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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Dreckloch, und ich bin der Stammgast der Stammgäste. Ich kann Ihnen versichern, der Rest ist ein unansehnlicher Haufen, alles zahnlose alte Säufer und ein paar dreckige Huren. Ich bezweifle, dass irgendwer dort unser Mädchen zeugt. Was den ursprünglichen Oxford angeht, der ist ein wahnsinniger Trottel, immer allein. Aber gut hinter der Theke. Effizient. Ich beobachte ihn natürlich weiter.«
    Oxford streckte die Hand aus und mit überraschter Miene griff Beresford danach.
    »Ich habe Ihnen nie richtig meinen Dank ausgesprochen, Beresford«, sagte Oxford.
    »Danke, Edward, aber die Sache beruht auf Gegenseitigkeit – Sie haben mir viele neue Gedanken in den Kopf gesetzt, während Sie bei mir waren. Ich sehe die Welt in neuem Licht. Vielleicht ist es an der Zeit, dass jemand die Menschen dazu auffordert, die Fesseln der Gesellschaft zu sprengen, zu sagen, was sie wollen und wann sie es wollen; ihre Sexualität frei auszuleben; sich zu kleiden, wie ihnen der Sinn steht; zu der Person zu werden, die sie sein wollen. Vielleicht werde ich eines Tages einen Aufstand anführen, wer weiß?«
    Er hickste.
    »Eine schöne Rede, Beresford«, lächelte Oxford. »Wenn auchein wenig undeutlich. Sie sollten weniger trinken, es tut Ihnen nicht gut.«
    Der Marquis grinste.
    »Warum hauen Sie nicht bis zum 1. Juli 1838 wieder ab?«, schlug er vor.
    »Gesagt, getan«, lautete die Antwort.
    Der Zeitreisende ging und kehrte ein halbes Jahr später zurück.

    Beresford war älter geworden.
    »Es tut mir leid, Edward, aber es gibt absolut nichts zu berichten, außer der Tatsache, dass sein seltsames Verhalten ihn den Job gekostet hat und er jetzt in Monton’s Tavern arbeitet. Darüber hinaus hat sich nichts geändert: Er lebt bei seiner Mutter, hat keine Freunde, und unter den Stammgästen ist auch kein Kandidat für uns.«
    »Danke, Henry. Wir sehen uns Ende des Jahres wieder.«
    »Wollen Sie schon wieder gehen? Ich habe Sie seit einer Ewigkeit nicht gesehen! Bleiben Sie, und unterhalten Sie sich mit mir.«
    »Ich kann nicht. Ich muss die Angelegenheit so bald wie möglich in den Griff kriegen. Ich will nach Hause, Henry.«
    Der Marquis seufzte.
    »Dann gehen Sie, mein Freund. Aber lassen Sie es sich gesagt sein, mit solchen Kurzbesuchen gebe ich mich nicht mehr zufrieden. Nächstes Mal bleiben Sie und leisten mir ein bisschen Gesellschaft!«

    Das nächste Mal war der 1. Januar 1839.
    »Vor Weihnachten hat er seine Kündigung eingereicht. Gute Neuigkeiten, Edward, wir erreichen langsam vertrautes Terrain.In vierzehn Tagen fängt er im Hat And Feathers an. Er hat es mir selbst erzählt! Haben Sie ein bisschen Zeit mitgebracht?«
    »Das nächste Mal.«

    Die Monate vergingen.
    Für Henry de La Poer Beresford, dessen zügelloser Lebensstil allmählich überraschend philosophische Züge annahm, war die Welt eben die Welt. Hätte er jedoch Edward Oxfords Wissen besessen, hätte er erkannt, dass es nicht länger die Welt der Geschichtsbücher war. Etwas war vom Kurs abgekommen und beschleunigte in eine andere Richtung.
    Dieses Etwas war der Marquis selbst. 1837 hatte er etwas unbedacht mit Isambard Kingdom Brunel geplaudert und im Herzen des berühmten Ingenieurs unbeabsichtigt das Samenkorn der Technokraten-Bewegung gesät. Genauso wie, dank Edward Oxford, in seiner eigenen Brust der Samen der Libertins keimte.
    Der Mann aus der Zukunft wusste nichts über diesen Lauf der Dinge, als er am 1. Juli 1839 auftauchte.
    »Sie haben mir gefehlt, alter Freund«, sagte Beresford.
    »Hallo, Henry. Sie mir nicht. Ich war doch gerade erst bei Ihnen! Erinnern Sie sich an Neujahr? Helfen Sie mir aus dem Helm, ja? Brennt er noch?«
    »Mehr als je zuvor. Und das Ding auf Ihrer Brust sprüht auch Funken.«
    »Ich werde wohl eine Weile bleiben und die Sachen reparieren müssen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Gut! Sie sind herzlich willkommen. Ich habe unsere Gespräche vermisst. Hier, wickeln Sie sich dieses Tuch um den Kopf, ich ziehe den Helm herunter.«
    Als der Anzug abgelegt war, ließen sich die beiden Männer im Wohnzimmer nieder, das mittlerweile, Mitte ’39, eines der letzten bewohnbaren Zimmer des heruntergekommenen Anwesens war.
    »Wein?«
    Oxford lachte. »Sie haben es schon wieder vergessen! Ich verdaue noch unser Abendessen von vor zwei Jahren!«
    »Meine Güte, daran muss man sich aber auch erst gewöhnen!«
    »Wie stehen die Dinge, Beresford?«
    »Mein Ruf ist mittlerweile wohl ruiniert, mein Freund. Wissen Sie, wie man mich jetzt

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