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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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Er holt Luft, um dann weiter zu sprechen, aber Tom kommt ihm zuvor.
    „Nicht jetzt“, sagt er ungeduldig. „Ich muss Ihnen etwas Wichtiges mitteilen. Hören Sie mir aufmerksam zu, Greyson?“
    „Um was geht’s?“, entgegnet Frank in geschäftsmäßigem Ton.
    „Evelyns Brieffreund hat wieder zugeschlagen“, sagt Tom genauso geschäftsmäßig. „Dieses Schwein hat ihre Henne getötet. Wir haben sie erst gerade eben entdeckt. In ihrem Schnabel hat ein Drohbrief gesteckt.“
    Von Frank kommt keine Antwort.
    „Sind Sie noch da?“
    „Selbstverständlich“, murmelt er. „Was steht drin?“
    Tom beschreibt ihm das Foto in allen Einzelheiten.
    „Hört sich irgendwie ziemlich krank an.“
    „Sie hätten erst mal das arme Huhn sehen sollen.“
    „Irgendetwas Auffälliges?“
    „Ich finde dieses ganze Arrangement auffällig genug.“
    Frank Greyson grübelt eine Weile. Dann meint er: „Haben Sie irgendeinen Verdacht?“
    „Nein.“
    „Vielleicht ist es ein verrückter Fan. Oder ein Stalker. Ein Verehrer, ein Bewunderer.“
    „Schon möglich. Aber wieso schickt er ihr dann Morddrohungen und tötet ihr Lieblingshuhn?“
    „Das stimmt“, bestätigt Greyson. „Hat
sie
den Brief und das Tier gesehen?“
    „Hätte ich sie verbrennen sollen?“
    „Schon gut. Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen, Hunt?“ Greyson wartet vergeblich auf eine Antwort. „Äh … wie hat sie es aufgenommen?“
    „Bis auf die Tatsache, dass sie schreiend durchs ganze Haus gelaufen ist, sich meinen Revolver geschnappt und sich im Badezimmer verbarrikadiert hat und sie sich erst nach der halben Dose Beruhigungspillen ihrer Tante wieder beruhigt hat, hat sie es eigentlich ganz gut aufgenommen. Ich denke, sie wird es verkraften.“
    Frank Greyson bringt nur ein grimmiges Schnaufen hervor. Ihm ist bewusst, dass Tom Hunt ihn auf den Arm nimmt.
    „Darf ich Ihnen auch eine Frage stellen, Frankie? Was soll ich jetzt machen?“
    „Können Sie vielleicht das … hm … Huhn vorbeibringen, Hunt?“
    „Nein. Es liegt schon unter der Erde.“
    „Aber Sie haben doch sicher Fotos.“
    „Klar.“
    Greyson seufzt. „Ich kann den Brief vielleicht auf Fingerabdrücke und andere Spuren hin untersuchen lassen …“
    „Sie wissen genauso gut wie ich, dass Sie nichts finden werden, Greyson.“
    Frank wirkt niedergeschlagen. „Sonst kann ich nichts für Sie tun. Sorry.“
    „Und das heißt
was
?“
    Frank Greyson seufzt frustriert ins Telefon. „Das wissen Sie genau, Hunt.“
    „Ich will es aus Ihrem Mund hören, Greyson.“
    Greyson seufzt erneut abgrundtief. Seine Stimme klingt verzweifelt. „Sie machen mich ganz fertig, Hunt. Wieso wollen Sie das von mir hören?“
    „Um Ihnen die Sinnlosigkeit des ganzen zu zeigen. Was denn sonst?“
    „Ich weiß, dass das alles sinnlos ist. Mir ist das bekannt, Hunt.“ Jetzt klingt er nicht mehr frustriert, sondern regelrecht verzweifelt. „Es bedeutet, dass ich jetzt nicht viel machen kann. Ich kann den verdammten Brief untersuchen lassen und auch beim Gewächshaus vorbeisehen und ich kann überprüfen, ob es in letzter Zeit ähnliche Vorfälle von Tierquälerei gegeben hat, aber sonst kann ich nichts für Sie und Ms. Williams tun.“ Er wird zum Schluss immer leiser. „Es tut mir leid“, flüstert er.
    „Das tut es mir auch.“ Er lehnt sich an die Wand neben der Kommode.
    „Fliegt sie noch nach Berlin?“
    „Ja.“
    „Was ist mit ihrer Tante?“
    „Die will ums Verrecken nicht weg.“
    „Hm. Gut. Wir treffen uns am Flughafen.“ Damit legt Frank Greyson auf.
    ***
    Kurz vor dem Boarding taucht Greyson in der Abflughalle auf und lässt sich auf den einzig noch freien Platz auf der Wartebank sinken. Tom und Evelyn sitzen mit dem Rücken zu ihm, ungefähr zwei Meter nach rechts versetzt von ihm entfernt.
    „Pünktlichkeit ist wohl nicht Ihre Stärke“, meint Tom sarkastisch über die Schulter.
    „Tja“, sagt Frank übermütig, „ich hatte eben eine Menge zu tun.“
    „Seit wann haben Sie denn was zu tun?“, gibt Tom spöttisch zurück und schlägt eine neue Seite mit Kreuzworträtseln auf. Er versucht mit ihnen seine flatternden Nerven etwas zu beruhigen.
    Schiffszubehör.
Er überlegt kurz. Dann schreibt er
Anker
in das Gitter.
    Evelyn sitzt neben ihm, mustert mit den Augen abwechselnd die anderen Reisenden oder ihre Illustrierte und bekommt sonst nicht recht viel mit, da sie Kopfhörer auf hat und sich die Ohren in betäubender Lautstärke von Nirvana volldröhnen lässt.
    „Seit

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