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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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offenem Mund stand Trounce da, die Augen weit aufgerissen, seine Arme hingen schlaff herab.
    Eine ganze Minute verstrich, bevor er sich aufrichtete, als erwache er nur allmählich aus einem Traum, und den grünen Hügel zur königlichen Kutsche hinunterblickte. Dann sah er wieder hinüber zum Dickicht. Der Mann, der den Schützen angegriffen hatte, musste noch immer irgendwo dort drinnen sein.
    Er trat zwischen die Bäume und begann zu suchen.
    »Es hat keinen Sinn, sich zu verstecken, Sir. Zeigen Sie sich!«, rief er.
    Zehn Minuten später gestand er sich die Niederlage ein. Auf dem Waldboden hatte er einen Zylinder gefunden, sonst nichts. Der Mann war entkommen.
    Er schleppte sich den Abhang hinab, auf die chaotische Szenerie zu, die sich unter ihm ausbreitete. Sein Kopf war leer.
    Mehrere Polizisten scharten sich um die Kutsche und drängten mithilfe der königlichen Vorreiter die Menge zurück.
    Trounce bahnte sich einen Weg durch die Schaulustigen – einige schwiegen, andere schluchzten oder sprachen gedämpft miteinander, einige riefen oder schrien – und ging hinüber zu der Stelle, wo der Attentäter lag. Der Kopf des Mannes war auf dem niedrigen Geländer aufgespießt worden und stand in seltsamem Winkel vom Körper ab. Die Spitze eines Eisenpfahls ragte aus seinem linken Auge, darunter sammelte sich Blut. Es war ein grässlicher Anblick.
    Zwei Steinschlosspistolen lagen in der Nähe auf dem Boden.
    ›Seltsam‹, dachte Trounce, ›wie ähnlich sich der Attentäter und der Mann, der versucht hatte ihn aufzuhalten, gewesen waren.‹
    Wie betäubt stand er da, nicht in der Lage, etwas zu tun, hilflos.
    Zu seiner Linken, ein kleines Stück von ihm entfernt, beobachtete ein schnurrbärtiger Mann ganz ruhig, was passierte, während ein Lächeln seine Lippen umspielte. Ein Lächeln!
    Trounces Erinnerung regte sich. Ein Fall, über den er gelesen hatte, zwei oder drei Jahre lag er zurück. Etwas über ein Mädchen, das von einem … von einem Geist angegriffen wurde, der mit gewaltigen Sprüngen entkommen war, von einer funkensprühenden Gestalt, von einer Kreatur namens: Spring Heeled Jack!

Die Gründung der Libertins
    Wir werden uns nicht über die Vorstellungen definieren, die ihr erzwingt.
    Wir verachten die soziale Gesinnung, die ihr aufrecht erhaltet.
    Wir respektieren die Ansichten unserer Väter weder, noch passen wir uns ihnen an.
    Wir denken und handeln gegen den Strom der öffentlichen Meinung.
    Wir verhöhnen eure Dogmen. Wir lachen über eure Gesetze.
    Wir sind die Anarchie. Wir sind das Chaos. Wir sind Individuen.
    Wir sind die Aufrührer.
    AUS DEM MANIFEST DER AUFRÜHRER
    D ie Kerze flackerte ein letztes Mal und erlosch. Ein Rauchfaden stieg zur hohen Decke hinauf.
    Schweigen breitete sich zwischen den beiden Männern aus.
    Detective Inspector Trounce brach es nach einigen Augenblicken: »Man erzählte sich später, ich sei in Panik verfallen und davongerannt«, murmelte er. »Sagte, meine Behauptung, Spring Heeled Jack gesehen zu haben, sei nichts als ein Versuch, meinen ›Moment der Feigheit‹ zu rechtfertigen. Wäre ich nicht noch so unerfahren gewesen – ich war damals erst seit vierzehn Tagen im aktiven Dienst –, hätten sie mich aus der Truppe geworfen. So wurde ich mehr als ein Jahrzehnt lang ausgelacht, verspottet und bei Beförderungen übergangen. Wieder und wieder musste ich mich beweisen und mir den Respekt auf die harte Tour verdienen. Hier beim Yard vergisst man nichts, Captain Burton. Sie nennenmich noch heute ›Trounce, den Hasen‹, und selbst nach all den Jahren flüstert man in einigen Teilen des Gebäudes immer noch hinter meinem Rücken.«
    »Sie haben vorhin jemanden namens Honesty erwähnt«, erwiderte Burton.
    »Detective Inspector Honesty. Kein schlechter Mann, wirklich nicht, aber einfallslos, ein bisschen von gestern. Aber der Chief Commissioner hört auf ihn, und alle beide haben keine Zeit für das, was sie für meine übertriebene Fantasie halten.«
    »Niemand versteht Ihre Situation besser als ich«, sagte Burton mitfühlend. »Für viele bin ich ›Dick, der Schläger‹ oder der ›Krawall-Captain‹ – oder noch viel Schlimmeres –, alles wegen eines Berichts, den ich in Karachi geschrieben habe, fünf Jahre nach dem Tod Königin Viktorias. Den ich auf direkte Anweisung hin geschrieben habe, sollte ich dazusagen.«
    Trounce grunzte. »Wenn man das Etikett einmal hat – ob gerechtfertigt oder nicht –, wird man es nicht wieder los.«
    Er leerte

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