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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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    Der Präsident trat vor, klopfte mit den Knöcheln auf die hölzerne Ablage des Rednerpults und blickte mit versteinerter Miene in die erwartungsvollen Gesichter. Das Publikum beruhigte sich langsam, bis es, abgesehen von gelegentlichem Husten, verstummte.
    Sir Roderick Murchison sprach: »Die Geschehnisse haben sich verzögert, und dafür muss ich mich entschuldigen – doch wenn ich Ihnen den Grund nenne, werden Sie mir verzeihen. Wir, das Komitee, sind zutiefst erschüttert über ein entsetzliches Unglück, das …«
    Er hielt inne, nahm sich nach einem kurzen Räuspern aber wieder zusammen.
    »… das Captain Speke widerfahren ist. Ein Unglück, das er, es schmerzt mich zu berichten, gewiss mit dem Leben bezahlen wird.«
    Rufe der Bestürzung und des Entsetzens wurden laut.
    Murchison breitete die Hände aus und rief: »Bitte! Bitte!«
    Langsam erstarb der Lärm.
    »Wir verfügen zur jetzigen Zeit nur über wenige Informationen«, fuhr er fort, »bis auf einen Brief von Lieutenant Spekes Bruder, der unlängst von einem Boten überbracht wurde. Danach hat sich der Lieutenant gestern Nachmittag einer Jagdgesellschaft auf dem Anwesen der Fullers bei Neston Park angeschlossen. Um sechzehn Uhr, als er gerade dabei war, eine Mauer zu überwinden, löste sich ein Schuss aus seinem Gewehr und verletzte ihn schwer am Kopf.«
    »Hat er sich selbst erschossen, Sir?«, rief eine Stimme aus dem hinteren Teil des Saales.
    »Sie meinen absichtlich? Darauf deutet nichts hin!«
    »Captain Burton«, rief ein anderer. »Haben Sie abgedrückt?«
    »Wie können Sie es wagen, Sir!«, donnerte Murchison. »Das ist vollkommen unvertretbar! So etwas werde ich nicht tolerieren!«
    Wie ein nicht enden wollender Kugelhagel schossen die Fragen aus der Menge, eine ganze Reihe von ihnen an Burton gerichtet.
    Der berühmte Entdecker riss eine Seite aus seinem Notizbuch, reichte sie Clement Markham, beugte sich zu ihm hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Markham warf einen schnellen Blick auf das Papier, erhob sich, trat an Murchisons Seite und sprach ihn mit verhaltener Stimme an.
    Murchison nickte.
    »Meine Damen und Herren«, verkündete er. »Sie sind in die Bath Assembly Rooms gekommen, um einer Diskussion zwischen Captain Sir Richard Burton und Lieutenant John Speke über die Frage nach dem Ursprung des Nils beizuwohnen. Ich verstehe natürlich, dass Sie Sir Richards Stellungnahme auf diesen schrecklichen Unfall hören wollen, der seinen Kollegen ereilte, doch wie Sie sicher vermuten können, ist dieser tief getroffen und sieht sich derzeit außerstande zu sprechen. Er hat jedoch eine kurze Stellungnahme verfasst, die Mr Clement Markham nun verlesen wird.«
    Murchinson entfernte sich vom Rednerpult, und Markham nahm seinen Platz ein.
    Mit ruhiger, fester Stimme verlas er Burtons Notiz: »Der Mann, den ich einst Bruder nannte, liegt heute schwer verwundet danieder. Die Meinungsverschiedenheiten, die bekanntermaßen seit seiner Rückkehr aus Afrika zwischen uns bestanden, machen es mir umso mehr zur Pflicht, mein aufrichtiges Gefühl der Bewunderung für seine Person und sein Unterfangen sowie meine tiefe Bestürzung darüber, dass ihn dieses Schicksal ereilt hat, öffentlich auszudrücken. Welchem Glauben Sie auch immer anhängen mögen, ich bitte Sie, für ihn zu beten.«
    Markham kehrte zu seinem Stuhl zurück.
    Im Auditorium herrschte vollkommene Stille.
    »Wir werden die Veranstaltung nun dreißig Minuten unterbrechen«, erklärte Murchinson, »dann wird Sir Richard eine von ihm verfasste Abhandlung über das Indus-Tal verlesen. Dürfte ich Sie in der Zwischenzeit respektvoll um Geduld bitten, während wir das Nachmittagsprogramm neu ausrichten? Vielen Dank.«
    Er führte die kleine Gruppe aus Entdeckern und Geografen aus dem Auditorium, und nach einigen hastig vorgebrachten gedämpften Worten mit Burton entfernten sie sich wieder in Richtung des Ankleideraums.
    Mit gelähmtem Geist und übervollem Herzen wandte sich Sir Richard Francis Burton in die entgegengesetzte Richtung, bis er einen der Lesesäle erreichte. Glücklicherweise war er unbesetzt. Er trat ein, schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Dann fing er an zu weinen.

    »Es tut mir leid. Ich kann nicht fortfahren.«
    Es war das leiseste Flüstern. Er hatte fünfundzwanzig Minuten gesprochen, kaum gewusst, was er sagte, mit matter, zitternder Stimme mechanisch aus seinen Tagebüchern vorgelesen. Seine Worte waren immer langsamer geworden und

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