Der Kruzifix-Killer
hat er mit seiner Frau gesprochen«, gab Garcia zu bedenken.
»Das bezweifle ich«, erwiderte Peterson entschieden, zog den linken Mundwinkel nach unten und blies eine Rauchwolke aus.
»Und weshalb bezweifeln Sie das?«, fragte Hunter.
»Ich habe mehrfach gehört, wie er mit seiner Frau redet, und das war ein ganz anderer Ton. Nicht so wie Frischverheiratete und Verliebte reden. Das war jemand anderes am Telefon, ganz sicher.« Er hielt inne und zog erneut an seiner Zigarette. »Die meisten dieser heimlichen Anrufe kamen übrigens dienstags.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja, bin ich. Und als Sie beide dann in der Kanzlei nach Georges Pokerrunde am Dienstagabend gefragt haben, da dachte ich mir gleich, dass er seiner Frau eine Lüge aufgetischt hatte. Ich wollte nicht derjenige sein, der ihn verpetzt, also habe ich den Mund gehalten. Seine Frau macht auch so schon genug durch … die Arme.«
»Haben Sie sie je kennengelernt?«
»Ja, einmal. Eine sehr nette Frau … angenehm. Für mich hat die Familie einen hohen Stellenwert, Detective, und ich glaube an Gott, daher habe ich für Fremdgehen nichts übrig. Aber George hat sicher nicht verdient, was ihm passiert ist. Selbst wenn er seine Frau betrogen hat.«
»Was ist mit Wetten? Wussten Sie, dass er früher spielte?«
»Nein!«, erwiderte Peterson völlig baff.
»Haben Sie je gehört, wie er etwas über Hunderennen gesagt hat, Windhundrennen?«
Noch ein Kopfschütteln.
»Internet-Wetten?«
»Falls er bei so was mitgemacht hat, hat er es ganz sicher vor allen in der Kanzlei geheimgehalten. Die Chefs hätten das nicht gebilligt.«
»Wissen Sie etwas über Freunde außerhalb der Kanzlei? Er muss doch noch andere Leute gekannt haben. Haben Sie jemals Bekannte von ihm kennengelernt, vielleicht bei einer Feier oder einer Party oder dergleichen?«
»Nein, nicht dass ich wüsste. Seine Frau war die einzige Person, die er je zu gesellschaftlichen Anlässen der Kanzlei mitbrachte.«
»Und seine Kunden?«
»Soviel ich sagen kann, pflegte er nur rein geschäftliche Kontakte mit ihnen. Er hielt das strikt getrennt.«
Hunter kam sich vor, als versuche er einen Stein auszupressen.
»Gibt es sonst noch irgendetwas, was Sie uns über ihn sagen können? Irgendeine Besonderheit, die Ihnen vielleicht auffiel?«
»Außer dem Liebesgeflüster am Telefon … nein. Wie gesagt, er war ein stiller Typ und blieb meist für sich.«
»Gab es jemanden in der Kanzlei, der ihm vielleicht näherstand, eine Art Freund oder so?«
»Nicht dass ich wüsste. George hing nicht unnötig im Büro herum. Er kam auch nie mit, wenn wir mal nach Feierabend etwas trinken gingen. Er hat seine Arbeit erledigt, und das war’s.«
»Blieb er manchmal bis spätabends im Büro?«
»Das tun wir alle, wenn ein Fall es erfordert, aber nicht zum Vergnügen.«
»Das heißt, der einzige Grund, weshalb Sie vermuten, dass er eine Affäre hatte, ist der, dass Sie rein zufällig gehört haben, wie er in verliebtem Ton telefonierte?«
Peterson nickte und blies erneut eine dünne Rauchwolke aus dem Mundwinkel.
Hunter kratzte sich am Kinn und überlegte, ob es Sinn hatte, weiterzufragen. »Danke für Ihre Hilfe. Falls Ihnen noch etwas einfällt, lassen Sie es uns wissen.« Er reichte ihm seine Karte.
Peterson zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, ließ den Stummel auf den Boden fallen und trat ihn aus. Er nickte den beiden Detectives zu und ging dann in Richtung Haus.
»Mr Peterson«, rief Hunter ihm nach.
»Ja?«, erwiderte er gereizt.
»Es ist so ein herrlicher Tag. Warum gehen Sie nicht eine Weile mit Ihrer Tochter in den Garten? Spielen irgendwas? Laden sie auf Eiscreme und Donuts ein? Einfach um den Tag zu genießen.«
Das kleine Mädchen starrte noch immer vom Fenster aus auf sie herunter.
»Ich sagte doch, sie hat noch Schulaufgaben zu machen.«
»Aber es ist Sonntag. Hat sie nicht auch mal eine Pause verdient?«
»Wollen Sie mir Vorschriften machen, wie ich meine Tochter zu erziehen habe, Detective?«
»Überhaupt nicht. Es war nur ein Vorschlag, damit Sie sie nicht verlieren. Damit sie nicht, wenn sie groß ist, ihre Eltern hasst.« Hunter winkte dem kleinen Mädchen zum Abschied zu, und sie lächelte scheu. »Wie Sie schon sagten, sie ist reizend«, sagte er noch einmal an Peterson gewandt. »Das wird sie nicht ewig bleiben.«
39
D ie Adresse, nach der sie suchten, lautete 535 Ocean Boulevard in Santa Monica. Garcia beschloss, die malerische Route über den Pacific Coast Highway zu
Weitere Kostenlose Bücher