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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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innerlich frohlockte er dabei über die frisch aufgefangene Neuigkeit.
    »Ja,« erwiderte der Rittmeister, der den Grund nicht ahnte, weshalb sich der Baron in solcher Weise dafür interessiere.
    »Auf Ihre Güter?«
    »Wahrscheinlich – apropos, haben Sie lange nichts von Ihrem Freunde Baron Hugo von Silberglanz gehört?«
    »Von meinem Freunde?« sagte Herr von Zühbig, dem dieses Epitheton in Verbindung mit sich und im Munde des stolzen Grafen eben nicht angenehm war, »ich weiß gerade nicht, daß Baron Silberglanz zu meinen speziellen Freunden gehörte. Er ist ein seelensguter Mensch und einmal in die Gesellschaft eingeführt, so daß man ihn nicht gut umgehen kann, aber ...«
    »Wenn Sie ihn wiedersehen sollten, und ich wäre vielleicht nicht hier,« sagte der Graf, »bitte, so grüßen Sie ihn doch von mir.«
    »Von Ihnen?«
    »Ja, er wird schon wissen, was es zu bedeuten hat.«
    »Zu bedeuten hat?« wiederholte der Baron immer erstaunter, »ich gebe Ihnen mein Wort ...«
    »Ihr Wort?« fragte der Graf, ohne ihn ausreden zu lassen, »geben Sie das nicht auch manchmal leichtsinnig, Herr Intendant?«
    »Ich will nicht hoffen,« sagte Baron von Zühbig rasch, aber doch mit einem etwas unbehaglichen Gefühl, das ihm sein Gewissen in diesem Augenblick aufdrängte. – »Haben Sie – haben Sie etwas mit Silberglanz gehabt?«
    »Ich? – nicht das mindeste – ich kenne den Baron gar nicht,« sagte Graf Geyerstein gleichgültig. »Der Baron hat, wie ich erfahren, ein kleines Abenteuer gehabt, das er Ihnen aber wohl leider nicht ausführlich erzählen wird.«
    »In der Tat? Sie machen mich unendlich neugierig!« rief Baron Zühbig gespannt. »Sie würden mich sehr verpflichten, wenn Sie dann die Gnade haben wollten ...«
    »Tut mir leid, Herr Baron, nicht imstande zu sein, Ihnen darin zu willfahren; ich bin auch nur oberflächlich davon unterrichtet. Vielleicht kann Ihnen Ihr Orakel darüber Auskunft geben.«
    »Mein Orakel, hahaha! Herr Graf, Sie sprechen heute in lauter Rätseln. Wen verstehen Sie unter meinem Orakel?«
    »Fräulein Franziska von Zahbern.«
    »Hahahaha!« lachte Baron von Zühbig, aber das Lachen kam nicht recht aus seinem Herzen, denn er fühlte, daß Graf Geyerstein mehr wußte, als er eigentlich sollte – ja, was noch schlimmer in diesem Augenblicke war, mehr als er selbst. – »Sie sind göttlich, Graf, aber – furchtbar boshaft, daß Sie die arme Zahbern zu einem Orakel machen wollen. Kommen Sie – beichten Sie – wir gehen dort in den Keller und trinken eine Flasche Wein« – und damit faßte er den Grafen unter den Arm, ihn mit sich fortzuziehen; »die Geschichte von Silberglanz dürfen Sie mir gar nicht vorenthalten. Sie haben mich damit auf die Folter gespannt.«
    »Es ist grausam, Sie darauf liegen zu lassen, Herr Baron,« sagte der Graf ruhig, »aber ich werde dazu gezwungen sein. Den ausführlichsten Bericht kann Ihnen jedenfalls Herr Hugo von Silberglanz selber geben, und Sie müssen sich auf den vertrösten. Ich bitte, daß Sie mich entschuldigen – ich habe Eile.«
    »Sie wollen in der Tat nicht einen Augenblick mit mir ...«
    »In der Tat nicht – guten Abend, Herr Baron,« und der Graf neigte sich leicht, während er sich von Herrn von Zühbig abdrehte und die Straße hinunter schritt. Herr von Zühbig blieb in einer höchst unbehaglichen Stimmung zurück.
    Graf Geyerstein suchte indessen den Kriegsminister von Ralphen auf, um diesem sein Anliegen vorzutragen; Seine Exzellenz mußte aber gerade in eine Session und ließ den Grafen bitten, morgen früh Punkt zwölf Uhr wieder zu ihm zu kommen, da er ihm überdies etwas mitzuteilen habe.
    So ließ sich denn für heute nichts weiter tun, und der Graf verbrachte den Abend damit, seine Briefschaften zu ordnen, alte Korrespondenzzu verbrennen, wichtige zu versiegeln und einige notwendige Briefe außerdem zu schreiben. Am nächsten Morgen war er wieder früh auf und setzte seinen Burschen Karl in nicht geringes Erstaunen, als er ihm befahl, seine Koffer herbeizuholen und sämtliche Kleidungsstücke zu reinigen, sowie zum Packen bereit zu halten. Karl schüttelte heimlich mit dem Kopfe, denn das paßte nicht zu dem erwarteten Besuche. Er war aber ein zu guter Diener, weiter zu fragen, und ging an seine Arbeit.
    »Wann kommt der erste Zug?« rief ihm der Graf nach.
    »Woher, Ew. Gnaden?«
    »Von Berlin.«
    »Ah so – der wird jetzt herein sein oder doch gleich kommen. Da unten hör' ich schon die Droschken – er muß schon da

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