Der Kugelfaenger
herumgefummelt hat, an den Schultern, dreht sie herum und schiebt sie aus der Küche in den Flur und zur Tür. Dabei sammelt er ihre Sachen zusammen. Schuhe und Handtasche.
„War schön Sie kennen gelernt zu haben“, sagt er, stopft ihr das Zeug in die Arme und öffnet dabei die Wohnungstür, schiebt die verdutzte Frau ins kühle Treppenhaus hinaus und knallt die Tür hinter ihr zu.
Er ist erleichtert. Wenigstens ein Problem hat er weniger. Diese Frau hätte ihn fast um den Verstand gebracht. Er hat keinen blassen Schimmer, wie die überhaupt hereingekommen ist. Einem Instinkt folgend, blickt er das Türschloss an. Nein, aufgebrochen hat sie es nicht. Obwohl – sie kann ja auch zum Fenster reingeklettert sein. Tom hat bei dieser letzten Überlegung allerdings vergessen, dass er im vierten Stock wohnt. Also ist das ziemlich unwahrscheinlich. Sie müsste schon King-Kong sein, wonach sie allerdings beim besten Willen nicht ausgesehen hat.
Und Tom fragt sich noch immer, wo Isabelle abgeblieben ist. Er ist der festen Überzeugung, dass er sich gestern mit ihr hier in seiner Wohnung getroffen hat.
Sein Kopf pocht. Er öffnet wieder die Augen und sein Blick fällt auf den Fußboden. Dort liegt noch immer das Kleid der Rothaarigen, dessen sie sich noch vor ein paar Minuten entledigt hat. Tom flucht und packt es mit einer raschen Bewegung. Er stürzt zur Tür zurück und reißt sie auf. Eigentlich hat er ja damit gerechnet, dass die Frau schon längst wieder über alle Berge ist und er nun zusehen kann, wie er das Zeug loswird.
Doch das Treppenhaus ist nicht leer. Die junge Frau steht noch immer barfuss und halb nackt vor seiner bis vor wenigen Sekunden noch geschlossenen Tür. Die Schuhe und die Handtasche hat sie noch immer in den Armen. Ihr Gesichtsausdruck lässt darauf schließen, dass sie noch immer nicht wirklich glauben kann, dass dieser durchaus attraktive Mann mit den blonden Haaren und den unfassbar blauen Augen sie gerade eben vor die Tür gesetzt hat, wie eine fette, ekelhafte Spinne. Und das nächste was passiert, bestärkt ihren Eindruck noch mehr. Tom drückt ihr nun ebenfalls das Kleid in die Arme, der kleine Berg darauf wächst. So schnell wie er aufgetaucht ist, ist er auch wieder verschwunden. Die rothaarige Frau starrt verdattert auf die geschlossene Wohnungstüre.
Als Tom zurück in die Küche kommt, qualmt der Toaster.
„Shit!“ Er zupft das Toastbrot heraus, wobei er sich die Finger etwas verbrennt. Das Toast ist so schwarz, sodass es sich auch nicht mehr lohnt, es mit einer dicken Schicht Butter etwas appetitlicher zu machen. Trotzdem nimmt er eines, knallt es auf die dreckige Küchenzeile und wirft eine Scheibe Käse drauf.
Wie alt mag dieser Käse wohl schon sein?
Das andere Toastbrot lässt er einfach zurück in den Toaster fallen. Und der Kaffee ist mittlerweile nur noch lauwarm. Er trauert einem vollständigen Frühstück allerdings nicht lange nach, denn nun meldet sich auch schon sein Unterbewusstsein, das ihm sagt, dass er sich nun wirklich beeilen sollte. Als er aber einen kurzen Blick auf die Uhr an der Küchenwand wirft, wird ihm klar, dass das nun nicht mehr nötig ist. Denn genau in dieser Sekunde sollte er seinem Boss gegenüber sitzen.
Tom befällt mit einem Mal eine sonderbare Ruhe. Seine Gedanken rennen nicht mehr panisch im Kreis herum und er ist vor Hektik auch nicht mehr hibbelig.
Denn wenn man bei Toms Vorgesetztem schon zu spät erscheint, dann sollte man am besten schon so dermaßen zu spät dran sein, dass er entweder schon wieder einen anderen Termin hat oder in der Zwischenzeit etwas passiert ist, dass noch viel mehr Aufregung verdient, als ein kleiner, störender, unterbezahlter Angestellter, der nicht in der Lage ist, einen einfachen Termin einzuhalten.
Er setzt sich mit dem Käsetoast also an den Küchentisch und trinkt dazu zwei Tassen lauwarmen Kaffee mit Milch und jeder Menge Zucker. Er holt sein Handy aus der Tasche seiner Lederjacke, die über einem der Küchenstühle hängt und wählt die Nummer seiner Freundin. Aber er hat keinen Erfolg. Sie geht nicht dran. Dasselbe ist es, als er es auf dem Festnetz probiert. Nach einer halben Ewigkeit Dauergeklingel springt schließlich der Anrufbeantworter an. Er spricht ihr nicht aufs Band.
Schlecht gelaunt zieht er sich dann in aller Ruhe die verknitterten und stinkenden Sachen an, die er Gestern einfach zu Boden hat fallen lassen. Dann geht er in die Küche zurück, nimmt seine Lederjacke vom Stuhl und zieht
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