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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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kommt…
    „EVELYN!“, schreit Trixi so aufgebracht, dass ihre Stimmbänder zittern. „Wo bist du mit deinen Gedanken? Und steh von dem Stuhl auf. Hat man dir nicht beigebracht, dass man sich in Laufstegklamotten nicht hinsetzt? Da verknittert doch wieder alles. Es geht gleich los!“ Sie schießt mit ihrem Klemmbrett von einem zum andern. „Was zum Teufel ist mit dir los, Mel? BIST DU ETWA BETRUNKEN?! Reiß dich gefälligst zusammen!“
    Das holt Evelyn zurück in die Realität. Sie legt all ihre Gedanken für einen Moment zur Seite und konzentriert sich nur noch auf ihren bevorstehenden Auftritt.
    Es herrscht angespanntes Gemurmel. Nervöse Füße scharren auf dem Boden. Ein letztes Mal wird noch am Outfit gezupft, hier und da noch eine glänzende Nase abgetupft. Da fällt ihr plötzlich ein, dass sie in der ganzen Hektik ihren Bodyguard total vergessen hat. Weiß Gott, wo der herumirrt.
    ***
    Der junge Mann hebt sich äußerlich nicht von den anderen Leuten ab. Er ist sauber gekleidet, seine Haare sind ordentlich gekämmt und er riecht angenehm nach Aftershave. Auch in seinem Verhalten ist nichts zu finden, das Anlass zur Sorge geben könnte. Einzig die Waffe in der Innentasche seines Jacketts würde mit Sicherheit die meisten Leute beunruhigen, wenn sie von deren Existenz wüssten.
    ***
    Tom sieht der Modenschau mit eher gemischten Gefühlen entgegen. Er hat ein Problem mit den Sicherheitsmaßnahmen, die man hier ergriffen hat und die seiner Meinung nach bei weitem nicht ausreichend sind. Er hat keine Ahnung, wie er Evelyn optimal beschützen kann. Er kann ja wohl schlecht neben ihr herlaufen. Und außerdem kann er nicht besonders viel mit Mode und Models und dem ganzen anderen Kram anfangen. Aber jetzt ist sein Desinteresse wie weggeblasen. Seine innere Anspannung steigt wieder. Schließlich kann die Frau, wegen der er überhaupt hier ist, jeden Moment über den Laufsteg schweben. Er hat so etwas noch nie live gesehen.
    Plötzlich steht Evelyn neben ihm. „Wollen Sie die Show sehen?“
    Natürlich will er das.
    „Dann kommen Sie mit. Aber beeilen Sie sich.“
    Er weiß nicht, wo sie ihn hinführt, aber als sie schließlich stehen bleibt, kann er den Laufsteg von der Seite sehen.
    „Hier haben Sie alles im Blick“, sagt sie. Dann zieht sie die Scheine von Valentina aus ihrem nur wenig imposanten Dekollete. „Passen Sie auf das Geld auf.“
    „Haben Sie auf die Schnelle eine Bank überfallen?“
    „So ähnlich“, sagt sie, lacht aber nicht.
    Tom meint, einen besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht zu erkennen. „Hier sind eine Menge Sicherheitsleute“, sagt er deshalb. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“
    Da lächelt sie plötzlich leicht. „Danke“, sagt sie einfach. Dann ist sie auch schon wieder weg.
    Tom steht im Halbdunkeln und betrachtet die Euroscheine eine Weile. Da gehen die Scheinwerfer an und schicken ihr grelles Licht über den Laufsteg. Die Modenschau hat begonnen. Die Mädchen laufen zu den Kings of Leon mit
Sex on Fire
über den Laufsteg. Das ist wirklich so …
passend
. Es passt so ausgezeichnet zu den Outfits der Models, so als wäre der Song nur dafür geschrieben worden. Für die Präsentation einer neuen Unterwäschekollektion.
    ***
    Endlich bekommt Evelyn das Signal für ihren Start. Sie holt noch einmal tief Luft, dann setzt sie den passenden Gesichtsausdruck auf, schüttelt Cliffs Hand von ihrem Gesicht ab und los geht’s.
    Die Scheinwerfer blenden im ersten Moment ungeheuerlich. Sie setzt ihre Füße im Takt der Musik auf die glänzende Oberfläche auf. Einen nach dem anderen. Klack, klack, machen ihre Schuhe.
    Sie fixiert ihren Blick auf einen unsichtbaren Punk irgendwo in ihrer Augenhöhe und ignoriert die neugierigen, bewundernden und durchaus auch neidischen Blicke, die das Publikum auf ihren Körper wirft.
    Rücken schön gerade halten, nicht so mit den Armen schlenkern! Verführerischer Gesichtsausdruck, gibt sich Evelyn selbst Anweisungen. Sie weiß, dass sie auf dem Catwalk dazu neigt, sich etwas zusammenzukrümmen. Und pass auf deine verflixten Füße auf. Wehe du stolperst!
    Als sie nach einigen Metern vorne angekommen ist und kurz in ihrer Pose verharrt, durchflutet sie ein solch überwältigendes Gefühl, dass sie vor Glück beinahe in Tränen ausgebrochen wäre.
    Mann, ist das toll.
    Grandios.
    Oh, ja. Sie hat den Laufsteg irgendwie vermisst. Er ist trotz allem ihr Zuhause.
    ***
    Sie wird vom gleißenden Licht der Scheinwerfer angestrahlt. Mit

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