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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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nennt?«
    »Wie?«
    »Den Irren Marquis! Und wissen Sie, warum?«
    »Weil Sie ein hoffnungsloser Trunkenbold sind?«
    Beresford lachte. »Nun ja, teilweise. Aber größtenteils, weil ich mit den sozialen Konventionen breche, die uns ›Viktorianer‹ Ihrer Ansicht nach so unterdrücken. Edward, ich habe vor, eine Bewegung zu begründen, welche mit dem ganzen Gerüst des sittlichen Verhaltens aufräumt. Sie haben mich davon überzeugt, dass der Mensch viel mehr erreichen kann, wenn er frei ist.«
    »Ein ehrgeiziges Projekt! Und was ist mit dem Jungen?«
    »Ah, der geschätzte ursprüngliche Oxford! Seit Januar arbeitet er im Hat And Feathers. Mr A. W. Smith aus dem Ratcatcher ist ihm gefolgt, und der junge Kerl fühlt sich äußerst geschmeichelt, dass der eben genannte Gentleman ihn für den besten Mann hinter der Theke in ganz London hält! Haha! Aber ich weiß nicht, Edward, es ist ein kleiner Pub, und ich kann nicht erkennen, dass er sich dort mit irgendwem anfreundet. Eine Weile dachte ich, ich hätte unsere Zielperson in einem Mädchen namens Lucy Scales gefunden, einer Achtzehnjährigen. Sie kann natürlich nicht die sein, die er in Australien heiratet, aber sie hat das richtige Alter für die Mutter des Mädchens.«
    »Warum sie?«, fragte Oxford, und seine Augen leuchteten interessiert auf.
    »Weil sie im Februar beim Pub um die Ecke überfallen wurde und er recht heftig darauf reagiert hat. Ich war gerade nicht vor Ort, aber anscheinend steigerte er sich bis zum Nervenzusammenbruch in einen hysterischen Anfall hinein. Ein paar Wochen später hat er sich erholt und ist wieder zur Arbeit gekommen.«
    »Also glauben Sie, dass er für das Mädchen vielleicht etwas empfindet?«
    »Das dachte ich, aber bei näherer Betrachtung habe ich herausgefunden, dass er weder das Mädchen noch ihre Eltern oder sonst irgendjemanden, der etwas mit ihr zu tun hat, überhaupt kennt.«
    Oxford dachte einen Moment über die Geschichte nach, dann fragte er: »Sonst noch was?«
    »Ja, ich habe ein paar raffinierte Vorkehrungen meinerseits getroffen! Der Junge ist besessen davon, sich einen Namen zu machen, er will – ich zitiere – ›in die Geschichte eingehen‹.«
    »Ich war ein Idiot, ihm in meinem Zeitanzug aufzulauern«, unterbrach ihn Oxford. »Das hat ihn beinah den Rest seines ohnehin bereits geminderten Verstandes gekostet. Er hat gehört, was ich gesagt habe, und es so verdreht, dass es zu seinem Größenwahn passt.«
    »Dieser Wahn spielt uns jetzt in die Hände«, sagte Beresford. »Ich habe ihn in eine von mir – oder eher von A. W. Smith – gegründete Geheimgesellschaft aufgenommen. Sie heißt ›Junges England‹ und hat fünfundzwanzig Mitglieder.«
    Oxford schlug mit der Hand auf die Lehne seines Stuhls. »Bitte sagen Sie mir, dass Sie scherzen! Sie ziehen fünfundzwanzig Leute da hinein?«
    »Natürlich nicht! Die Leute gibt es alle gar nicht, genauso wie die Organisation selbst.«
    »Was ist denn dann der Sinn dahinter?«
    »Der Sinn besteht darin: Junges England hat vor, die Aristokraten des Landes – wie mich! – zu stürzen und sie mit dem zu ersetzen, was man den reinblütigen Arbeiter nennen könnte. Ich gehe jetzt nicht ins Detail, Edward, schließlich ist das alles Unsinn. Ich habe ein paar Reden geschwungen und den jungen Kerl eingesponnen. Aber das Ergebnis ist, dass jedes Mitglied der Organisation eine Ehefrau finden muss, die alle Qualitäten eines Arbeitermädchens in sich vereint. Sie muss gewissenhaft ihren Pflichten nachkommen, tugendhaft und sittlich sein, ehrlich, loyal und – nun ja, der ganze bescheuerte Quatsch eben.
    Jetzt hält der Junge Ausschau nach einer solchen unauffindbaren Jungfrau. Er soll die Herkunft eines jeden Mädchens beleuchten, das er kennenlernt. Er schreibt mir sogar über jedes einen Bericht!«
    Edward lachte, ein sprödes, kantiges Geräusch.
    »Sie sind ein gerissener Hund, mein Lord Marquis, das steht fest! Und ich muss zugeben, dass Ihr Einfallsreichtum mich beeindruckt!«
    »Ich helfe gerne. Jetzt überlasse ich Sie Ihren Reparaturarbeiten, aber ich bestehe darauf, dass wir uns später zusammensetzen und ein Glas Wein trinken. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Oxford verbrachte den Abend mit seinem Gastgeber, schlief, sprang dann am Morgen in die Luft und landete erst wieder am 1. Januar 1840 auf dem Rasen von Darkening Towers.

    »Sechs Monate bevor die Königin dran glauben muss, und die Sache wird langsam heiß!«, verkündete

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