Der Kruzifix-Killer
stinkreicher Sack, mietet die Mädchen und Models und lädt ein, wen er will. Wenn Sie nicht mit ihm befreundet sind, kriegen Sie auch keine Einladung«, erklärte sie.
Hunter hatte so etwas befürchtet. »Gibt es so eine Party an Dienstagabenden?«
»Es gibt dafür keinen festen Tag. Es findet statt, wenn der reiche Sack eben gerade Lust drauf hat.«
»Wissen Sie, ob es letzten Dienstag eine gab?«
Rachel überlegte eine kleine Weile. »Wenn, dann war ich jedenfalls nicht dabei.«
»Ist Ihnen irgendwann mal jemand Eigenartiges bei so einer Party aufgefallen?«, fragte Hunter.
Rachel lachte. »Sie meinen, außer den Leuten, die Spaß daran haben, wenn man auf sie pinkelt, ihnen die Stöckelschuhe in den Rücken bohrt, ihnen den Hintern versohlt, sie fesselt, mit heißem Wachs verbrüht oder ihnen Gegenstände in den Arsch schiebt?«
»Ja, außer denen«, sagte Hunter ungerührt.
»Nein, jemand noch Eigenartigeres nicht.«
»Nehmen an solchen Partys, abgesehen von den Models, auch Frauen teil?«
»Manchmal. Ich habe schon Gäste gesehen, die ihre Ehefrauen oder Freundinnen mitbrachten. Anscheinend führen manche Paare eine ziemlich liberale Beziehung«, sagte sie kichernd.
»Ihnen ist also nie jemand besonders aufgefallen?«
»Ich achte nicht allzu sehr auf diese Leute. Ich bin da nur, um meinen Job zu machen. Wie Leute aussehen, spielt für mich keine Rolle. Wenn es das täte, könnte ich den Job nicht machen.«
Das konnte Hunter leicht nachvollziehen.
»Hat Jenny auch in Ihrem Apartmenthaus gewohnt?«, fragte Garcia.
»Nein. Ich weiß nicht, wo sie gewohnt hat. Das weiß ich von keinem der anderen Mädchen. D-King will es so. Aber ihre alte Wohnung ist inzwischen sowieso ausgeräumt.«
»Weshalb denken Sie das?«
»Alle Wohnungen gehören ihm. Wenn ein Mädchen geht, kommt das nächste. Er sorgt gut für uns.«
»Das sehe ich«, sagte Garcia und blickte mit schräggelegtem Kopf an der Glasfassade des Gebäudes hinauf. »Was passiert mit ihren Sachen? Ich meine, falls sie was dagelassen hat.«
»Das meiste davon gehört sowieso D-King. Er richtet die Wohnungen ein, versorgt uns mit Klamotten, Parfüm, Make-up, was immer. Er weiß schon, wie man Frauen verwöhnen muss.«
Ein paar Augenblicke lang sagte niemand etwas.
»Kann ich jetzt gehen?«, fragte Rachel ungeduldig.
»Ja, klar. Danke für Ihre Hilfe. Oh, eins noch«, rief Hunter ihr nach, als sie schon losgegangen war. Sie blieb stehen und wandte sich mit einem theatralischen Seufzer zu den beiden Detectives um. Erneut schob sie sich die Brille auf die Stirn.
»Haben Sie schon mal jemanden mit so einer Tätowierung gesehen?«, fragte er und zeigte ihr eine Skizze des Doppelkreuzes.
Sie schaute auf die Zeichnung, runzelte die Stirn und schüttelte dann den Kopf. »Nein, noch nie.«
»Sicher?«
»Ganz sicher.«
»Okay, danke nochmals.« Hunter faltete das Papier wieder zusammen, steckte es in seine Jackentasche und reichte ihr eine seiner Karten. »Falls Sie jemals jemanden sehen, der so eine Tätowierung trägt, oder falls Sie das Zeichen sonst irgendwo entdecken, rufen Sie uns bitte an.«
Sie nahm Hunters Visitenkarte entgegen und betrachtete sie lächelnd. »Vielleicht rufe ich Sie ja einfach so mal an.«
»Ich glaube, die steht auf dich«, sagte Hunter zu Garcia, als Rachel außer Hörweite war, und klopfte ihm auf den Rücken.
»Auf mich? Dich will sie doch anrufen. Vielleicht wird ja noch ein Rendezvous draus, und sie nimmt dich auf eine dieser Extrem-Partys mit«, spöttelte Garcia.
40
H unter lag im Dunkeln und starrte an die Decke. Zu viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf, als dass er hätte einschlafen können.
Suchte der Killer sich so seine Opfer aus – in Bars, Clubs und auf Partys?
Dieser Killer war nicht der Typ, der sich an eine bestimmte Routine hielt, und Hunter wurde das Gefühl nicht los, irgendetwas übersehen zu haben, doch er konnte einfach den Finger nicht darauflegen. Er fühlte sich erschöpft und ausgepumpt. Egal wie oft er es versuchte, er schaffte es nicht, länger als ein paar Sekunden an etwas anderes zu denken. Ihm war bewusst, dass er wieder auf denselben Abgrund zusteuerte wie schon einmal, und seinem Partner erging es nicht besser. Das durfte er nicht zulassen.
Im Zimmer war es still, nur die sanften Atemzüge der dunkelhaarigen Frau neben ihm waren zu hören. Ihr weiches glänzendes Haar, ihre wunderbar zarte Haut – ihre Gegenwart beruhigte ihn.
Nach dem Gespräch mit Rachel Blate
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