Der Kugelfaenger
Männer zur Verfügung gestellt. Aber um zwei Wohnungen zur gleichen Zeit stürmen zu können, dafür wollten seine Vorgesetzen nicht unnötig Personal abstellen. Da hat alles Schimpfen und Betteln nichts gebracht. Also müssen die Scheißer vom NYPD mitmachen.
„Was ist mit seinem Handy?“, knurrt er Samuelsson an.
„Es gibt ein eindeutiges Signal in seiner Wohnung“, sagt sie. „Aber in der anderen Wohnung gibt es dafür nichts. Wahrscheinlich ist das Handy abgeschaltet.“
„Seid ihr bereit?“, quakt es da aus seinem Funkgerät.
„Nein“, gibt Mayers übellaunig zurück. „Ist die Verstärkung bei euch schon eingetroffen?“
„Ja“, gibt das Gerät knisternd zurück.
„Da sind sie“, sagt in diesem Moment Kristina Samuelsson neben ihm und stellt ihren Kaffeebecher zur Seite. Mayers sieht zu dem Wagen hinüber, der neben ihnen angehalten hat. Die Cops in ihren Einsatzwagen. Wirklich sehr unauffällig. Gordon Mayers regt sich darüber allerdings nicht lange auf, sondern legt sein Fernglas weg und steigt aus dem Wagen. Er lässt die Beamten vom NYPD ums Haus herum Stellung beziehen. Dann bringt er seine eigenen Leute in Position und marschiert hinter ihnen her die Treppe hoch in den vierten Stock. Als er oben ankommt, hämmert sein 54-jähriges Herz wie verrückt. Er muss einen Moment nach Luft schnappen, dann hält er sein Funkgerät an den Mund und fragt seinen Kollegen auf der anderen Seite der Stadt: „Fertig, Freddy?“
„Ja“, kommt es zurück.
„Seid ihr sicher, dass der Kerl noch da drin ist?“, fragt er in die Runde seiner Mitarbeiter. Er bekommt allgemeines Kopfnicken als Antwort.
Mayers atmet noch einmal tief ein, um sein Herz zu beruhigen und sagt dann in sein Funkgerät: „Zugriff!“ Er nickt seinen Leuten zu.
Einer der Jungs tritt vor und legt seinen Finger auf den Klingelknopf. Dann warten sie.
***
Steve dreht sich noch einmal im Bett um. Jetzt sieht er wieder seiner Gelegenheitsfreundin Janice ins Gesicht. Sie hat die Augen geschlossen und döst vor sich hin. Ihre roten Haare sind verstrubbelt und so wie sie den Kopf geneigt hat, hat sie ein leichtes Doppelkinn. Die helle Haut an ihren Oberarmen beginnt bereits schlaff zu werden und er weiß, dass ihre Oberschenkel noch schlimmer aussehen. So ein schöner Anblick ist sie auch wieder nicht, wenn sie nackt und ungeschminkt ist, denkt er sich und dreht sich wieder auf die andere Seite. Er schließt die Augen und versucht noch ein bisschen weiterzuschlafen. Doch da bohrt sich ein knochiger Finger in seinen Rücken.
„Bist du schon wach?“ Janice bohrt ihm noch einen weiteren Finger zwischen zwei Wirbel.
„Ja“, grunzt er.
„Super, ich auch.“ Sie nimmt ihre Finger wieder weg und legt stattdessen ihren Kopf auf seine Schulter. „Wann musst du los?“, möchte sie wissen.
Steve brummt und angelt nach dem Wecker auf dem Nachttisch. Kurz vor halb sieben.
„Dauert noch“, sagt er, immer noch ohne sich zu ihr umzudrehen. Ich sollte mich nach einer jüngeren umsehen, geht es ihm spontan durch den Kopf, als er ihre Beine an den seinen spürt.
„Bleibst du noch zum Frühstück?“, fragt sie und schmiegt sich an ihn.
„Weiß ich nicht“, sagt er. Und noch bevor Janice irgendetwas erwidern kann, ertönt die Türklingel.
„Wer ist das?“, fragt er argwöhnisch.
„Weiß ich doch nicht. Geh und mach auf“, sagt sie.
„Warum ich?“ Steve rührt sich nicht.
„Weil ich nicht mag“, sagt Janice und zieht sich die Decke wieder bis zum Kinn hoch.
Er murmelt unverständliche Sachen vor sich hin und erhebt sich schließlich doch aus dem Bett. Er zieht sich seine Jeans an und schlüpft in sein T-Shirt, dann schlurft er durch die Wohnung zur Tür. Er macht sich nicht die Mühe, durch den Spion zu sehen. Er reißt die Tür auf und sieht sich einem mittelgroßen, schlanken Mann gegenüber. Er trägt einen sauberen Anzug und sieht aus wie ein Banker.
„Guten Morgen“, sagt dieser munter und hält ihm die Hand hin. „Ich bin Anthony.“
Steve starrt den Mann verdattert an, ohne dessen Hand zu ergreifen. „Aha“, sagt er. „Und was wollen Sie?“
Der Typ kommt zu keiner Antwort mehr, da Janice ebenfalls in der Tür auftaucht. „Hi“, sagt sie, als sie ihn erblickt. Sie hat sich einen Bademantel angezogen und Hausschuhe übergestreift.
„Das ist Anthony“, sagt sie an Steve gewandt.
„Das weiß ich“, sagt er.
„Das ist mein Exfreund“, sagt sie. „Jetzt ist er wieder hier.“
„Das sehe ich“,
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