Der Kugelfaenger
sich die letzten Jahre über aufgehalten hat?“
Jack Dupont wird die Tür geöffnet und er tritt ein. Tom kann einen kurzen Blick auf Evelyn erhaschen. Sie hat sich umgezogen, stellt er überrascht fest. Sie trägt eine glänzende, schlammfarbene Seidenbluse mit kurzen, weiten Ärmeln und mit messingfarbenen Perlen besticktem, runden Ausschnitt. Dazu trägt sie eine dunkle Jeans. Ihre Haare hat sie zusammengebunden. Keine Jogginghose. Kein Schlabberpullover.
„Ich habe keine Ahnung wo er sich aufgehalten hat, aber ich glaube nicht, dass er hier in Großbritannien war. Probieren Sie es mal mit Frankreich.“
„Wie kommen Sie auf Frankreich?“
„Sein Vater ist Franzose.“
„Ah, ich verstehe“, meint Greyson und verstummt auf einen Schlag. „Hunt“, kräht er hektisch, „Ich glaube, O’Connell kommt. Ich rufe Sie an.“ Und er hat aufgelegt.
Tom hat es ebenfalls eilig. Er will Evelyn nicht mit Jack alleine lassen. Er hat kein gutes Gefühl dabei. Er zieht Schuhe und seine Lederjacke an, dann verlässt er die Garage und joggt über den Rasen. Es regnet in Strömen.
Als Evelyn ihm die Tür öffnet, ist sie keineswegs überrascht. Sie lässt ihn ohne einen Kommentar ein und geht ihm voran ins Wohnzimmer. Dort sitzt Jack schon auf dem einen der beiden Sofas, das am ältesten aussieht, vor sich eine Tasse mit Tee. Als er Tom erblickt, lächelt er kurz, scheint aber nicht besonders erfreut zu sein. Er will mit Evelyn alleine sein.
„Ah, Sie sind auch noch hier, Mr.- Wie war gleich Ihr Name?“
„Hunt“, sagt Tom, „Tom Hunt.”
„Ach ja, stimmt.“ Er lächelt entschuldigend. „Je suis désolé.“. Seine blauen Augen blicken irritiert durch die Brillengläser.
„Willst du dich auch zu uns setzen?“, fragt Evelyn Tom. Es ist ihr anzumerken, dass sie sich unwohl fühlt.
„Nein“, sagt Tom und sie ist sichtlich erleichtert.
Er geht in die Küche und lehnt sich an die Arbeitsplatte, so hat er Evelyn und vor allem auch Jack durch die offene Tür immer im Blick.
Nach einer Weile setzt sich auch Evelyn wieder. Sie sitzt Jack gegenüber auf dem anderen Sofa. Eine geraume Zeit schweigen beide vor sich hin und Tom bereut es fast schon wieder, überhaupt hier aufgetaucht zu sein. Aber dann ergreift Jack das Wort. Er beginnt, auf Französisch zu sprechen, obwohl er die englische Sprache vorzüglich und sogar absolut akzentfrei beherrscht. Tom versteht kein Wort.
Evelyn hingegen nickt. „Oui, oui. Je sais. Das ist mir klar, Jack.“
Er verfällt wieder ins Englische. „Weißt du noch, wie wir uns kennen gelernt haben?“, sagt er und schwelgt in Erinnerungen.
Evelyn hebt ihren Kopf und lacht. „O ja. Du bist am Straßenrand gestanden und hast dir deinen Magen aus dem Leib gekotzt.“
„Mensch, ich hab halt was falsches gegessen“, wiegelt Jack ab.
„Du warst sternhagelvoll“, sagt Evelyn.
„Wie auch immer. Besonders romantisch war das nicht. Aber der Heiratsantrag – der
war
doch romantisch, non?“
Tom kommt gleich das Mittagessen hoch. Wenn sie jetzt sagt, dass sie noch nie so etwas romantisches erlebt hat, dann steht er sofort auf und verlässt das Haus.
Evelyn lächelt. „Ja, romantisch war das schon etwas. Nur der Ring hat alles kaputt gemacht.“
Jack verdreht die Augen. „Ah, oui. Ich erinnere mich. Leider habe ich ihn eine Nummer zu klein gekauft.“
„War ja auch gar nicht so schlimm. Getragen hätte ich ihn ja sowieso nicht.“
„Stimmt. Wir haben ja heimlich geheiratet.“ Jack grinst. „Was hast du mit dem Ring eigentlich gemacht, wenn ich fragen darf?“
Evelyn wird ein wenig rot. Aber nur ein ganz klein wenig. „Ich habe ihn dieses Frühjahr an einen Juwelier verkauft.“
Jack ist sprachlos. „Du hast ihn verhökert?
Meinen
Verlobungsring?“
„Von mir aus kannst du das Geld haben“, sagt Evelyn und ist um einen versöhnlichen Tonfall bemüht.
„Nein, nein, schon gut“, sagt Jack und beruhigt sich wieder. „Ich kann dir keinen Vorwurf machen. Immerhin war ich zwei Jahre weg. Und der Ring hat sowieso nicht gepasst.“
„Eben.“
Jack nippt vorsichtig an seinem Tee. Dann fragt er: „Und? Wie viel hast du für den Ring bekommen?“
„Keine Ahnung.“ Evelyn zuckt die Schultern. „Zweitausend, denke ich.“
Jack verschluckt sich am Tee und spuckt ihn hustend durchs halbe Wohnzimmer. „Zweitausend?“, fragt er keuchend, als er sich wieder im Griff hat. „Deux mille?“
„Ja, ich glaube schon.“ Sein Gehuste hat sie verunsichert.
„Mon
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