Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
Vom Netzwerk:
dieu!“ Er lässt sich ins Sofa zurücksinken.
    „Was denn? Was stimmt damit nicht?“
    Er sieht sie lange an. „Ich habe dafür das Fünffache bezahlt“, sagt er schließlich.
    Evelyn sieht ihn ungläubig an. „Was?“
    „Ja“, sagt er. „Dieser Juwelier hat dich ganz schön über den Tisch gezogen.“
    „Natürlich bin ich jetzt wieder schuld“, sagt Evelyn.
    „Na, wer denn sonst? Ich war nicht so naiv und habe mich um einen Batzen Geld betrügen lassen.“
    „Aber wenn du ihn nicht zu klein gekauft hättest, hätte ich ihn gar nicht erst verkaufen müssen.“ Evelyn verschränkt die Arme.
    Sie schweigen sich eine Weile an.
    „Wir hätten nicht heiraten sollen“, wirft Evelyn schließlich ein.
    „Non? Pourquoi?“, fragt Jack lauernd.
    „Na, weil von Anfang an alles schief gegangen ist“, meint Evelyn. „Mal abgesehen von deinem Antrag ging auch der Rest so ziemlich daneben. Der Standesbeamte war ja fast noch bekiffter als deine blöden Saufkumpane. Und deine Lebensmittelvergiftung war auch nicht gerade toll. Du hast die ganze Nacht gekotzt.“
    „Als frischgebackene Ehefrau warst du aber auch nicht gerade perfekt“, gibt Jack zurück. „Du hast dir einfach ein anderes Hotelzimmer genommen, anstatt dich um mich zu kümmern. Du hast mich wie einen Hund leiden lassen. Ich hätte damals schon wissen müssen, dass ich dir eigentlich so ziemlich egal bin.“
    „Ha! Wer ist denn hier wem egal? Dir ist es doch am Arsch vorbeigegangen wie es mir geht, sonst hättest du mich nicht einfach so sitzengelassen!“
    „Du bist also doch noch sauer auf mich“, stellt Jack amüsiert fest.
    Evelyn wirft ihm einen giftigen Blick zu, gibt ihm aber keine Antwort. Sie meint lediglich: „Willst du noch Tee?“
    Jack verzieht das Gesicht. „Also mal im Ernst: Das ist doch kein Tee. Das ist lauwarmes Spülwasser.“
    Langsam wird Jack ihm sympathischer. Tom selbst hätte vermutlich nicht den Mut aufgebracht, Evelyn so direkt zu sagen, dass ihr Tee grausig schmeckt.
    „Du musst ihn ja nicht trinken, wenn dir was nicht passt“, sagt Evelyn.
    „Gut, das zu wissen“, sagt Jack. „Aber jetzt mal was anderes.“ Er beugt sich auf dem Sofa vor und späht in die Küche. „Mr. Hunt“, sagt er. „Kann ich Sie mal etwas fragen?“
    Tom löst sich von seinem Platz in der Küche und bevor er langsam ins Wohnzimmer geht, steckt er noch rasch ein Küchenmesser in den Bund seiner Socken. Er hofft inständig, dass er sich die Klinge nicht in seinen Fuß spießt. Er setzt sich mit einigem Abstand neben Evelyn. „Klar.“
    Jack beugt sich nach vorne und stützt sich mit seinen Ellenbogen auf den Knien ab und sieht Tom an. „Ist Evelyn hier sicher?“
    „Stellen Sie meine Kompetenz als Personenschützer in Frage?“
    „Nein, nein. Auf keinen Fall – es ist nur so, dass das doch ein Verrückter sein muss, der sie umbringen wollte.“
    „Ein ziemlich Verrückter.“
    „Eben. Und Sie meinen, dass es besser ist, wenn Evelyn weiterhin hier bleibt?“
    „Das war nicht meine Entscheidung. Ich respektiere den Willen meiner Klienten.“
    Evelyn sieht ihren Bodyguard verdutzt an. So hat er sich ja noch nie ausgedrückt.
    „Aber denken Sie, Sie können Evelyn hier richtig beschützen? Der Kerl weiß doch, wo sie ist.“
    „Sie können gerne meinen Job übernehmen.“
    „Schon gut. Ich will Sie nicht angreifen.“
    „Ach nein?“
    „Ich wollte nur sicher gehen, dass Evelyn in Sicherheit ist“, sagt Jack. „Ich wollte Sie nicht beleidigen.“
    „Kein Problem“, sagt Tom, aber er hört sich nicht so an, als wäre das kein Problem für ihn. Und gerade als er Jack mit seinem Verdacht konfrontieren will, sieht dieser auf die Uhr. Dann meint er, mit einem bedauernden Unterton in der Stimme: „Es tut mir Leid, aber ich muss zurück in meine Wohnung. Ich werde bereits erwartet.“ Er ist so schnell verschwunden, als wäre er auf der Flucht.

20. Kapitel
    Donnerstag, 22. Juli
     
    Sie sitzen sich am Küchentisch gegenüber und sehen sich schweigend an. Das Ticken der Wanduhr ist lauter als je zuvor. Evelyn wartet auf einen Anruf ihrer Tante, Tom auf den von Frank Greyson. Dann läutet es an der Haustür. Sie sehen sich an. Dann blickt Tom auf die Uhr.
    „Erwartest du noch jemanden?“
    „Nein.“
    Es läutet wieder.
    „Soll ich nachsehen?“
    „Bitte.“
    Er steht auf und geht zur Tür. Evelyn folgt ihm.
    Er tastet nach seiner Waffe, dann drückt er die Klinke herunter und öffnet die Türe einen kleinen Spalt weit.

Weitere Kostenlose Bücher