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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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willst du eine Nachricht verschicken?«
    »Ich nehme einen Sittich mit!«
    »Das funktioniert doch nicht! Wo willst du denn einen auftreiben, der zufrieden in deiner Tasche sitzt, ohne aus voller Kehle zu fluchen? Er wird Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und du landest mit aufgeschlitzter Kehle in der Gosse, und wenn es nicht die Werwölfe waren, dann war es ein East-Ender.«
    »Dann weiß ich auch nicht, Richard, aber ich finde eine Möglichkeit. Es ist unsere einzige Hoffnung, den Fall zu lösen!«
    »Unsere einzige Hoffnung? Was meinst du mit unsere ? Seit wann bist du mein Assistent?«
    »Seit gerade eben – und ich lasse mich nicht davon abbringen. Dieser Plan wird aufgehen, und du weißt es!«
    »Gar nichts weiß ich.«
    Ihr Streit dauerte an, bis sie Swinburnes Wohnung erreichten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Burton eingesehen, dass nichts, was er sagen oder tun konnte, den kleinen Dichter vom Wahnsinndieses Vorhabens überzeugen würde. Er war sogar versucht, seinen Freund zu hypnotisieren, doch Swinburne war von so exzentrischem Charakter, dass sein Verhalten unter magnetischer Einflussnahme unmöglich vorherzusagen und womöglich genauso gefährlich war wie dieser irrsinnige Plan. Also willigte er widerstrebend ein, später noch einmal mit dem Käfer zu sprechen.
    In seinem Hinterkopf entstand eine Idee, und er erkannte, dass ein erneuter Ausflug nach Battersea ebenfalls vonnöten sein würde.

    Als er Zuhause ankam, bemerkte Sir Richard Francis Burton, dass die Baustelle mittlerweile bis vor sein Haus gewandert war. Die zwei Kerle, die einen schmalen, aber tiefen Graben offenlegten und hinter sich wieder schlossen, schufteten offenbar mit weit größerer Effizienz als der durchschnittliche Arbeiter, den Burton normalerweise in London antraf.
    »Die zwei sind schnell, was, Captain?«, ertönte eine Stimme. Es war Mr Grub, der Kastanienverkäufer.
    »Das sind sie, Mr Grub«, stimmte Burton zu. »Gönnen Sie sich heute mal einen Tag Urlaub?«
    »Nicht freiwillig. Irgendein Trottel hat die Kontrolle über sein Hochrad verloren und mein Backrohr umgefahren. Hat eine verdammt große Beule hinterlassen. Musste es zu meinem Schwager rüberschicken, dem Kunstschmied, damit er es wieder in Form hämmert. Verflixt gefährlich, diese neuen Gefährte, meinen Sie nicht?«
    »Doch, doch, Mr Grub. Ich frage mich, was die zwei da treiben.«
    »Die Bauarbeiter? Verlegen ein Rohr. Wahrscheinlich eine neue Gasleitung.«
    Burton sah hinüber zu den zwei Arbeitern. Seltsame Gestalten, dachte er. Sehen eher aus wie Totengräber, nicht wie Arbeiter.
    Er wünschte Mr Grub einen schönen Tag und betrat sein Haus.
    Mrs Angell wartete im Flur auf ihn.
    »Jetzt aber, Sir«, sagte sie, die Hände in die Hüfte gestützt, und klopfte herausfordernd mit der Fußspitze auf den Teppichboden. »Das neue Fenster ist vor einer halben Stunde fertig geworden, und ich habe in Ihrem Arbeitszimmer wieder klar Schiff gemacht – aber ich wüsste zu gerne, was dieser ganze Unsinn sollte. Ich habe Ihre gottlose Zecherei nun schon mehrfach erlebt, aber ein solches Durcheinander haben Sie noch nie hinterlassen. Wer war dieser weißhäutige Ganove?«
    »Machen Sie uns eine Kanne Tee, Mrs Angell, und wir setzen uns ins Esszimmer. Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich Ihnen von meiner neuen Arbeitsstelle erzähle.«

Die Leichenräuber
    Als meine Mutter starb, war ich noch ein Junge, Und Vater verkauft’ mich, als kaum meine Zunge konnt’ schreien: »Weine! Weine! Weine! Weine!« So kehr’ ich eure Schlote, und schlaf’ im Ruß, alleine.
    WILLIAM BLAKE, LIEDER DER UNSCHULD
    Z ack!
    »Bitte … nein … ja … aah!«
    Zack!
    »Oh … ja … nein … aua!«
    Zack!
    »Oh! Ah! … Oh! Ha! Ha! … Das brennt!«
    Wieder und wieder sauste der Ledergürtel mit unerbittlicher Härte auf Algernon Swinburnes Gesäß und sandte Schauer der Lust durch seinen zierlichen Körper. Er schrie und heulte und stammelte verzückt, bis Meisterkehrer Vincent Sneed endlich müde wurde, den Gürtel beiseitewarf, die Hand vom Nacken des Dichters löste, von der Holzkiste zurücktrat, über die er Swinburne gelegt hatte, und sich den Schweiß von der Stirn wischte.
    »Jetzt haste wohl deine Lektion gelernt«, knurrte er. »Und keine Widerworte mehr, du kleine Ratte. Steh auf!«
    Swinburne erhob sich und rieb sich durch die Hose den Hintern. Er trug eine flache Mütze, ein dreckiges weißes Hemd ohne Kragen, eine abgetragene Weste, fingerlose Wollhandschuhe und zu kurze

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