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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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mir’n paar Fragen stellt und gesehen habt, wo ich wohne, würdet ihr mich kennen. Aber ich sag dir was: Du kennst mich nicht. Überhaupt nicht.«
    » Ich bin nicht daran interessiert, meine Patienten zu kennen, George.«
    » Ich bin keiner von deinen perversen Psychos, du scheiß Inselaffe.«
    » Nein, Sie sind der Hauptverdächtige in einer Reihe von Mordfällen«, entgegnete Fox ruhig. » Sie sind für mich wie ein Rätsel. Mehr nicht. Ich muss Sie nicht kennen, George, nur lösen, um herauszufinden, was Sie mit den Mädchen gemacht haben.«
    » Ich hab doch schon gesagt, dass ich nichts von irgendwelchen Mädchen weiß, die diese Perverslinge angeblich auf meinem Grundstück abgeschlachtet haben. Sie haben ihre Miete pünktlich bezahlt, und der Rest hat mich nicht interessiert.«
    » Die Russen sagen, man hätte Ihnen Mädchen gegeben, damit Sie nicht plaudern.«
    Linnet starrte ihn an. » Nennst du mich etwa einen Lügner?«
    Fox erlaubte sich ein Lächeln. » Ich denke, ich nenne Sie etwas sehr viel Schlimmeres.« In seinem karierten Hemd und der Cordhose sah Linnet eher aus wie einer von Fox’ Kollegen in der Klinik als ein Mörder, aber nach diesem kurzen Gespräch und einem Rundgang durch das Haus konnte der Psychiater sein Gegenüber allmählich ganz gut einschätzen. Er hatte genug Psychopathen kennengelernt, um zu wissen, dass hinter Linnet mehr steckte, als er nach außen hin zeigte. Nachdem die Polizei seine unpersönliche Wohnung, seine Büros und die Mietshäuser in Portland erfolglos durchsucht hatte, waren sie mit Linnet zu dem einzigen Ort gefahren, den sie noch nicht gesehen hatten: seine abgeschiedene Jagdhütte in der Wildnis von Oregon. Fox sah sich in der Küche um und betrachtete die blitzblanke Granitarbeitsplatte, die Porzellanfliesen und den Smeg-Herd. Obwohl alles peinlich sauber war und viel zu professionell für eine einfache Jagdhütte wirkte, passte es genau zu dem Profil, das er von ihrem Besitzer erstellt hatte. Zwar hatte er behauptet, Linnet nicht zu kennen, doch kannte er ihn schon jetzt besser als seine eigenen Nachbarn in Portland – was ebenso viel über ihn selbst aussagte wie über Linnet. Während er seinen Blick durch das Haus gleiten ließ, versuchte er zu verstehen, wie ein Mensch allein zum Spaß jagen und töten konnte. Als überzeugter Stadtmensch glaubte Fox fest an die Illusion, dass der Mensch Ordnung und Zivilisation in die Welt gebracht hatte.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Leute von der Spurensicherung. CSI stand in großen gelben Buchstaben auf den Rücken ihrer blauen Overalls. Fox sah zu, wie sie die Fensterläden in der Küche schlossen und ihre Sprühflaschen mit Luminol einsatzbereit machten. Nur wenige Sekunden, nachdem sie die Chemikalie im abgedunkelten Raum verteilt hatten, erschienen wie durch Zauberhand bislang unsichtbare Spuren von Blut in einem gespenstisch leuchtenden Blau auf Wänden, Arbeitsfläche und Fußboden. Und es gab reichlich Spuren. Indem es die unauslöschlichen Blutflecke wieder hervorbrachte, wurde das Luminol sozusagen zum Gewissen der Jagdhütte und zeigte, dass diese blitzsaubere Küche als Schlachthaus gedient hatte. Mit den Blicken folgte Fox der leuchtenden Blutspur und sah vor seinem inneren Auge, wie Linnet eines seiner Opfer in den Garten hinausschleifte. Eine weitere Leuchtspur führte zur Treppe in der Ecke.
    » Haben Sie sie alle umgebracht, George?«
    Linnet wollte sich auf ihn stürzen, doch einer der Polizisten riss ihm die Arme auf den Rücken und ließ die Handschellen einschnappen. Linnet zuckte vor Schmerzen, und Fox zuckte mit ihm, spürte, wie die Handschellen in sein Fleisch schnitten, die Sehnen sich in seinen Schultern dehnten. Rasch wandte er den Blick ab, ein Schutzmechanismus, den er mittlerweile perfekt beherrschte.
    Er war sieben Jahre alt gewesen, als ihm klar wurde, dass er der Einzige in seiner Schule war, der es physisch spürte, wenn er sah, wie andere berührt oder verletzt wurden. Jahre später würde seine Hyperempathie einen Namen bekommen, aber damals hatten die anderen Kinder ihn einfach als sonderbar abgestempelt und sich köstlich über sein Unbehagen beim Anblick jeder Art von Gewalt amüsiert, selbst wenn es bloß ein Comic im Fernsehen war. Als kleiner Junge in England hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht als einfach dazuzugehören. Doch nach dem Tod seiner Familie, als er alles Vertraute in England zurückgelassen hatte, um in Amerika zu leben, hatte er nicht länger

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