Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
Vom Netzwerk:
zusammenzuhalten. »Sie haben das Recht, eine Erklärung zu fordern, und soweit als ich sie Ihnen leisten kann, soll sie Ihnen werden. Für alles übrige muß ich Sie aber in der Tat bitten, sich an – Ihre Frau Gemahlin und – Herrn Royazet zu halten.«
    »Royazet?« sagte Georg schnell, »so haben Sie für ihn ...«
    »Bitte, mißverstehen Sie mich nicht,« erwiderte von Silberglanz, schon bedeutend beruhigt, als ihm Georg weit kaltblütiger zu sein schien, als er ihn gefürchtet haben mochte. »Wollen Sie mich die ganze Sache einfach erzählen lassen, wie sie ist? Vielleicht finden Sie auchdann, daß ich weit weniger schuldig bin, als Sie jetzt zu glauben scheinen.«
    »Reden Sie,« sagte Georg ruhig, »aber hoffen Sie nicht, mich zu täuschen.«
    »Ich denke nicht daran,« erwiderte von Silberglanz, »um Ihnen aber einen klareren Überblick über alles zu geben, muß ich etwas weiter ausholen. Wollen Sie mich geduldig anhören?«
    »Ja.«
    »Ich wohne in ***. Ein Freund von mir hatte eine Reise in dieses Land gemacht, kam zurück und erzählte mir, daß er Sie und – Ihre Frau Gemahlin dort in stiller Einsamkeit gefunden.«
    »Herr von Zühbig,« sagte Georg, während ein verächtliches Lächeln um seine festgeschlossenen Lippen zuckte.
    »Erlauben Sie mir, daß ich nur dann Namen nenne, wenn es dringend nötig ist. Er sagte mir – jener Freund nämlich – daß sich Madame Ber – daß sich Frau Baronin von Geyfeln entsetzlich unglücklich fühle und gab mir dabei deutlich zu verstehen, daß – daß ich – daß sie geäußert habe – ich – ich sei ein alter Freund von ihr – oder sie hege Zutrauen zu mir,« setzte er rascher hinzu, als er bemerkte, daß ihn Georg erstaunt ansah.
    »Woher kennen Sie meine Frau?« fragte er ruhig.
    »Ich – ich hatte das Vergnügen, sie in *** einigemal zu sehen.«
    »Und Georgine hätte ihrem Freunde zu verstehen gegeben, daß Sie ihr helfen sollten, aus ihrer unglücklichen Lage zu kommen?«
    »Das war der Sinn.«
    »Sonderbar! meine Frau hat mit Herrn von Zühbig keine drei Worte gesprochen, die ich nicht gehört hätte. Sie war nur beim Abendbrot gegenwärtig, und ich habe in der Zeit das Zimmer nicht verlassen. Überhaupt drehte sich das Gespräch, soviel ich mich erinnere, nur um ganz gleichgültige Dinge.«
    »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort als Kavalier, daß ich nur unter dieser Voraussetzung gewagt habe, der Dame meine Dienste anzubieten.«
    »Gut – fahren Sie fort; die Sache ist überhaupt unwesentlich und wir verlieren Zeit.«
    »Ich konnte nicht denken,« fuhr Herr von Silberglanz fort, »daß mir Herr von – daß mir mein Freund eine Unwahrheit gesagt habe, denn als ich nach Schildheim kam und Sie zufällig verreist fand ...«
    »War das in der Tat zufällig?«
    »Ich kann den höchsten Eid darauf ablegen – Sie zufällig verreistfand, bestätigte mir die Frau Baronin durch ihr ganzes Benehmen nicht allein, nein, auch deutlich mit Worten, daß ich mich nicht geirrt und bat mich, sie zu begleiten.«
    »In der Tat?« flüsterte Georg leise zwischen den fest zusammengehaltenen Zähnen durch.
    »Es änderte allerdings meinen ganzen Plan. Ich war auf einer Reise nach Paris begriffen.«
    »Von *** über Schildheim?«
    »Geschäfte hatten mich genötigt, den Umweg zu machen,« log von Silberglanz, »aber den Bitten einer Dame konnte ich keine Weigerung entgegenstellen.«
    »Und Sie entführten sie?«
    »Will ich aufrichtig sein, Herr Baron,« versicherte der kleine Mann verlegen, »so – wurde ich von ihr entführt, denn die – gnädige Frau ordnete alles selber an, bestimmte Zeit und Ort, sorgte für Geschirr und alles, und ich – hatte eigentlich weiter nichts zu tun, als mitzufahren – ja, wenn ich alles zusammenrechne, so habe ich bis zu diesem Augenblick auch in Wirklichkeit nichts weiter getan, als daß ich eben mitgefahren bin, wobei mir die gnädige Frau als einzige Vergünstigung gestattete – die Passage zu zahlen.«
    »Und das Kind?«
    »Baron, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort,« rief Herr von Silberglanz rasch, »ich hatte keine Ahnung davon, daß uns das gnädige Fräulein begleiten sollte. Ja, ich war im höchsten Grade überrascht und be – und erstaunt darüber. Im Schlitten saß ich dabei hinten auf der Pritsche bei neun Grad Kälte; auf der Eisenbahn setzte sich Frau von Geyfeln mit ihrer Tochter in ein Damencoupé, wohin ich ihr nicht folgen durfte, und endlich in Altona angekommen ...«
    »Nun? fahren Sie fort.«
    »In Altona

Weitere Kostenlose Bücher