Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
helfen, Ihre Synästhesie zu verstehen, aber abgesehen von Ihrer Amnesie sind Sie völlig gesund. Das hier ist keine medizinische Entscheidung. Es ist eine Lebensentscheidung. Eine, die Sie selbst treffen müssen. Es ist Ihre Vergangenheit und Ihre Zukunft.«
Sie blickte auf das stille Wasser des Sees, und das Ausmaß ihrer Enttäuschung erschreckte sie. Und plötzlich wurde ihr klar: Egal wie sehr sie sich danach sehnte, nach Hause zu fahren, sie wäre geblieben, wenn er sie darum gebeten hätte. Wie dumm sie doch gewesen war! Was auch immer sie für Fox empfand, ihr Vater hatte recht. Fox sah sie in erster Linie als seine Patientin. Es gab nur einen einzigen Grund, warum er sich wünschte, sie würde bleiben, und zwar weil er dann ihre einzigartige Synästhesie weiter erforschen konnte. Sie mochte ein interessantes Forschungsobjekt sein, aber sie belog sich selbst, wenn sie glaubte, jemals mehr für Nathan ›lass sie niemals zu nah herankommen‹ Fox zu bedeuten als das. Ihr Vater hatte es ja gesagt: Sie gehörte an die Seite ihrer Familie.
» Sie haben recht. Ich muss selbst entscheiden. Und ich denke, ich sollte nach Hause fahren.« Sie suchte in seinem Gesicht nach einer Reaktion, aber außer einem knappen Nicken verriet er nichts. » Danke, für alles. Ich wünschte, es gäbe etwas, womit ich Ihnen und Samantha all die Hilfe und die Freundlichkeit zurückzahlen könnte, die Sie mir entgegengebracht haben.« Sie schwieg einen Moment. » Das Angebot, zur Chevron-Tankstelle rauszufahren und herauszufinden, was damals passiert ist, steht noch.«
Fox schüttelte den Kopf. » Danke, aber nein danke.« Er griff in seine Jackentasche und zog ein elegantes schwarzes Handy heraus. » Aber Sie können mir einen Gefallen tun. Nehmen Sie das hier als eine Art Abschiedsgeschenk. Es hat alle meine Nummern eingespeichert. Wenn Sie mich brauchen, egal wann und wo, rufen Sie mich an.«
» Das kann ich nicht annehmen.«
» Machen Sie sich keine Gedanken. Das ist nicht mein Diensthandy. Ich habe es nur gekauft, weil ich solche technischen Spielereien mag und weil ich ein Telefon ohne sensible Patientendaten haben wollte. Ehrlich gesagt benutze ich es kaum. Nehmen Sie es. Stecken Sie es in die Tasche. Und ich meine es ernst: Rufen Sie mich an, wann immer Sie möchten.«
» Als meinen Psychiater?«
Er schüttelte den Kopf. » Ich werde nicht länger Ihr Psychiater sein. Rufen Sie mich einfach an, wenn Sie mich brauchen – oder über irgendetwas reden möchten.« Er lächelte und deutete auf die beiden Polizisten. » Es wird bald dunkel werden, und die beiden werden langsam nervös. Wir sollten zurückgehen.«
Sie stand auf und folgte ihm zurück zum hell erleuchteten Klinikgebäude. » Ja, ich denke, es ist Zeit zurückzugehen.«
31
Am nächsten Morgen war Regan Delaney wieder in der Klinik. Nachdem die Formalitäten – einschließlich eines Gesprächs mit der Polizei – erledigt waren, wurde seine Tochter gegen kurz vor elf Uhr in seine Obhut entlassen. Man hatte Delaney zugesichert, seine Privatsphäre zu wahren. Die Medien würden lediglich erfahren, dass seine Tochter die Klinik verlassen hatte und zu ihrer Familie zurückgekehrt war.
Der graue, wolkenverhangene Himmel entsprach der traurigen Stimmung, als Sorcha Delaney sich von allen verabschiedete und ihnen dankte. Ihr Vater allerdings war alles andere als traurig. Als seine Tochter sich neben ihn in den roten Toyota Landcruiser setzte und die Autotür hinter ihr zufiel, durchströmte ihn eine Welle des Triumphs. Allerdings erlaubte er sich kein Gefühl der Erleichterung, denn das hätte bedeutet, die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, Sorcha könnte sich entscheiden, nicht mit ihm zu kommen. Männer widersetzten sich nur selten seinem Willen. Frauen niemals.
Er runzelte missbilligend die Stirn, als er sah, wie sie Dr. Fox zum Abschied zuwinkte. Obwohl der Psychiater sich absolut professionell verhalten hatte, spürte Delaney dessen Misstrauen ihm gegenüber und auch die gegenseitige Zuneigung, die Fox und Sorcha verband. Sobald Delaney seine Tochter in die Wildnis gebracht hatte, würde diese Verbindung zwischen den beiden seine Pläne nicht länger gefährden, und doch ärgerte es ihn. Sorcha hatte sogar darauf bestanden, sich von Fox’ Tante zu verabschieden. Während sie langsam über die Zufahrt der Klinik davonfuhren, betrachtete Delaney den Arzt im Rückspiegel und zog die Stirn in ärgerliche Falten, als er sich an seinen letzten Wortwechsel mit ihm
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