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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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einzulassen, mit dem er es zu tun hatte. » Keine Sorge, Karl. Sie kommt nach Tranquil Waters, noch heute Nachmittag. Das ist einer der Gründe, weshalb ich mich auf den Weg machen muss.«
    Jordache nickte zufrieden. » Mehr wollte ich gar nicht wissen.« Ein schelmisches Lächeln huschte über sein Gesicht. » Aber sei vorsichtig, Nathan. Sie ist was Besonderes.« Er klopfte seinem jüngeren Freund auf die Schulter und verschwand im Haus. » Sie geht einem unter die Haut, selbst unter deine Teflonbeschichtung, mein Lieber.«
    Zwei Stunden später war Fox wieder in Portland und fuhr rechts, wo er eigentlich hätte links abbiegen müssen. Über diesen beinahe schon unbewussten Umweg kam er aus einer anderen Richtung und über eine ganz bestimmte Straße in die Stadt. Nach wenigen Meilen tauchte vor ihm die vertraute Ansammlung heruntergekommener Gebäude auf, und er ging vom Gas. Normalerweise warf er nur einen kurzen Blick auf die Chevron-Tankstelle und fuhr dann weiter, doch heute zwang ein neues gelbes Schild ihn dazu, sein zwanghaftes Ritual zu unterbrechen, hart auf die Bremse zu treten und in den Hof der Tankstelle zu fahren, wo er nun dasaß und das Lenkrad so fest umklammerte, dass seine Knöchel weiß hervorstachen. Dicke Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
    Unzählige Male hatte er diesen Umweg schon gemacht, um an dem Ort vorbeizufahren, an dem sein Leben sich für immer verändert hatte, doch er hatte ihn nie wieder betreten. Das Innere des Tankstellenshops hatte sich im Laufe der Jahre verändert – das Warenangebot, die Einrichtung und sogar die Position des Kassenbereichs –, doch das machte den Gedanken hineinzugehen kein bisschen erträglicher.
    Obwohl er damals erst zehn Jahre alt gewesen war, fühlte er sich noch immer schuldig, weil er die Schüsse überlebt hatte, und war davon überzeugt, er hätte mehr tun müssen, um seine Familie zu retten. Er hatte Jordache damals von den Kobra-Tattoos erzählt, und die Polizei hatte die beiden Männer als » Söhne der Schlange« identifiziert, eines kleinen anarchischen Kults, dessen Mitglieder ihren Glauben, sie wären unsterblich und von Satan auserwählt, um Zwietracht auf der Erde zu säen, durch die Einnahme von Halluzinogenen bestärkten. Später hatte er erfahren, dass das seltsam geformte Kruzifix mit der Schlaufe am oberen Ende Anch genannt wurde und ein Symbol für das ewige Leben war. In seiner Fantasie hatte Fox sich immer wieder vorgestellt, die beiden Mörder zu jagen und zur Strecke zu bringen, bis Jordache ihm berichtet hatte, dass beide – brave Bürger bevor sie sich dem Kult anschlossen – bei einem anderen Raubüberfall erschossen worden waren. Die Ballistik hatte ihre Waffen als diejenigen identifiziert, mit denen auch seine Eltern und seine Schwester getötet worden waren. Die Söhne der Schlange hatten sich schon wenig später aufgelöst, doch Fox empfand noch immer einen beinahe phobischen Hass auf alle Arten von Kulten oder Sekten. Zahllose Therapeuten, die versucht hatten, ihm die Erinnerung an diesen Moment zurückzugeben, hatten ihm nahegelegt, den Ort des Verbrechens noch einmal aufzusuchen und sich seinen Ängsten zu stellen, doch er hatte sich stets geweigert und argumentiert, dass es besser sei, keine schlafenden Hunde zu wecken. Allein die Erinnerung an den Streit mit seiner Schwester, nur wenige Minuten bevor sie erschossen wurde, ließ ihn noch heute um Fassung ringen. Den Augenblick ihres Todes und des Todes seiner Eltern noch einmal zu durchleben, wäre ganz sicher unerträglich.
    Tief in seinem Inneren wusste er jedoch, dass er erst Frieden finden würde, wenn er diese fehlenden Minuten zurückgewonnen hatte. Das war auch der Grund, warum das gelbe Schild ihn so aus der Fassung gebracht hatte. Es verkündete, dass die Chevron-Tankstelle und viele der umliegenden Gebäude schon bald einem neuen Einkaufszentrum weichen würden. Aus ihm unerklärlichen Gründen befürchtete Fox, dass mit der Tankstelle auch alle Hoffnung auf die Erinnerung an jenen Abend für immer verschwinden würde.

6
    Am anderen Ende der Stadt betrat ein Fremder das Shanghai, eine düstere Bar, gut versteckt zwischen heruntergekommenen Hotels, Striplokalen, Bordellen und verfallenen Lagerhallen, die den Willamette River säumten. Vince Vega und ein paar andere Stammgäste schauten von ihren mittäglichen Bieren auf und starrten auf den Fremdling, der es wagte, in ihr Revier einzudringen. Vega, der allein in einer Ecke saß, schüttelte

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