonst irgendwas im Computer?«
»Nein, sämtliche Informationen zu den Fällen, die dort unten bearbeitet werden, bewahrt Dr. Winston in dem Raum auf. Die Infos gehen nicht mal in die Hauptdatenbank, bis der Doktor sie persönlich freigibt. Aber selbst wenn ich ein Foto von der Leiche hätte, würde das wahrscheinlich nicht viel nützen.«
»Warum?«
»Also, es geht das Gerücht, dass die Leiche unkenntlich gemacht wurde … irgendwie kein Gesicht hat oder so.«
»Tatsächlich?«
»Das habe ich jedenfalls gehört.«
»Eine Enthauptung?«
»Weiß nicht genau. Ich hab nur gehört, dass die Leiche kein Gesicht hat. Könnte durch einen Schuss weggepustet worden sein. So was gibt’s ja ab und zu«, sagte Chris und schüttelte den Kopf.
Mark Culhane dachte kurz nach. Seiner Einschätzung nach war die Wahrscheinlichkeit, dass Jenny Farnborough dort unten in dem versiegelten Bereich lag, ziemlich gering. Also würde es kaum was bringen, das noch weiterzuverfolgen.
»Danke, Chris. Tust du mir einen Gefallen? Halt ein wenig die Augen offen nach der Beschreibung, die ich dir gegeben habe, okay? Wenn jemand reinkommt, der darauf passen könnte, ruf mich an, ja? Es ist wichtig.« Culhane gab Chris seine Visitenkarte.
Chris betrachtete sie eine Sekunde lang und sagte dann: »Klar. Für das LAPD gerne.«
»Ich geh dann mal. Wär’s okay, wenn ich durch dieselbe Tür rausgehe, durch die wir reingekommen sind?«
»Kein Problem. Allerdings muss ich mit runtergehen und den Code eingeben.«
Sie verließen den Kühlraum und gingen schweigend den Weg zurück, den sie gekommen waren. An der Tür gab Culhane Chris den weißen Overall zurück, während der den Code eintippte und die Tür öffnete. Culhane war froh, wieder draußen zu sein.
In seinem Wagen angekommen, zündete er sich eine Zigarette an. Es gab noch zwei Rechtsmedizinische Institute in Los Angeles, eines in Santa Clarita und eines in West Lancaster, doch er
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