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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Entdecker verwundert.
    »Das … das hatte ich vergessen!«
    »Was hatten Sie vergessen?«
    »Mein Gott …«, flüsterte Trounce erneut.
    »Jetzt spucken Sie es schon aus!«, fuhr Burton ihn an.
    Der Detective räusperte sich und fuhr fort, er sprach langsam und mit offensichtlichem Erstaunen: »Als Lucy in den Armen ihrer Schwester lag, entfernte sich Spring Heeled Jack schnellen Schrittes. Lisa gab zu Bericht, dass er mit hoher, irrsinnig klingender Stimme Selbstgespräche führte. Die meisten seiner Worte, sagte sie, seien unverständlich gewesen. Doch einen Satz gab es, den sie ganz genau verstanden hatte.«
    Trounce hielt inne. Er blickte den Mann ihm gegenüber an, der fragte: »Was war es?«
    »Anscheinend«, erwiderte Trounce, »rief er: ›Das ist alles deine Schuld, Burton!‹«
    Burton fühlte, wie sich eine eiskalte Hand in seinen Nacken legte.
    Die beiden Männer sahen einander an.
    Schatten krochen über die Wände, und der einsame Klang eines Nebelhorns drang durch die Fensterscheibe.
    »Reiner Zufall natürlich«, flüsterte Trounce.
    »Offensichtlich«, erwiderte Burton in gleichermaßen gedämpftem Tonfall. »1883 war ich siebzehn Jahre alt und wohnte mit meinen Eltern und meinem Bruder in Italien. Ich hatte nur einen sehr kleinen Teil meines Lebens in England verbracht und war Spring Heeled Jack ganz sicher nie begegnet. Ich hatte noch nicht einmal von ihm gehört.«
    Wieder trat Stille ein.
    Trounce schüttelte sich, schlug den Bericht auf und sah hinein.
    »Wie auch immer, wir kommen jetzt zu meiner eigenen Begegnung«, sagte er schroff, »die sich am 10. Juni 1840 ereignete, dem vielleicht unrühmlichsten Tag der britischen Geschichte.«
    Burton nickte. »Der Tag des Attentats.«

Das Attentat
    Attentate haben nie die Weltgeschichte verändert.
    BENJAMIN DISRAELI
    L angfinger Dennis war der Grund dafür, dass Police Constable William Trounce fünf Minuten zu spät kam. Fünf Minuten, in denen der achtzehnjährige Polizeibeamte zum Nationalheld statt zur Witzfigur des Scotland Yards hätte werden können.
    Der Constitution Hill lag auf Constable Trounces Runde, und er richtete es immer so ein, dass er genau um sechs Uhr dort war – gerade wenn Queen Viktoria und ihr Ehemann auf dem Weg zu ihrer abendlichen Runde um den Green Park in der offenen Kutsche aus dem ›Gartentor‹ des Buckingham Palace fuhren. Für die zwanzigjährige Königin bedeutete das tägliche Ritual einen kurzen Moment des Durchatmens an der frischen Luft – soweit das Wort ›frisch‹ auf den übelriechenden Dunst über London überhaupt zutraf –, eine Stunde der Flucht vor der erdrückenden Formalität des Buckingham Palace mit seinen verstaubten Fußsoldaten und hochmütigen Butlern, kriecherischen Beratern und schimpfenden Dienstmädchen. Für die Bevölkerung, die sich entlang der Strecke versammelte, war es die Möglichkeit, ihr zuzujubeln oder sie auszubuhen, je nachdem, wie die tägliche Meinung über ihre viermonatige Herrschaft ausfiel.
    Trounce zögerte gewöhnlich nicht, die Spötter aufzufordern »weiterzugehen«. Heute jedoch entdeckte Trounce Langfinger Dennis auf seinem Weg über die Prachtstraße The Mall, und erbeschloss, ihm zu folgen. Der notorische Taschendieb war, wie immer, gekleidet wie ein Gentleman und sah aus, als gehöre er zu jenem gut betuchten Publikum, das durch die festliche Allee flanierte. Es war nichts als Verkleidung. Hätte er den Mund aufgemacht und gesprochen, hätte ihn seine verhackstückte und verunglimpfende Vorstellung der englischen Sprache sofort als einen Bewohner des Londoner East Ends gebrandmarkt, auch bekannt als »The Cauldron«, der Kessel.
    ›Hat sich nicht schlecht herausgeputzt, unser Dennis‹, dachte Trounce, als er seinen Schritt verlangsamte und den herumstolzierenden Ganoven im Blick behielt.
    Der Taschendieb war offensichtlich auf der Suche nach einem Opfer, und wenn er es gefunden hatte, würde Trounce zugreifen. Es würde ihm gut stehen, wenn seine allererste Festnahme ausgerechnet die Karriere dieses Spitzbubens beendete.
    Es wurde jedoch schnell klar, dass sich Dennis mit einer Entscheidung heute eher schwertat. Er schlenderte von einer Seite der Allee zur anderen, folgte erst diesem Mann, dann jenem, blieb in einem Torbogen stehen und beäugte die Passanten, und die ganze Zeit über blieben seine geschickten Finger deutlich sichtbar. Sie verschwanden in keiner einzigen Tasche, nicht einmal in seiner eigenen.
    Nach einer Weile wurde Trounce

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