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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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ein paar Münzen, die man sich erschwindeln konnte. Es gab Bettler, Prostituierte, Zuhälter, Drogenabhängige und Betrunkene im Überfluss; Kinder, die in Dreckpfützen spielten, und hie und da konnte man die weißen Hauben der Schwesternschaft der Edlen Mildtätigkeit in der Menge entdecken. Die Schwestern gingen in Dreiergruppen umher, versuchten Gutes zu tun – verteilten Mehlsuppe und raue Wolldecken – und schafften es, jene trostlose Hölle unbehelligt zu durchschreiten. Wie, das wusste niemand, auch wenn einige behaupteten, sie besäßen eine übernatürliche Anmut, die sie beschützte.
    Es gab auch arbeitendes Volk: Hausierer, Straßenhändler, Zimmermänner, Gerber und Küfer, Schlachthauslöhner und Bauarbeiter. Natürlich sah man auch Kneipenwirte und Pfandleiher, Wettvermittler und Bestatter, doch der größte Teil der Angestellten war unsichtbar, weggeschlossen in Arbeitshäusern und Fabriken, wo sie man sie für ein paar Stunden Schlaf auf einem harten Bett und eine Schüssel Suppe am Tag Stunde um Stunde Sklavenarbeit leisten ließ.
    Durch dieses Menschengewirr fuhr der Wagen. Swinburne lenkte ihn durch enge Durchgänge zwischen verwahrlosten Mietshäusern, deren Giebel sich gefährlich nach vorn neigten und drohten, ineinanderzustürzen und alle unter ihnen auf dem Pflaster zu begraben.
    Schmutzwasser tropfte von ausgehängten Wäschestücken auf ihn hinunter.
    Der Meister und sein Lehrling hielten an, besorgten sich beim Geflügelhändler eine Gans und steckten sie in einen Sack, den der Zinken zwischen den Beinen festgeklemmt hielt, während sie weiterfuhren.
    »Is’ ’ne Kämpfernatur«, bemerkte er anerkennend.
    Etwa zehn Minuten später erreichten sie die Trueman Brauerei, bogen in die Hanbury Street ein und hielten vor Nr. 29. Es war ein großes Gebäude mit vielen Zimmern und einer Eisenwarenhandlung zur Straße hin. Ein Schild im Fenster verkündete: Zimmer zu vermieten. Bewerbung im Laden, ausschließlich seriöse Anfragen. Keine Ausländer.
    »Mach’s Pferd fest und hol die Sachen runter«, befahl Sneed und sprang vom Wagen. Mit dem Sack in der Hand betrat er das Geschäft, während Swinburne dem Pferd die Vorderbeine zusammenband.
    Der Dichter zerrte die schwere Tasche von der Ladefläche und wartete. Einen Moment später kehrte Sneed zurück und deutete auf eine zweite Tür. »Hier lang«, knurrte der und stieß sie auf.
    Swinburne folgte seinem Meister einen Flur entlang und durch eine zweite Tür, die in einen Hinterhof führte, ein Flickwerk aus Steinen, Gras und Schmutz. Er enthielt einen kleinen Schuppen und einen Abort und war eingefasst von einem hohen Holzzaun. Drei Stufen führten zu einer weiteren Hintertür. Der Zinken klopfte. Eine ältere Frau im Reifrock öffnete ihnen, die Haare auf Lockenpapier gewickelt. Sie bedeutete ihnen, einzutreten.
    Sie durchquerten einen Waschraum und die Küche, gingen durch einen kurzen Flur, dann durch eine Tür zu ihrer Rechten und traten in ein kleines Wohnzimmer.
    »In Ordnung, Ma’am, Sie können uns allein lassen«, sagte Sneed.
    »Passen Sie auf, dass Sie mein Porzellan nicht kaputtmachen«, sagte die alte Dame, als sie verschwand.
    Swinburne sah sich um, konnte aber kein Porzellan entdecken.
    Der Raum roch muffig und feucht.
    »Na los!«, fuhr ihn der Zinken an. »Leg den Boden aus!«
    Er setzte sich in einen schäbigen Sessel, zog die Flasche schwarz Gebrannten aus der Tasche und nahm ein paar Schlucke, während er Swinburne beim Arbeiten zusah und dem Sack zwischen seinen Knien hin und wieder einen Schlag versetzte.
    Bald hatte Swinburne den Fußboden und die wenigen Möbel, die es gab, abgedeckt.
    Der Meisterkehrer ließ die Flasche zurück in seine Tasche gleiten, rutschte vom Sessel und steckte seinen Kopf in den Kamin, den Blick nach oben gerichtet.
    »Nee«, grunzte er. »Da kommste nich’ hoch. Warum der Käfer mir so ’nen grobschlächtigen Riesenelefanten wie dich schicken musste, weiß ich nich’.«
    Swinburne grinste. Man hatte ihn im Laufe seines Lebens schon als vieles bezeichnet, aber »grobschlächtiger Riesenelefant« hörte er zum ersten Mal.
    Der Zinken drehte sich um, ließ die Hand vorschnellen und schlug dem Dichter ins Gesicht. Swinburne keuchte auf.
    »Das Lachen kannste dir von der dreckigen Visage wischen!«, fauchte der Zinken. »Bildest dir wohl sonst was ein, hä?«
    Sie kehrten zum Wagen zurück, und Swinburne löste die Seile, mit denen die Leiter gesichert war. Sneed zog sie herunter – für

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