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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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wo meine eigene Kiste stand. Ich bin mit dem Taxi nach Hause gefahren.“ Steve grinst ihn dämlich an.
    Wahrscheinlich wäre er seinem besten Freund an die Kehle gegangen, wenn sich in diesem Moment nicht Mrs. Smiths Sprechanlage gemeldet hätte. „So, Mr. Hunt“, poltert diese auch gleich los, „Sie können nun reingehen!“
    Tom wendet sich von Steve ab und sieht die Sekretärin an. Dann wandert sein Blick wieder zurück zu Steve. Er will noch etwas sagen, überlegt es sich dann aber anders. Im Weggehen knurrt er ihm durch zusammengebissene Zähne zu: „Wenn ich dich nachher kriege …“ Er streckt ihm drohend den Zeigefinger entgegen. Bevor er noch mehr Drohungen aussprechen kann, verschwindet Steve schnell aus dem Raum und zieht die Tür hinter sich zu.
    Tom wendet sich der Tür seines Chefs zu und nachdem er artig angeklopft hat, wird er schon wenige Sekunden später von einer scharfen Stimme hereingerufen. Die Tür seines Chefs ist bis jetzt die einzige Tür, an der er wirklich anklopft.
    Als Tom eintritt, bemerkt er sofort die angespannte Atmosphäre im Raum. Es handelt sich dabei allerdings nicht um die altbekannte dicke Luft, die für gewöhnlich zwischen ihm und seinem Chef herrscht.
    Er weiß es, ahnt Tom augenblicklich, lässt sich seine Befürchtungen aber nicht anmerken.
    David Hunt zeigt schweigend auf einen leeren Stuhl vor seinem Schreibtisch und setzt sich selbst wieder in seinen Sessel.
    David Michael T. Hunt IV ist sechzig Jahre alt und hat fleckige, faltige Haut. Sein spärliches, leicht gräuliches Haar klebt immer mit viel Haargel an seinem fast vollständig kahlen Schädel. Sein ausgemergelter Körper, der eher an eine Vogelscheuche erinnert als an einen lebendigen Menschen, steckt seit geraumer Zeit in einem viel zu weiten Anzug, was ebenso wie sein Skelettartiges Aussehen noch von der letzten Chemotherapie herrührt.
    Er lässt ihn das zwar seit ungefähr einem halben Jahr nicht mehr allzu deutlich spüren, aber Tom verabscheut diesen Mann. Jedoch ohne den gewünschten Erfolg gehabt zu haben. Bis jetzt zumindest.
    Er geht gelassen und äußerst cool auf den ihm zugewiesenen Platz zu, setzt sich betont lässig und sieht seinen zwar blassen, aber grimmig dreinschauenden Chef, mit den wässrigen blauen Augen, gelangweilt an.
    Dieser blickt Tom ein paar Minuten lang schweigend an und ärgert sich über seinen unschuldigen Blick. Noch dazu ärgert sich David über Toms provozierende Lässigkeit und sein Verhalten, als ob er nur gekommen wäre, um sich mit ihm über das traumhafte, schwül-heiße Wetter zu unterhalten, das ihm so zu schaffen macht. Ebenso fällt ihm Toms Kleidung auf und er rümpft angewidert die Nase.
    Also räuspert er sich kurz und beginnt dann mit seiner längst fälligen Strafpredigt.
    „Wie schön dass du heute auch noch erscheinst, Thomas. Ich habe schon gehofft, dass du vielleicht
einmal
pünktlich bist, wenn ich dich darum bitte. Du weißt ja hoffentlich noch, dass wir heute Morgen um
halb zehn
einen Termin hatten.“ Er macht eine kurze Pause, um sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn zu wischen. „Jetzt ist es Punkt elf. Du bist genau eineinhalb Stunden zu spät dran.“ David lächelt Tom kurz spöttisch an, sieht in seinen Terminkalender und fährt dann fort: „Tja, jedes mal, wenn ich dich um ein Treffen bitte, bist du zu spät. Beim Letzten bist du sogar überhaupt nicht erschienen. Ich weiß, dass dich Abmachungen nicht besonders interessieren. Aber hoffentlich wird dir irgendwann noch mal klar, dass du nicht auf immer und ewig so weitermachen kannst wie bisher. Und dass ich es ernst meine, wenn ich dich – rein beruflicher Natur – sehen will. Mir ist durchaus bewusst, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht. “
    Tom rutscht unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Sein Schädel pocht unangenehm. Was würde er jetzt nicht alles für eine Kopfschmerztablette geben!
    David klappt seinen Kalender wieder zu und macht sich an seiner Sprechanlage zu schaffen, der Verbindung in sein Vorzimmer. „Mrs. Smith, ist dieser Kerl noch dran?“
    „Ja“, schnarrt ihre Stimme durch den Apparat. „Er ist immer noch auf Leitung zwei.“
    „Sehr gut“, sagt David und klatscht in die Hände, ohne jedoch erfreut auszusehen. Das Telefon auf seinem Schreibtisch beginnt zu klingeln. „Für dich“, sagt er grimmig und hält Tom den Hörer hin.
    Erstaunt und etwas widerwillig nimmt er ihn entgegen.
    „Ja?“, meldet er sich argwöhnisch.
    „Guten Tag.

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