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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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nur eine dankende Verbeugung machen.
    »Sie sind Soldat, nicht wahr?« nahm da die Dame die Unterhaltung wieder auf, »Kavallerieoffizier?«
    »Allerdings.«
    »Ich dachte es mir – oder vielmehr, ich erinnere mich Ihrer Uniform,« setzte die Frau leicht errötend, aber doch auch wieder halb schelmisch hinzu, »und Sie – interessieren sich für unsere schönen Pferde?«
    »Ich muß gestehen, daß ich entzückt davon bin,« erwiderte derGraf, der um jeden Preis diese Unterredung abzubrechen wünschte, »aber das ist es eigentlich nicht, was mich hierher geführt.«
    »Sie wollten auch die Reiter kennen lernen,« lächelte Madame Bertrand, »ein sehr natürlicher Wunsch, der aber leider nur gewöhnlich die Illusion zerstört, die bis dahin einen eigenen, fremdartigen Zauber um sich warf.«
    »Ich wünschte Monsieur Bertrand zu sprechen.«
    »Georg? – er ist leider nicht zu Hause. Heute, am Meßsonntage, geben wir zwei Vorstellungen, und seine Anwesenheit ist deshalb im Zirkus unumgänglich nötig, um die erforderlichen Anordnungen dort zu treffen. Er wird vielleicht vor der Vorstellung nur noch auf einen Augenblick herüberkommen.« Graf Geyerstein schwieg und sah sinnend vor sich nieder. »Kann ich vielleicht irgendeinen Auftrag ausrichten? Georg wird sich jedenfalls geehrt fühlen. – Aber, mein Gott! fehlt Ihnen etwas! – Sie sehen totenbleich aus.« Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und sah besorgt zu ihm auf.
    »Nicht das mindeste,« sagte abwehrend der Graf, »ich danke Ihnen, Madame, aber ich befinde mich vollkommen wohl – nur die drückende Luft hier im Zimmer...«
    »Sie haben recht!« rief Madame Bertrand, aufspringend und rasch ein Fenster öffnend, »es ist hier auch entsetzlich heiß, und Vater hat dabei wieder einmal so gequalmt.«
    »Der Vater!« flüsterte der Rittmeister leise vor sich hin, und fast krampfhaft faßte die Linke den Tisch, an dem er sich emporrichtete.
    »Sie wollen schon wieder fort?« rief da Georgine, mit einem halb erstaunten, halb bittenden Blick.
    »Ich darf Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.«
    »Aber Sie stören mich gar nicht, und wenn Sie Geschäfte mit Georg...«
    »Geschäfte nicht, Madame, aber – ich wünschte ihn zu sprechen,« unterbrach sie der Graf, »und – ich sehe auch keinen Grund, weshalb ich Ihnen die Ursache verschweigen sollte. Eine merkwürdige Ähnlichkeit, die er mit einem meiner früheren Freunde hat, läßt mich wünschen, ihn kennenzulernen – möglich, daß es nur eben eine Ähnlichkeit ist, aber ich würde ihm sehr dankbar sein, wenn er mich vielleicht morgen früh zwischen acht und zehn Uhr besuchen wollte. Meine Karte hier haben Sie wohl die Güte ihm zu überreichen.«
    »Graf Wolf von Geyerstein,« las Georgine, sich leise und lächelnddabei gegen den jungen Offizier verneigend, »ich werde nicht ermangeln, Ihren Auftrag pünktlich auszurichten, Herr Graf. Aber – wissen Sie wohl, daß das ein recht eigenes Zusammentreffen ist?«
    »Welches, Madame?«
    »Daß Sie Georg einer Ähnlichkeit wegen aufsuchen wollen,« sagte die junge Frau, »während gerade Sie, Herr Graf, auch mir einer Ähnlichkeit wegen von Anfang an aufgefallen sind.«
    »Und wem sah ich ähnlich?« flüsterte der Graf, und seine Blicke hafteten fest und stier auf den Augen des schönen Weibes.
    »Keinem so entsetzlichen Wesen, als Sie zu glauben scheinen,« lächelte schalkhaft Georgine, »nur – einem früheren Geliebten von mir – meinem jetzigen Manne.«
    »Georg Bertrand?«
    »Demselben – wenigstens damals, als er noch nicht einen so furchtbaren Bart trug wie jetzt.«
    »Sie sind schon längere Zeit verheiratet, Madame?«
    »Leider!« seufzte Georgine mit komischem Bedauern.
    »Leider?«
    »Ich weiß nicht, ob Sie vermählt sind, Herr Graf, aber – es ist doch ein anderes Ding um einen Liebhaber, als um einen Ehemann, und Monsieur Bertrand ist, besonders in der letzten Zeit, so ernst – ja, ich möchte fast sagen, finster geworden, als ob er die ganze Lust an seiner Kunst verloren hätte.«
    »Und wenn dem wirklich so wäre?«
    »Wenn dem so wäre,« lachte Georgine. »Sie reden gerade, als ob er von seinen Renten leben könnte! Er hat weiter nichts gelernt als die sogenannte »brotlose Kunst«, die uns aber doch ein ganz hübsches Brot abwirft, und die Dressur der Pferde, in der er Meister ist. Sollte er aber jetzt, wo er so viele in seinem Dienst gehabt, selber Dienste bei einem Herrn nehmen und Bereiter werden? Er hielte es nicht vierundzwanzig

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