Der Kruzifix-Killer
wurde.
»Ja, jemand vom Überwachungsteam ist einer von ihnen gestern Abend vom Club nach Hause gefolgt«, sagte Garcia und zog ein Blatt Papier aus der Tasche.
»Gut, dann können wir uns die gleich nach Peterson vornehmen. Also los, du fährst.«
Malibu ist ein siebenundzwanzig Meilen langer, spektakulärer Küstenabschnitt nordwestlich von Los Angeles. Hier haben Leute wie Barbra Streisand, Tom Hanks, Dustin Hoffman, Robert Redford und Unmengen anderer reicher und berühmter Hollywoodstars ein Anwesen.
Den Großteil der Fahrt zu Petersons Haus hinaus schwiegen sie beide. Hunters Gedanken waren hin- und hergerissen zwischen der umwerfenden Nacht mit Isabella und dem erstaunlichen Durchbruch, den sie ihnen womöglich bescherte. Hatte sie tatsächlich dem Killer gegenübergestanden? Und falls ja, hatte er keine Verkleidung getragen? Hatte sie ihn womöglich mit ihrer Frage nach seinen Tätowierungen in die Flucht geschlagen? Hunter wusste, dass dieser Killer nie etwas dem Zufall überließ, doch immerhin bestand die winzige Chance, dass seine Begegnung mit Isabella ein solcher Zufall war. Hunter hatte das Gefühl, dass sich das Blatt gerade wendete.
»Hier ist die Straße«, sagte Garcia, als er in die Via Linda Street einbog.
»Nummer vier, gleich dort, das ist sein Haus«, sagte Hunter und deutete auf ein Haus mit hellblauer Fassade. Drei Autos standen in der Einfahrt, eines davon ein offenbar nagelneuer Chevy Explorer Van.
In Malibu fiel Petersons Haus nicht besonders auf, aber über Hunters und Garcias Standards ging es weit hinaus. Es war ein modernes zweistöckiges Gebäude mit einem makellos gepflegten Rasen davor. Ein geschwungener Weg aus Pflastersteinen führte von der Straße zu dem pompösen Hauseingang, der Aufgang war mit farblich komponierten Blumenarrangements geschmückt. Wer auch immer sich um das Anwesen kümmerte, war jedenfalls Perfektionist.
Hunter liebte es, mit dem Überraschungsmoment zu arbeiten. Wenn Leute vorgewarnt waren, blieb ihnen Zeit, sich ihre Lügen zurechtzulegen und einen klaren Kopf zu bekommen. Wann immer er es sich erlauben konnte, zog er es vor, Leute unangemeldet zu befragen, indem er einfach auftauchte. Ein Polizist von der Mordkommission mit einem Sack voller Fragen machte so ziemlich jeden Normalsterblichen nervös.
An der Haustür hing ein Türklopfer aus Messing in Form eines Löwenkopfs mit einem Ring im Maul.
»Was für ein Pomp«, bemerkte Garcia und klopfte dreimal. »Ich wette, die haben einen Swimmingpool hinterm Haus.«
»Junge, wir sind hier in Malibu, alle Häuser hier haben einen Swimmingpool hinterm Haus, ob man will oder nicht.«
Wenige Augenblicke später wurde die Tür von einem blonden, braunäugigen kleinen Mädchen geöffnet, das nicht älter als zehn sein konnte. Nicht unbedingt das, was sie erwartet hatten.
»Hallo. Ist dein Daddy zu Hause?«, fragte Garcia mit einem breiten Lächeln. Dabei beugte er sich hinunter, um mit dem Mädchen auf Augenhöhe zu sein.
Sie trat einen Schritt zurück und musterte die beiden Männer einen Moment lang. »Darf ich fragen, wen ich melden soll?«
Garcia war verblüfft über die gewählte Ausdrucksweise. »Selbstverständlich darfst du das fragen«, erwiderte er in dem Versuch, ihren pompösen Ton zu imitieren. »Ich bin Detective Garcia, und das hier ist Detective Hunter«, sagte er und deutete auf seinen Partner.
»Dürfte ich vielleicht einen Ausweis sehen?«, fragte sie mit skeptischer Miene.
Garcia konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Sicher.« Beide Detectives zogen ihre Dienstmarken und sahen amüsiert zu, wie das Mädchen sie prüfend in Augenschein nahm.
»Gibt es irgendein Problem, Detectives?«
»Nein. Aber wir würden gerne mit deinem Daddy sprechen, wenn das möglich ist.«
»Ich nenne meinen Vater nicht Daddy. So was sagen nur kleine Kinder. Bitte warten Sie hier«, entgegnete sie trocken und machte ihnen die Tür vor der Nase zu.
»Was war das jetzt?« Garcia wandte sich verdutzt zu Hunter um, der nur mit den Achseln zuckte. »Die kann nicht älter sein als … was, zehn? Stell dir mal vor, wie die mit fünfzig ist!«
»Sie kann nichts dafür«, bemerkte Hunter mit geneigtem Kopf. »Ihre Eltern behandeln sie wahrscheinlich, als wäre sie viel älter, verbieten ihr, draußen zu spielen oder überhaupt gleichaltrige Freunde zu haben, und drillen sie zur Musterschülerin. Und ohne sich dessen bewusst zu sein, richten sie damit mehr Schaden an, als sie ihr Gutes tun.«
Sie
Weitere Kostenlose Bücher