Der Kugelfaenger
neugierig an. „Und du hast wirklich keinen blassen Schimmer von Gestern? Überhaupt nicht? Nicht einmal eine klitzekleine Erinnerung?“
Tom starrt wütend vor sich hin. „Nein.“ Er schließt die Augen und lehnt seinen Kopf ans Regal. „Und stell dir vor: Ich weiß nicht einmal wo Isabelle ist. Sie war heute Morgen einfach weg. Dafür stand eine andere Frau in meiner Küche und hat mein Geschirr kaputtgemacht.“ Er hält kurz inne, dann sagt er mit immer noch geschlossenen Augen: „Steve, ich schwöre dir, ich werde nie wieder auch nur einen Tropfen Alkohol anrühren.“
Steves mitfühlender Gesichtsausdruck wandelt sich nun in einen sehr besorgten um. Er nimmt einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse und sagt: „Isabelle hat dich gestern verlassen.“ Tom öffnet seine Augen. „Was?“, entfährt es ihm.
Mrs. Smith hebt sofort ihren Kopf und starrt bitterböse zu ihnen hinüber. Ihre Finger schweben nur wenige Millimeter über den Tasten.
Mit gedämpfter Stimme fährt Steve fort: „Es tut mir Leid. Wirklich. Ihr beide habt euch wieder einmal gestritten. Wegen des Geldes, du weißt schon … danach hat sie dich verlassen …“
Tom hat es geahnt. Irgendetwas muss gestern geschehen sein. Sonst hätte er sich nicht so zulaufen lassen. Wage Bilder des Streites tauchen verschwommen vor seinen Augen auf.
Sie hat mit Schuhen nach mir geworfen. Mit Stöckelschuhen.
Und mit Geschirr.
Das Zeug ist nur so durch die Luft geflogen.
„…Und danach dann …“, Steve beginnt zu grinsen, „…da bin ich zu dir gekommen und hab die Kiste Schnaps mitgebracht, die ich zum Geburtstag bekommen habe. Du weißt schon, den Selbstgebrannten von meinem Cousin.“
Erstens hat Steve keinen Cousin und somit kann er den Schnaps auch nicht von ihm haben. Er hat ihn von einem undurchsichtigen Typen namens
Crazy Cat
, dessen Leibwächter er von Zeit zu Zeit ist. Glaubt man der Polizei, so soll dieser vorzügliche Kontakte zur New Yorker Unterwelt und zu namhaften kriminellen Organisationen haben, was sie ihm natürlich nicht nachweisen können.
Und zweitens hat Steve die Kiste Schnaps sicherlich nicht zum Geburtstag bekommen. Denkbarer ist schon eher, dass er das Zeug von
Crazy Cat
bekommen hat, damit er seine Schnauze hält und nicht alles ausplaudert, was er im Dienste von Mr. Underworld so mitkriegt, vermutet Tom.
„Wenn du mich noch einmal zu einem Saufgelage überredest, ertränke ich dich eigenhändig in deinem scheiß Schnaps, verstanden?“
Steve antwortet ihm daraufhin nicht.
Bleibt noch eine Frage. „Aber ich weiß nicht, wer diese Frau ist, die heute Morgen bei mir war und mir an die Wäsche gehen wollte.“
Steve runzelt die Stirn. „Hatte sie rote Haare? Grüne Augen? Blass und mager?“
„Kann schon sein. Kennst du sie?“
„Das ist Janice. Ich hab’ sie gestern mitgebracht. Sie ist meine Freundin oder was auch immer.“
Tom schweigt einen Moment, denn Mrs. Smith ist gerade wieder dabei, ihre Ohren wie Fühler in ihre Richtung auszustrecken, um ja kein Wort zu verpassen.
„Bist du dir sicher, dass das
deine
Freundin ist? Eine, die ständig an irgendwelchen Männern herumfummelt?“ Tom sieht seinen Freund forschend an. „Macht es dir nichts aus, wenn sie die Nächte bei einem anderen verbringt?“
„Im Grunde ist mir das scheißegal“, meint Steve. „Ich mache es ja nicht recht viel anders.“
Tom und Steve messen sich kurz mit den Augen. Dann fährt Tom fort: „Was ich auch nicht verstehe ist, wer meine Maschine so dermaßen demoliert hat.“
Steve macht ein schuldbewusstes Gesicht. Er weiß es. Verlegen rührt er in seiner Tasse. „Du Tom …“ Er bricht ab, nur um gleich wieder fortzufahren. Es hat sowieso keinen Sinn zu schweigen. „Ich habe dein Motorrad demoliert.“
Tom sieht ihn an. Seine Augen verengen sich.
Steve wird mit jedem Wort kleiner. „Ich wollte irgendwann heute Morgen nach Hause fahren. Aber als ich wegfahren wollte, bin ich irgendwo angefahren. Also bin ich abgestiegen und hab nachgeschaut. Da ist sie mir dann auch noch umgefallen. Und da ist mir langsam gedämmert, dass das nicht mein Wagen sein kann. “
Tom starrt ihn an. „Und da hast du gedacht, du lässt einfach den Zündschlüssel stecken, denn vielleicht erbarmt sich ja jemand der Karre und nimmt sie mit, bevor aufkommt, dass du sie zu Schrott gefahren hast. Sag mal, bist du zu blöd, um ein Auto von einem Motorrad zu unterscheiden?“
„Ich habe gar nichts gedacht. Ich wusste nicht einmal mehr,
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