Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
euch den Keller an, Karl. Er ist im Innenraum kleiner als die Küche darüber. Ich möchte wetten, dass er doppelte Wände hat.« Es gab ihm einige Genugtuung zu beobachten, wie das Lächeln auf Linnets Lippen erstarb. » Ihr werdet die übrigen Leichen hinter der Wandverkleidung finden.«
Jordaches Team machte sich sofort auf den Weg in den Keller. Der Detective sah Fox an. » Meine Güte, Nathan, dein Kopf ist echt ein interessantes Örtchen, aber ich will verdammt noch mal nicht darin leben müssen.« Die beiden Männer kannten sich seit vielen Jahren, seit dem Tag, an dem Jordache, damals noch ein blutiger Anfänger, einen zehnjährigen Jungen aus einem blutverschmierten Tankstellenshop geführt hatte. Der Polizist war über die Jahre in Kontakt geblieben. Als Fox sein Studium im Fachbereich für Psychiatrie und Verhaltensforschung in Stanford als Jahrgangsbester abschloss, lud ein frisch ernannter Detective Jordache ihn zur Feier des Tages auf ein Bier ein und fragte seinen jüngeren Begleiter nach einem Tipp, um einen besonders unkooperativen Verdächtigen zu verhören. Seitdem war Jordache zum Chief Detective und Fox zum jüngsten Mitarbeiter der Fakultät für Psychiatrie und Neurologie am Oregon University Research Hospital ernannt worden. In vielen Dingen war Jordache das exakte Gegenteil von Fox, einem Bindungsphobiker, der nur für seine Arbeit lebte und sich aus dem Staub machte, sobald Beziehungen zu ernst zu werden drohten. Jordache war ein überzeugter Familienmensch, der seine Frau und seine beiden Töchter über alles stellte – einschließlich seines Jobs. » Wie viele werden sie finden, Nathan?«, fragte der Detective jetzt und wandte sich wieder dem Haus zu.
» In Anbetracht der Größe des Kellers tippe ich auf etwa ein halbes Dutzend.«
Der Lärm von Bohrern, Sägen und splitterndem Holz erfüllte die Ruhe, gefolgt von Stille und einem gedämpften » MEINE FRESSE .« Dann: » Hey Chief! Der Doc hatte recht, das sollten Sie sich mal ansehen. Wir haben hier noch fünf Leichen, vielleicht sogar sechs.«
» Ich komme!«, rief Jordache.
Fox sah auf die Uhr. » Da ich hier in Linnets Gruselkabinett ja nun nicht mehr gebraucht werde, würd ich mich wieder auf den Weg machen, wenn das okay ist.«
Jordache blieb vor der Haustür stehen und gab ihm die Hand. » Klar, Nathan. Von hier an übernehmen wir. Danke noch mal für deine Hilfe. Nächstes Mal bei O’Malley’s geb ich einen aus. Er warf einen Blick in die Hütte. » Aber bevor du gehst, wollte ich dich noch was fragen.«
» Was?«
Der Detective trat durch die Tür, fischte die Oregonian aus dem Zeitungsstapel auf einem kleinen Tisch unter dem Fenster und zeigte auf das beunruhigend schöne Gesicht der Frau, die sie von der Titelseite anstarrte. » Es geht um die Frau, die diese Mädchen gerettet hat. Es ist wirklich seltsam. Wir brauchen ihre Aussage nicht, um die Russen einzubuchten, die Mädchen haben uns mehr als genug Beweise geliefert. Trotzdem haben meine Leute versucht, ihr zu helfen und rauszufinden, wer sie ist und woher sie wissen konnte, dass die Mädchen da unten waren. Und weißt du, was sie gefunden haben? Nichts. Nada.«
Als Fox das Foto sah, kam ihm eine Idee. Er nahm Jordache die Zeitung aus der Hand und ging hinüber zu Linnet, der gerade in einen der Streifenwagen gesetzt wurde. » Hey George, das Mädchen, das eins Ihrer Häuser angesteckt und Ihnen die Party verdorben hat, kennen Sie sie? War sie eine von Ihren? Vielleicht ist sie Ihnen ja abgehauen?«
Linnet betrachtete das Bild mit kühlem, abschätzigem Blick und lächelte. » Keine Ahnung, wer die ist. Aber eins sag ich euch: Mir ist keine weggelaufen.«
» Wie gesagt, Nathan«, bemerkte Jordache, als die Autotür zuschlug, » niemand weiß, wer diese Frau ist oder wieso sie in diesen Keller gegangen ist, es sei denn sie hatte so was wie’n sechsten Sinn und hat gespürt, dass die Mädchen da unten sind. Ich sag’s dir, Nathan, sie ist ’ne echte Herausforderung. Das Seltsame daran ist, dass sich bisher noch niemand gemeldet hat, der sie kennt. Dabei ist ihr Gesicht in allen Nachrichten. Soweit ich weiß, soll sie in die Psychiatrie am Oregon State in Salem gebracht werden. Niemand verdient es, in diesem Schlangenloch zu verrotten, und sie schon gar nicht, nicht nach allem, was sie getan hat. Ich hab gedacht, vielleicht könntest du …«
Fox lächelte. Jordache hatte es nicht so mit Abgrenzung. Er konnte einfach nicht anders, als sich auf alles und jeden
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