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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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Licht der untergehenden Sonne ließ Sorcha vor Freude aufseufzen, obwohl sie sich nicht daran erinnern konnte, jemals hier gewesen zu sein. Aus welchem Grund hätte sie einen solchen Ort jemals verlassen wollen? Die Ansammlung aus Holz erbauter Scheunen und Hütten, die sich um einen weißen gemauerten Turm gruppierten, lag in einer natürlichen Senke zwischen einer Biegung des Flusses und einer dicht bewaldeten Anhöhe und schien organisch aus der Erde zu wachsen, als hätte man sie dorthin gepflanzt. Auch wenn sich das Reich ihres Vaters über viele Tausende Hektar erstreckte, war dies hier sein Herz. Es entsprach voll und ganz dem Paradies, das er ihr in der Klinik beschrieben hatte. Auf dem Weg hinunter in die Senke kamen sie an einem wogenden Maisfeld und einer großen Obstwiese vorbei. Sorcha sah gepflegte Rasenflächen, Getreidefelder und Weiden mit Kühen und Schafen. Zuerst dachte sie, ein hölzerner Zaun umgrenze die gesamte Siedlung, bis sie erkannte, dass es sich um eine Koppel voll wunderschöner Pferde handelte. Die Häuser selbst waren nicht eingezäunt, die Flussbiegung und der dichte Wald dienten als natürliche Begrenzung. Eine Brücke mit einem Tor und einem Wachhäuschen bildete den einzig sichtbaren Zugang. Das Tor stand offen, doch ein großes Schild warnte vor unbefugtem Zutritt und verkündete, dass man nicht davor zurückscheuen würde, auf Eindringlinge zu schießen.
    Als sie näher kamen, wanderte Sorchas Blick von der golden erleuchteten Kulisse zu der Menschenmenge, die sich an der Brücke versammelt hatte. Es schien, als wären alle Mitglieder der Gemeinschaft – mehr als zweihundert Menschen – gekommen, um sie zu begrüßen. Sie alle trugen einfache Kleidung in blassen Farben, nur einige wenige, einschließlich der beiden Wächter auf der Brücke, trugen zudem auffallende leuchtend indigofarbene Tuniken. Die verhältnismäßig große Anzahl an Frauen und Kindern überraschte sie. Als der Toyota näher kam, konnte sie ihre Gesichter erkennen, aufgeregt und erwartungsvoll. » Da hat sich ja ein ganz schönes Begrüßungskomitee für dich versammelt«, sagte Delaney und lächelte.
    Auf der anderen Seite der Brücke hielt er an und half ihr aus dem Wagen. Die Menschen begannen, ihren Namen zu rufen: » Sorcha, Sorcha.« Die stürmische Begrüßung verunsicherte sie. Die meisten der Versammelten besaßen eine dunkelblaue oder indigofarbene Aura, und jeder trug einen Punkt in der entsprechenden Farbe auf der Stirn. Sie alle schienen zu wissen, wer sie war, doch als sie in ihre Gesichter schaute, kam ihr keines bekannt vor. Das Gefühl von Vertrautheit und Heimkehr, dass sie bei ihrer Abfahrt aus der Stadt empfunden hatte, verschwand, und sie wünschte sich plötzlich, Fox wäre bei ihr.
    Als sie ihrem Vater durch die Menge folgte, bemerkte sie sofort, wie sehr die Menschen ihn verehrten. Alle verbeugten sich vor ihm und berührten ihre Stirn zur Begrüßung. Manche streckten die Hand aus, um ihn am Arm oder an der Schulter zu berühren, und sie nannten ihn den Seher. Sie sah die Pferde in wilden Kreisen über die Koppel galoppieren, als reagierten sie auf die aufgeheizte Stimmung, und der Anblick erinnerte sie an etwas. Sie schaute hinauf zu dem runden fensterlosen Turm, der die gesamte Siedlung beherrschte, und blieb stehen. Direkt unter seinem konisch geformten schiefergedeckten Dach starrte ein großes Auge aus vielen kleinen blau-violetten Kristallen auf sie herab. Sie kannte die wilden Pferde, den hohen Turm und das riesige Auge aus ihren Albträumen. Sie war schon einmal hier gewesen. Plötzlich spürte Sorcha trotz ihrer Befangenheit, dass sie nah daran war, sich an alles zu erinnern, was an diesem Ort geschehen war. Als die Menschenmenge sie umringte und ihr den Weg versperrte, blickte sie zurück und sah, wie die Wächter in ihren indigofarbenen Roben das Brückentor hinter ihr schlossen. Nervös schaute sie in den schwindelerregenden, beengenden Strudel von Gesichtern und erwartete beinahe, den dämonischen Verfolger aus ihren Albträumen unter ihnen zu entdecken. Sie trat aus dem Licht der letzten Sonnenstrahlen in den Schatten des Turms und zeigte nach oben. » Ich erinnere mich daran.«
    Delaneys Augen verengten sich. » Woran? Den Turm?«
    » Ja. Und an das Auge.« Sie hörte, wie ihre Stimme zitterte, aber sie wusste nicht, ob es Aufregung war oder Angst.
    » Ich habe dir ja gesagt, dass deine Erinnerung zurückkommen wird«, beruhigte er sie und nahm ihre Hand. » Ich werde

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