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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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zu mir. Wenn es in meinen Kräften steht, helfe ich Euch. Lebt wohl.« Mit den Worten wandte er sich zu seinem Pferde, das auf sein Zeichen rasch herbeigetrabt kam, schwang sich in den Sattel und ritt langsam den Weg wieder zurück, den er mit dem Alten heraufgekommen.
    Barthold blieb noch lange, wie ihn Georg verlassen hatte, im Wege stehen und schaute ihm schweigend nach, dann setzte er seine Pelzmütze, die er beim Abschied abgenommen, wieder auf und murmelte leise, während er sich jetzt in den Wald wandte: »Gerade so würde mein kleiner Georg wohl auch zu seinem alten Freunde gesprochen haben; gerade so sähe er vielleicht auch aus, aber – du lieber Gott! alter Franz, was hilft es dir? er ist es ja doch nicht, und wenn er wiedergekommen wäre? wer weiß, ob er dann noch so freundlich mit dem alten Forstwart, der eben doch nichts weiter als ein Forstwart ist, gesprochen hätte, und dann – dann hätt' es mir freilich noch viel, viel weher getan als so, wo er gar nicht wiedergekommen ist.« – Und leise noch viel mehr vor sich hinsprechend und langsam dazu mit dem Kopfe nickend, verfolgte er seinen Weg.

16.
    Georg ritt langsam den Weg, den er gekommen, zurück, das Herz aber mit anderen Gedanken erfüllt als denen, die er so toll und wild auf schnaubendem Rosse in den Wald hinausgetragen. Es war die Jugendzeit, die liebe, holde Jugendzeit, die wieder vor seinem innern Blicke emportauchte, und doch auch brachte sie kein Lächeln auf die zusammengepreßten Lippen, doch drängte sie keine Freudenträne in das fest und starr auf dem Wege haftende Auge. Erst als sich der Wald lichtete, sah der Reiter wieder auf und, durch seine Umgebung zur Gegenwart zurückgekehrt, lenkte er sein Pferd hinter dem Dorfe weg, um unten am See nach seinen Arbeitern zu schauen. Er fühlte sich noch nicht ruhig genug, nach Hause zurückzukehren.
    Die Straße selber, als er sie endlich erreichte, war heute außerordentlich belebt, und er erinnerte sich jetzt, gehört zu haben, daß an diesem Abend im Stern zu Schildheim eine Hochzeit gefeiert werdensollte. Die einzige Tochter des Wirtes heiratete hinüber nach Oledorf, und der Vater hatte bestimmt, die Feierlichkeit mit einem solennen Schmaus und Tanz zu beschließen, zu dem eine Menge Verwandte und Gäste aus Oledorf sowohl wie aus Schildheim selber geladen waren.
    Eine Strecke hinter dein Dorfe sah der Reiter einen Knäuel Menschen auf der Straße stehen, die um ein umgeworfenes Fuhrwerk versammelt waren. Fast unwillkürlich lenkte er sein Pferd dorthin und entdeckte bald einen vornehm aussehenden Herrn, der in Reisekleidern neben einem zerbrochenen Wagen stand. Das linke Hinterrad war in Stücken, augenscheinlich an einem der Wegsteine zerschellt, und lag im Straßengraben, während ein Kutscher mit Hilfe des Bedienten und einiger gefälliger Bauern bemüht war, das Riemenzeug der Pferde wieder in Ordnung zu bringen. Der Reisende selber bekümmerte sich jedoch weder um Pferde noch Wagen, sondern schien nur damit beschäftigt, seinen etwas beschmutzten und sogar beschädigten Rock wieder zu reinigen wie die Stöße ungeschehen zu machen, die sein Hut, wahrscheinlich beim Herausfallen aus dem Wagen, erhalten hatte.
    Durch die Umstehenden, die Georg kannten, wurde er jedoch auf den Nahenden aufmerksam gemacht und wandte sich jetzt höflich gegen diesen.
    »Herr von Geyfeln – wie ich höre, ist das Ihr Name – ich bedaure sehr, mich Ihnen in dieser Situation und diesem Zustande vorstellen zu müssen; mein Name ist Baron von Zühbig, und ich bin hier auf abominable Art mit meinem Geschirr erst fest und dann auseinander gefahren. Könnten Sie uns nicht helfen lassen, daß wir wenigstens mit dem Wagen das dort liegende Dorf erreichten?«
    »Das kann ich allerdings, Herr Baron,« erwiderte Georg, »und es tut mir leid, daß Sie der Unfall hier betroffen hat. Ich begreife freilich nicht, wie es auf der trocknen Straße möglich war.«
    »Ein Leiterwagen voll junger Bauern kam in gestreckter Karriere hinter uns drein,« erzählte der Baron. »Die jungen übermütigen Burschen, die wahrscheinlich zu irgendeinem Feste zogen, jauchzten und schrien und schwenkten die Hüte, meine Pferde scheuten dadurch etwas zur Seite, das Vorderrad vermied jenen Stein, aber das Hinterrad wurde dagegengerissen, brach wie Glas und warf mich in diesem Zustande, wie Sie mich hier erblicken, in den Graben hinein.«
    »Ich bedaure Sie innig; die Leute haben heute im Dorfe eineHochzeit und sind dabei gern ein wenig

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