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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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sein.«
    »Es ist gut.« – Wolf trat ans Fenster, und Karl ging hinaus, seine Aufträge auszuführen.
    Eine lange Reihe von Droschken kam die Straße daher, die eingetroffenen Fremden in die verschiedenen Hotels zu fahren. Eine davon lenkte nach seiner Tür zu und hielt. Ein Mann in einem grünen Rocke saß neben dem Kutscher vorn auf dem Bocke – er sah herauf – es war der alte Forstwart Barthold von Schildheim, und Wolf flog nach der Tür, den Bruder zu begrüßen.
    »Karl! Karl!«
    »Gnädiger Herr!«
    »Hinunter – die Gäste sind da – schnell das Gepäck herauf!«
    Rasche Schritte nahten von der Stiege her, Wolf trat in sein Zimmer zurück, in der ersten Begrüßung nicht von Fremden gestört zu werden, und wenige Minuten später lagen sich die Brüder in den Armen.
    »Gott grüß' dich, Georg – Gott grüß' dich tausendmal, und herzlich willkommen hier bei mir! Wo sind die Kinder?«
    »Mein guter, guter Wolf! – sie kommen nach; der alte Barthold bringt sie mit ihrer Erzieherin die Treppe herauf.«
    »Den Alten hast du von Schildheim entführt?«
    »Ja – nur bis hierher. Ich mußte jemand des Pferdes wegen bei mir haben, und er weiß mit Pferden besser umzugehen, als ich ihm zugetraut. Du hast wohl jemand, um den Rappen vom Bahnhof abholen zu lassen?«
    »Gewiß! Nun mache es dir bequem und ruhe dich aus! Wir haben viel, sehr viel miteinander zu besprechen. – Karl – wo steckt der Bursche wieder? Karl, daß die Kinder mit der jungen Dame gleichihr Zimmer bekommen – es ist alles in Ordnung, Georg; ich habe auch eine Frau, eine ganz tüchtige Person besorgt, damit die Kleinen für die Zeit ihres Aufenthaltes hier ordentliche Verpflegung haben. – Ein Junggeselle ist sonst nicht darauf eingerichtet.«
    »Wir wollen dir nicht lange zur Last fallen.«
    »Davon später – und nun erst her zu mir,« sagte er, indem er die Tür schloß, dann auf den Bruder zuging und ihn umarmte und küßte und wieder küßte. – »Du armer, armer Georg, was hast du ertragen müssen, und doch bei alledem so brav, so wacker dich gehalten! Jetzt bist du wieder der Unsere. Du darfst jedem frei ins Auge schauen, und – wir trennen uns auch jetzt nicht mehr.«
    »Mein braver Wolf!« rief Georg, ihn fest an sich pressend, »du treues, brüderliches Herz! – Über meine Pläne sprechen wir nachher. Doch was fehlt dir? Du siehst verändert aus, seit ich dich nicht gesehen.«
    »Nichts – ein leichtes Unwohlsein. – Und wie geht es deinem Kinde, deiner armen kleinen Josefine – meiner Nichte? Sie wird uns beiden wohl fortan gehören müssen.«
    »Du willst auch nach Amerika?« rief Georg erstaunt.
    »Nein, das nicht,« lächelte Wolf, »aber deine Pläne wirst du den meinen schon fügen müssen, aus Liebe zu mir. Doch deinen Kinderraub mußt du mir ausführlicher, als es durch den Brief geschehen, erzählen. Merkwürdig, daß nichts davon in den Zeitungen stand.«
    »Das Ganze ging zu rasch,« lächelte Georg, »und Royazet wäre der letzte gewesen, es bekannt zu machen. Er mag außer sich genug gewesen sein, daß bei seinem prunkenden Zuge ein anderes Pferd ihn überbieten konnte. Meinen Rappen aber holt keins von seinen Tieren ein. Ich sah, wie Georgine erbleichte, als ich vorüberbrauste – die Falsche – keine Ader meines Herzens schlägt mehr für sie; mag sie dem Leben bleiben, dem sie sich geweiht. Das alles aber erzähle ich dir ausführlich, wenn wir heute abend still und traulich beisammensitzen. Du bist doch nicht beschäftigt?«
    »Mit keinem Gedanken, ich gehöre euch; und nun zu den Kindern, daß wir die begrüßen!« Und seines Bruders Arm ergreifend, wollte Wolf eben mit ihm das Zimmer verlassen, als Karl, ein sehr bedenkliches Gesicht ziehend, die Tür öffnete und herein meldete: »Herr Rittmeister, halten zu Gnaden, eine Dame ist draußen, die nach Ihnen fragt.«
    »Eine Dame? – nach mir?« rief Wolf erstaunt, des Bruders Arm loslassend, »das ist wohl ein Irrtum.«
    »Nein; sie fragte nach dem Herrn Rittmeister von Geyerstein.«
    »Eine junge Dame?«
    »Halten zu Gnaden, nein; sie ist schon in den Jahren, sieht aber sehr vornehm aus.«
    »Und hast du nicht nach ihrem Namen gefragt?«
    »Sie wollte ihn nicht nennen. Ich sollte dem Herrn Rittmeister nur sagen, eine Dame wünsche ihn zu sprechen.«
    »So geh allein voran, Georg; ich folge dir gleich nach,« sagte Wolf. »Gott weiß, wer es ist! Ich werden keineswegs lange aufgehalten werden. Wir frühstücken dann zusammen.«
    »Mach', daß du bald

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