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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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die Zähne.
    Burton beugte sich über das Ohr des Hundes und sagte: »Downing Street Nr. 10, Whitehall.«
    Der Läufer drehte sich um, sprang mit einem Satz über das Tor und verschwand im Nebel.
    Burton kehrte in sein Arbeitszimmer zurück und ging hinüber zum Kamin. Das Dienstmädchen hatte vorhin offenbar ein Feuer angezündet, denn es brannte, wenn auch nur äußerst halbherzig. Er stocherte mit der Kohlenzange ein wenig darin herum, nutzte einen glimmenden Scheit, um sich eine Zigarre daran anzuzünden, und sank in seinen Lehnstuhl.
    Wie Palmerston am Morgen so detailliert dargelegt hatte, war Burtons bisheriges Leben bemerkenswert gewesen, doch ihm war, als sei der heutige Tag vielleicht der erstaunlichste von allen.
    Verwundert schüttelte er den Kopf. Erst gestern hatte er über der quälenden Frage gebrütet, was er als nächstes tun sollte.
    Er lehnte den Kopf gegen die kunstvoll bestickte Zierdecke, die Mrs Angell aus dekorativen Zwecken über das Möbel geworfen hatte, schloss die Augen und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Sie führten ihn zurück ins Jahr 1841, das Jahr, in dem er angefangen hatte, die arabische Sprache zu studieren, das Jahr, in dem das Empire beinahe zusammengebrochen wäre.
    Die Regierung jener Zeit war im Zuge des Todes von Königin Viktoria unter der Führung von Lord Melbourne in ernste Bedrängnis geraten. Es gab nur einen einzigen Thronerben: ihr Onkel Ernst August I., Herzog von Cumberland und König von Hannover, der fünfte Sohn König Georgs des III. Allerdings erfüllte der Gedanke, er könnte König von England werden, die gesamte Bevölkerung mit Entsetzen, denn der neunundsechzig Jahre alte Ernst war zweifellos genauso wahnsinnig wie sein Vater. Es gab anhaltende Gerüchte, er hätte im Jahr 1810 seinen Kammerdiener brutal ermordet, einen Sohn mit Prinzessin Sophia gezeugt – unglücklicherweise seine eigene Schwester – und sich an Lady Lyndhurst vergangen. Zudem war er ein überzeugter Konservativer und passte somit so gar nicht zur eher liberal ausgerichteten Politik, die in England damals große Unterstützung fand. Außerdem hieße das, die Königshäuser von Hannover und des Vereinigten Königreiches wieder zusammenzuführen, obwohl sie erst nach der Thronbesteigung Viktorias vor drei Jahren ihre Eigenständigkeit gewonnen hatten.
    In unmittelbarer Folge des Attentats war die Bevölkerung auf den Straßen zusammengekommen, um gegen die Möglichkeit zu protestieren, dass Ernst ihr König werden könnte. In mehreren Städten kam es zu Aufständen. Neben dem Parlamentsgebäude explodierte eine Bombe.
    Die Regierung rief eine Verfassungskrise aus, die Thronbesteigung des Herzogs von Cumberland wurde abgewehrt, die königliche Macht ging auf einen Rat hoher Beamter über, unter ihnender damalige Außenminister Lord Palmerston. Diese Männer wandten ihre Aufmerksamkeit einem Punkt der Gesetzgebung zu, der im August 1840 hätte eingeführt werden sollen. Es war der Regency Act, aufgesetzt, als Viktoria ihre erste Schwangerschaft bekanntgegeben und bestimmt hatte, dass ihr Ehemann, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, im Falle des Todes seiner Frau vor der Volljährigkeit ihres gemeinsamen Kindes, selbst zum Regenten ernannt werden solle.
    Palmerston, der sich durch seine Neigung, ohne die Befolgung des angemessenen Konsultationsprozesses zu handeln, Viktorias tiefe Abneigung zugezogen hatte, erkannte eine Chance, wenn er sie sah. Mit dem politischem Geschick eines Taschenspielers datierten er und seine Ratskollegen den Regency Act zurück, sodass er bereits mit der Empfängnis des königlichen Kindes galt, nicht erst mit seiner Geburt. Anschließend wurde das Gesetz eilig durch das Parlament gewinkt und einstimmig verabschiedet.
    Es war natürlich reiner Hokuspokus.
    Das ungeborene Kind war mit Viktoria gestorben, also hatte der Prinz, Gesetz hin, Gesetz her, kein Anrecht auf den Thron. Um dies zu erreichen, waren weitere Maßnahmen vonnöten. Die Verfassung musste umgeschrieben werden.
    Ernst August I. war natürlich außer sich. Wäre Hannover auch nur etwas größer gewesen als eine kleine englische Grafschaft, hätte er wahrscheinlich einen Krieg ausgerufen. Doch unter den gegebenen Umständen sah er hilflos zu, während die britischen Politiker die notwendigen Änderungen vornahmen und ihn mit nichts als ein paar Unterschriften seines Thronanspruchs beraubten.
    Im Jahre 1842 ging der Thron des britischen Empires schließlich an das Haus Sachsen-Coburg und

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