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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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dir alles später erklären. Jetzt komm erst mal mit mir.« Vor einer der großen Scheunen hatte man Reihen von Tischen voller Essen und Getränke aufgebaut, auf einem Spieß über einem offenen Feuer brutzelte ein ganzes Schwein. Ihr Vater führte sie zum Haupttisch, wo drei Frauen in indigofarbenen Roben sie begrüßten. Eine von ihnen war hochschwanger, eine andere wiegte ein Neugeborenes in ihren Armen. Alle drei lächelten sie an, doch sie sah die prüfenden Blicke, die sie ihr zuwarfen. Die Jüngste von ihnen, die Blonde, tippte mit ihrem Finger in eine Schale voll Farbe und drückte ihn auf die Stirn ihres Vaters. Die Farbe des Punktes, den ihr Daumen hinterließ, unterschied sich von denen aller anderen. Dann drückte die Blonde auch Sorcha mit derselben Farbe einen Punkt auf die Stirn. Als alle sich an den Tischen niedergelassen hatten, lächelte ihr Vater sie an. » Es mag dir ein wenig überwältigend erscheinen, aber alle wollen deine Heimkehr feiern.« Dann stand er auf, hob die Arme und wandte sich an die versammelte Menge. » An diesem schönen Abend, nur wenige Tage vor Esbat, wollen wir unsere geschätzte Tochter Sorcha willkommen heißen. Ihr Ordal unter den Sub-Indigos hat ihr die Erinnerung geraubt, doch wir müssen dankbar sein, dass sie sicher von den Menschenkindern zu uns zurückgekehrt ist. Bald werden wir für Esbat fasten, doch heute wollen wir feiern …«
    Delaney klang, als wäre die Welt außerhalb der Siedlung ein gefährlicher Ort für die Indigo-Familie. In ihren verzückten, lächelnden Mienen spiegelte sich ihre Verehrung für ihn. Ihre bedingungslose Hingabe war Sorcha unbehaglich, besonders, als alle sie mit derselben hungrigen Erwartung ansahen. Als sie sich umschaute, erblickte sie eine attraktive ältere Frau mit einem indigofarbenen Punkt auf ihrer Stirn, langem geflochtenen grauen Haar, großen Creolen an den Ohren und dicken Brillengläsern. Sie saß an einem der äußeren Tische und starrte im Gegensatz zu den anderen nicht wie hypnotisiert auf ihren Vater. Stattdessen schenkte sie Sorcha ein warmes Lächeln und winkte ihr mit einer kleinen Geste zu. Sorcha konnte sich nicht an sie erinnern, aber diese natürliche Bewegung und das Lächeln gaben ihr das Gefühl, sie zu kennen. Dann beendete Delaney seine Rede, das Essen wurde serviert und Sorcha versank in einer Welle von Geschäftigkeit.
    Während sie über die Frau nachdachte und sich fragte, wer sie wohl war, entging ihr, dass ein zweites Augenpaar sie anstarrte. Der große Mann stand allein, versteckt hinter dem Schlachthaus am Rand der Siedlung. Hinter ihm parkte ein weißer Geländewagen. Im Gegensatz zu den anderen zeigte sein Gesicht keine Freude oder Aufregung über Sorchas Heimkehr. Sein Blick war so kalt wie der eines Raubtiers, das seine Beute fixiert.

33
    Connor Delaneys Anruf hatte Fox so alarmiert, dass er seine Nachmittagstermine absagte und den nächsten Flieger nach Sacramento in Nordkalifornien nahm. Nach einem anderthalbstündigen Flug traf er um 14:40 Uhr nachmittags auf dem Gestüt ein. Obwohl der Flughafen nur zwanzig Minuten entfernt war, fühlte man sich zwischen den saftigen gepflegten Rasenflächen, weißen Koppelzäunen und schindelgedeckten Stallungen Millionen von Meilen von der Hektik und dem Lärm der kalifornischen Hauptstadt entfernt. Die edlen Pferde, die vor dem Hauptgebäude umhertrabten, vervollständigten das Idyll.
    Trotz der so offensichtlichen Schönheit seines Gestüts lag in Connor Delaneys besorgten Augen keine Freude, als er seinen Blick über die Weiden und Stallungen gleiten ließ. Er schien allein die abblätternde Farbe und die anderen Zeichen von Verwahrlosung zu sehen, zu der es wegen der jahrelangen finanziellen Not gekommen war. Nach einer knappen Begrüßung führte der Züchter Fox auf die Veranda des großen Hauses und zeigte auf den angrenzenden Golf- und Country Club. » Der ist neu. Das ganze Land hat einmal meiner Familie gehört, bis Regan sein Erbe abzog und wir fast pleite gegangen sind«, sagte er bitter. » Ich musste allerbestes Land verkaufen, nur um zu überleben.«
    Connor Delaney wirkte wie eine schmuddlige Version seines attraktiven, charismatischen jüngeren Bruders. Er war kleiner, kräftiger und hatte bereits schütteres Haar. Auch war er ernster, sorgenvoller. Als Psychiater war Fox Menschen wie ihm schon häufig begegnet: der langweilige, aber pflichtbewusste Sohn, der die Regeln befolgte und hart arbeitete, nur um mitansehen zu müssen, wie

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